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Hamburg

Neues Jahr, neue Räder, neue Preise: Das tut sich bei "StadtRad"

Sandra Brajkovic
Sandra Brajkovic

2019 beginnt für emsige StadtRad-Nutzer mit einem Downer, bringt dann aber einige Erneuerungen – und neue Downer. Was es bei "StadtRad" Neues gibt und was uns der rote Fahrrad-Spaß in Zukunft kosten wird, lest ihr hier.

"StadtRad": Die guten Nachrichten

2019 kommen 136 neue Stationen dazu. Momentan gibt es 214 Stationen, die in der Hansestadt verteilt sind. 350 sollen es im nächsten Jahr werden. Damit soll fast jede Hamburger U- oder S-Bahn-Station im StadtRad-Gebiet mit einer Leihstation ausgestattet sein. Auch Orte mit besonders hohem Publikumsaufkommen sollen weitere Leihstationen bekommen.

2019 wird es mehr Räder geben: Zurzeit rollen 2450 Stadträder in Hamburg umher. Nächstes Jahr wird kräftig aufgestockt – auf insgesamt 4200 der roten Drahtesel. Die Räder selbst werden auch neu sein: Ein tieferer Durchstieg soll das Aufsteigen erleichtern. Der Lenker selbst ist höher als vorher. Somit bewegen sich die Drahtesel weg vom Mountain Bike mit dem Popo in der Luft und mehr hin zum Hollandrad. Den Popo in die Höhe recken müssen wir 2019 auch beim Freischalten nicht mehr: Das Bedienfeld erreicht ihr dann nicht mehr durch mühseliges Bücken am Hinterrad, sondern es wird direkt am Lenker integriert sein. Beim Sattel müssen wir auch nicht mehr schätzen, wie hoch oder tief er sein soll: Er bekommt eine Skalierung. Wer das StadtRad regelmäßig nutzt, kann sich also seine Wohlfühl-Skala merken.

2019 kommen die E-Lastenräder: Auf Amsterdams Straßen ist es kein ungewöhnliches Bild, wenn jemand seine neue Waschmaschine mit dem Fahrrad durch die Gegend kutschiert. Die ersten 20 E-Lastenräder sollen auch uns diesen Luxus bald ermöglichen, insgesamt sollen es 70 Stück werden.

"StadtRad": Die nicht so guten Nachrichten

Im Januar 2019 können wir StadtRad nicht nutzen: Im Januar sind wir auf unsere eigenen Räder oder den HVV angewiesen, denn der gesamte erste Monat des Jahres wird dafür verwendet, die oben genannten Änderungen auch umzusetzen. Es gilt also Betriebspause bis zum Februar. "StadtRad" wird teurer: Ja ja, nicht nur beim HVV wird an der Preisschraube gedreht, auch die roten Bikes sind nicht mehr so billig zu haben wie bisher. Bisher war es ja so: Ihr habt einmalig 5 Euro Anmeldegebühr gezahlt und habt diese auch direkt als Gutschrift auf eurem Stadtrad-Konto bekommen. Schöne Zeiten waren das! Zukünftig zahlen wir eine jährliche Nutzungsgebühr von 5 Euro und bekommen im Gegenzug kein Guthaben. Die erste halbe Stunde Fahrzeit bleibt wie zuvor kostenlos, jedoch erhöht sich ab Minute 31 der Preis von 8 Cent auf 10 Cent pro Minute. Die Tagespauschale erhöht sich auch von 12 auf 15 Euro.

Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten

Die zusätzlichen Einnahmen sollen den von der Stadt Hamburg ebenfalls bezuschussten Ausbau mitfinanzieren. Der Part stößt auf Kritik. "Die Preissteigerung und Abwälzung der Mehrkosten auf die Nutzer hat mit nachhaltiger Radverkehrsförderung nichts zu tun", äußerte sich Dirk Lau vom ADFC gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Auch von der CDU hagelt es Kritik: Das fehlende Geld könne über Werbung auf den Leihrädern und an den Stationen herangeschafft werden, so wie es bereits die Konkurrenz "nextbike" umgesetzt hat:

Radfahren in Hamburg muss attraktiver werden

Hamburg will von einer Autostadt zur fahrrad- und umweltfreundlichen Metropole werden. Die bisherigen "Erfolge" würden von vielen wohl als "dürftig" bis "nicht vorhanden" beschrieben werden. So gibt es offenbar auf der Elbchaussee keinen Platz für einen Radweg, und über das Diesel-Fahrverbot auf der Max-Brauer-Allee wollen wir gar nicht erst sprechen. Der Ausbau der StadtRäder ist, ebenso wie der Ausbau der Radwege, eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings haben es Nutzer der roten Räder nicht immer leicht: Seit September 2018 gelten auch strengere Regeln für das Abstellen der StadtRäder. Es hagelte offenbar Beschwerden darüber, dass die voluminösen roten Drahtesel in der Gegend herumstehen, zum Beispiel im Park oder auch an regulären Fahrradständern. Diese seien für Privaträder, nicht aber für die StadtRäder gedacht. Wie attraktiv die Nutzung eines Gefährts ist, mit dem man eigentlich nicht mal eben zum Bäcker kann ohne sich des widerrechtlichen Parkens schuldig zu fühlen, sei mal dahingestellt. Vermutlich ebenso attraktiv wie Fahrradfahren in Hamburg.