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Jupiter Union / Jennifer Meyer
Wilhelmsburg

Stadtfarm Minitopia: Hamburgs grüne Oase für ein unabhängiges Leben

Jennifer Meyer
Jennifer Meyer

Hamburgs erste Community-Stadtfarm Minitopia liegt in Wilhelmsburg. Sie ist ein Spielplatz und Experimentierfeld für alle, die nach einer alternativen Möglichkeit suchen, wie wir alle künftig leben können. Wir stellen euch dieses interessante Projekt vor.

In Hamburg-Wilhelmsburg, zwischen einem Gewerbegebiet, einer stark befahrenen Straße und ein paar Wiesen und Weiden, findet ihr auf dem Gelände einer alten LKW-Werkstatt das Projekt Minitopia. Hamburgs erste Community-Stadtfarm, auf der eine kleine Gruppe von Menschen testen will, ob und wie sie mit den Ressourcen, die sie vor Ort haben und ihren eigenen Händen produzieren, ein Leben führen können, das unabhängig von Kontostand und gegebenen Strukturen unserer globalisierten Welt funktioniert.

Wie soll unsere Gesellschaft in Zukunft aussehen?

Im Frühsommer 2017 wurde das Projekt Minitopia ins Leben gerufen. Auf der brachliegenden Fläche ist ein großer Permakulturgarten mit zahlreichen Hochbeeten und einer Außenküche entstanden. In den Hallen findet ihr unter anderem eine große Werkstatt. Infrastrukturen, die es braucht, damit das Projekt funktionieren kann. Die Idee zu Minitopia hatten die Freundinnen Käthe und Stevie, weil sie mit der Welt und der Gesellschaft, in der wir leben, unzufrieden sind.

"Wenn man erst einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, was alles schief läuft auf der Welt, dann schaut man, was man selbst eigentlich dagegen tun kann", so Stevie. "Jutebeutel statt Plastiktüte schafft inzwischen wohl jeder. Aber wie können wir etwas bewegen, wenn wir keine Millionen auf dem Konto und so nur wenig Einfluss haben?" Durch Zufall stießen die beiden auf das Gelände in Wilhelmsburg und auf die Idee, dass es einen Ort braucht, an dem Menschen ausprobieren können, wie unser Leben aussehen kann, wenn wir es möglichst unabhängig vom gegebenen System führen. "Jeder einzelne kann Dinge im Kleinen tun. Aber dann ist die Frage: Was können wir als Gesellschaft erreichen? Wie könne wir Ressourcen und Wissen besser teilen?", so Stevie.

Minitopia ist Stadtfarm und Experimentierfeld

Denn wie genau unsere Gesellschaft aussehen soll, auf diese Frage hat kaum einer eine Antwort – nur eben anders als jetzt. Für die Macher von Minitopia reichte es nicht, darüber zu diskutieren. Sie wollen übers Machen der Antwort auf diese Frage näher kommen. Die Community-Stadtfarm ist dafür Spielplatz und Experimentierfeld zugleich.Wir Stadtkinder stellen uns das Leben als Selbstversorger so schön vor, haben von Gemüseanbau aber keine Ahnung. Das zentrale Thema, an dem bei Minitopia gearbeitet wird, ist Selbstversorgung. "Das liegt total im Trend und wir Stadtkinder stellen uns das Leben als Selbstversorger so schön vor, haben von Gemüseanbau aber keine Ahnung", so Stevie. "Uns fehlen da einfach die Skills. Wir hängen total am Netz und sind abhängig von diesen ganzen Strukturen. Aber lass einmal den Strom ausgehen. Dann sehen wir alle alt aus, weil wir überhaupt nichts drauf haben. Wir können nur noch Knöpfe drücken, aber an den grundlegenden Sachen, die man braucht, um zu überleben, fehlt es völlig."

Viele Fähigkeiten, die man als Selbstversorger braucht, haben sich Stevie und Käthe mit einer Gruppe von gut 30 Leuten in den vergangenen Monaten durch Bücher, Online-Tutorials und Workshops selbst beigebracht. Die Erkenntnisse daraus teilt das Minitopia-Team mit der Öffentlichkeit – unter der Woche mit Schülergruppen, die für praxisnahen Unterricht auf die Community-Farm kommen. Am Wochenende sind die Türen dann für alle Interessierten geöffnet. Selbst mitmachen? Absolut erwünscht! Wer nicht einfach so vorbeischauen möchte, kann auch zu einem der vielen Workshops dazukommen, die Minitopia organisiert. Einfach mal mitmachen, könnte ja gut werden.
Infos: Minitopia Hamburg, Georg-Wilhelm-Straße 322, 21107 Hamburg; Sa+So von 12 bis 18 Uhr