
Warum heißt Wilhelmsburg eigentlich Wilhelmsburg?
Nach einer Burg sucht ihr in diesem Stadtteil vergeblich: Hier erfahrt ihr, woher Wilhelmsburg seinen Namen hat – und was genau dahintersteckt.
Wo ist sie denn nun, die Burg? Da könnt ihr lange suchen, in Wilhelmsburg gibt's höchstens den Energiebunker, der zumindest in seiner ursprünglichen Funktion als Flakbunker dieser Bezeichnung nahe kommt. Der Name eures Stadtviertels rührt nicht von einem trutzigen Bauwerk her – sondern er ist nach seinem Gründer, Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle, benannt. Der erwarb im Jahr 1672 mit Stillhorn, Georgswerder und Moorwerder die drei größten der damals noch zahlreichen kleinen Elbinseln und ließ sie durch Deiche verbinden. Wilhelmsburg war geschaffen.
Im 14. Jahrhundert lebten die Bewohner auf Wurten
Besiedelt waren die Inseln, die vor etwa 11.700 Jahren durch den Rückzug der letzten Gletscher der Weichsel-Kaltzeit entstanden, aber schon seit dem 14. Jahrhundert. Damals lebten die Bewohner auf Wurten oder Warften, also künstlichen Erdhügeln, die zum Schutz vor den regelmäßigen Hochwassern aufgehäuft wurden. Eine letzte solche Warft ist im Naturschutzgebiet Heuckenlock zu finden. Dort gibt es auch noch Reste des Auenwaldes, der die Inseln früher großflächiger bedeckte.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat Wilhelmsburg einen Ringdeich
Nach und nach entstand durch diverse Eindeichungen die große Hauptinsel Wilhelmsburg, wie wir sie heute kennen – einen kompletten Ringdeich gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts, der nach der Sturmflutkatastrophe im Jahr 1962 und auch 2018/19 nochmals verstärkt und erhöht wurde. Flächenmäßig ist es der größte Stadtteil Hamburgs; auch die Inseln Hohe Schaar und Neuwerk gehören zu ihr. Seit März 2008 gehört Wilhelmsburg zum Bezirk Hamburg-Mitte – nach vielerlei Hin und Her in den vergangenen Jahrhunderten.
Wechselhafte Vergangenheit
Anfang des 19. Jahrhunderts war es französisch, danach wieder Teil des Königreichs Hannover, ab 1866 schließlich preußisch. Der Beitritt Hamburgs zum Deutschen Zollverein im Jahr 1888 wirkte sich auch auf Wilhelmsburg aus: Nicht nur auf der Hamburger Seite der Norderelbe entstanden neue Hafenbecken, Fabriken und Bahnhöfe, sondern auch auf der preußischen: Wilhelmsburg und mit ihm das Reiherstiegviertel erblühten.
1927: die Großstadt Harburg-Wilhelmsburg
Mit dem benachbarten Harburg war Wilhelmsburg lange eng verbandelt, zeitweise auch Teil von ihm. 1925 wurde Wilhelmsburg aus dem Landkreis Harburg herausgelöst und zur kreisfreien Stadt erklärt, zwei Jahre später mit Harburg zusammen zur Großstadt vereinigt. 1937 wurde Harburg-Wilhelmsburg als Stadt zunächst Teil des Landes Hamburg, 1938 folgte dann die Eingemeindung. 1951 verlor Wilhelmsburg einen guten Teil seiner Eigenständigkeit – aus einer eigenen Stadt wurde ein Stadtteil des Bezirkes Harburg, was es bis 2008 auch blieb. Wenn ihr mehr über die Vergangenheit eurer Insel und dem Leben darauf erfahren wollt, dann schaut doch einmal im Museum Elbinsel vorbei – hier ist das alles sehr anschaulich dargestellt.
Wilhelmsburg in Zahlen
Einwohner: 54.068, davon 48,2 Prozent weiblich und 51,8 Prozent männlich, 32,2 Prozent ausländischer Herkunft (Hamburger Durchschnitt: 50,8/49,2/16,9 Prozent)
Durchschnittsalter: 38,2 Jahre (Hamburger Durchschnitt: 42,1 Jahre)
Einpersonenhaushalte: 49,6 Prozent (Hamburger Durchschnitt: 54,4 Prozent)
Haushalte mit Kindern: 22,8 Prozent (Hamburger Durchschnitt: 17,8 Prozent)
Arbeitslosenquote: 8,4 Prozent (Hamburger Durchschnitt: 4,8 Prozent)
Durchschnittseinkommen pro Jahr( Stand 2013): 21.890 Euro (Hamburger Durchschnitt: 39.054 Euro)
Wenn nicht anders gekennzeichnet: Stand 31.12.2018
Spannende Historie Hamburger Stadtteile
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