
Uberforderung: Braucht Hamburg wirklich so viele Fahrdienste?
Carsharing, E-Roller, Fahrrad oder Sammeltaxi? Unsere Redakteurin Lisa blickt langsam nicht mehr durch im Mobilitäts-Dschungel. Und jetzt gibt's auch noch Uber in Hamburg. Aber brauchen wir all das?
Dienstagabend. Kiez. Feierabendbier. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir: schon Viertel nach zwölf! Ein wenig Panik macht sich breit, immerhin fährt die letzte Bahn Richtung Barmbek in einer knappen halben Stunde. Doch meine Begleitung beruhigt mich, schließlich gäbe es in Hamburg – nebst öffentlicher Verkehrsmittel – mittlerweile tausend Möglichkeiten, um nach Hause zu kommen.
Stimmt. Ich könnte mir ein Moia rufen – oder doch lieber ein CleverShuttle? Aber was, wenn um die Uhrzeit niemand in meine Richtung will? Carsharing kommt, jedenfalls nach Bier(en), natürlich nicht in Frage. Obwohl in der Nähe zahlreiche Autos von Car2Go, DriveNow, Sixt Share, Miles und Ubeeqo stehen. Genauso wie E-Roller. Die zweirädrigen Gefährten von Lime, Tier, Voi und Circle sind schließlich in der ganzen Stadt verteilt. Doch selbst nüchtern würde ich die Strecke Kiez – Barmbek nicht auf mich nehmen. Das Fahrrad-Abo von Swapfiets oder ein StadtRAD würden mir deswegen auch nicht weiterhelfen. Ebenso wenig die Emmy-Roller. Bleibt natürlich das Altbekannte: Taxi. Aber welcher Anbieter? Hansa-Taxi, Das Taxi oder doch besser via App über myTaxi – ach ne, heißt ja jetzt Free Now.
Nehm' ich die da, die da, die da oder die da?
Ich habe also die Qual der Wahl – und genau da liegt das Problem. Unterm Strich sind Anbieter wie Moia, Car2Go und Co. natürlich ziemlich großartig. Immerhin sollen sie die Hanseaten dazu anregen, das eigene Auto auch mal stehen zu lassen, wenn nicht sogar komplett darauf zu verzichten. Denn 90 Prozent der deutschen Berufspendler fahren allein zur Arbeit und wieder zurück. Rund vier Plätze bleiben im Auto also leer – dafür werden die Straßen immer voller und Parkplätze rar. Die Folge: Verkehr, Lärm und Abgase. (Attraktive) Alternativen werden also dringend benötigt. Und was macht sich da besser, als so ein schnittiger E-Roller oder ein Sammeltaxi, das weniger als einen 10er kostet? Aber müssen es gleich drölf verschiedene Anbieter sein? Aktuell stellt sich nämlich, zumindest bei mir, ein kleiner Overload ein. Das Angebot überfordert, oder soll ich sagen: uberfordert. Neuzugang unter den Fahrdiensten ist nämlich Uber. Also noch einer mehr unter den zahlreichen Apps, die ich mittlerweile auf einer separaten Seite meines iPhone sammeln kann. Und von den Taxifahrern, die um ihre Buchungen und Jobs fürchten, möchte ich gar nicht erst anfangen.
Uber in Hamburg: So neu ist das gar nicht
Übrigens war Uber schon vor Jahren mit seinem Modell in Hamburg gescheitert. Damals kutschierten Privatfahrer die Kunden durch die Stadt. Das wurde jedoch gerichtlich untersagt, um das Personenbeförderungsgesetz mit seinen Auflagen für das Taxigewerbe weiterhin durchzusetzen. Dieses Mal wird's keine Privatfahrer geben. Dafür Mietwagenfirmen. Bucht man also ein Uber, mietet man quasi das Auto samt Fahrer, der wiederum für eine Mietwagenfirma arbeitet und über einen Personenbeförderungsschein verfügt. Klingt kompliziert? Ist es auch. Und in meinen Augen, hier in Hamburg, mit Carsharing, Sammeltaxen und Co. total überflüssig. Letztendendes entscheide ich mich dann doch dafür, einen letzten großen Schluck aus meiner Bierflasche zu nehmen und zur Bahn zu sprinten. Immerhin zahle ich jeden Monat eine (nicht ganz unbeträchtliche) Summe Geld, um dieses Angebot zu nutzen. Angst, jemandem den Parkplatz wegzuschnappen oder die Straße zu verstopfen, muss ich auch nicht haben. Schließlich gleiten wir gemütlich über oder unter dem Verkehr hinweg.
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