
So lebt Hamburg: der Eimsbüttler Tätowierer Jobbo
Vier Hamburger Künstler haben uns die Lieblingszimmer ihrer Wohnung gezeigt. Aufschlussreiche Bilder von Wohnzimmer, Esszimmer, Schreibzimmer und Arbeitszimmer. Wir zeigen sie euch. Dieses Mal: Tätowierer Jobbo von The Black Hole Tattoo in Eimsbüttel.
Jobbo lässt sich gut und gerne als fröhlichen Niederländer bezeichnen. Der 44-jährige Tätowierer arbeitet bei The Black Hole Tattoo in Eimsbüttel – und dort befindet sich, ganz unkoventionell, auch sein Lieblingszimmer. Vorher hat er in Utrecht Keltologie studiert und sich da vor allem mit den Sprachen des Mittelalters beschäftigt. Dann kamen viele Jahre Amsterdam, bis er endlich zu uns nach Hamburg gefunden hat. Hier lebt und arbeitet er seit 2015. Der finale Umzug innerhalb der schönsten Stadt des Globus steht gerade kurz bevor.

In Jobbos Arbeitszimmer gibt es viel zu entdecken Das Arbeitszimmer von Jacobus de Quaij aka Yobbo ähnelt einer Reliqiuensammlung. Der museale Stil seiner Einrichtung birgt etliche Exponate: Von eigenen Zeichnungen über Tattoo-Flashs von befreundeten Künstlern. Von Masken aus Japan über Fähnchen aus den USA bis zu den buddhistischen Gebetsflaggen, die seine gesamte Stuckdecke zieren. Mit ihnen hat es allerdings mehr auf sich, als reine Accessoires zu sein: Sie sind das Symbol für einen neuen Lebensweg, einen anderen Bezug zu Leben und Tod, den Jobbo in den letzten Jahren gelernt hat.

Pinke Wände und Opas wertvolle Relikte Das hat auch viel mit dem Blick auf die eigene Geschichte zu tun, der einen entweder starrsinnig oder humorvoll werden lässt. Bei dem gebürtigen Niederländer ist es letzteres, weshalb er mit voller Überzeugung seine Wände pink gestrichen hat – ohne dabei die kunstvollen Relikte seines Großvaters zu vergessen, die aus gefundenem Strandgut zu zeitüberdauernden Skulpturen geworden sind und ihn seit seiner Kindheit begleiten. In dieser Atmosphäre arbeitet Jobbo: zeichnen, tätowieren, Musik hören (zum Beispiel von The Brian Jonestown Massacre). Das Beeindruckende: In diesem Zimmer gibt es sehr viel zu sehen. Nix mit Minimalismus. Und dennoch verliert der Betrachter nicht den Überblick. Heißt wohl, wer mit Muße einrichtet, gibt diese Attitüde auch an den Besucher weiter.

Was für ein Raum ist dein Lieblingszimmer?Mein Arbeitszimmer. Ich halte mich die meiste Zeit darin auf – hier entwerfe und steche ich die Tattoos. Wie würdest du deinen Lieblingsraum beschreiben?Ich habe versucht, den Raum so gemütlich wie möglich zu machen, weil es ein Feel-good-Raum sein soll, in dem ich kreativ sein kann. Die Menschen, die diesen Raum besuchen, sind normalerweise nervös und haben eine "schmerzhafte" Erfahrung vor sich. Der Raum ist pink gestrichen, weil das auf einer unterbewussten Ebene einen positiven Einfluss auf meine Gäste hat. Die tibetanischen Gebetsflaggen strahlen ebenfalls eine positive Energie aus. Und natürlich sieht man in meinem Arbeitszimmer jede Menge Tattoodesigns, neben vielen Fundstücken, die ich über viele Jahre gesammelt habe. Deine Lieblingsgegenstände in diesem Raum?Es gibt hier diese Maske, die mein Großvater gemacht hat. Er war ein Künstler und stark inspiriert von afrikanischer Kunst – die Maske sieht also sehr afrikanisch aus, ist es aber eigentlich gar nicht. Er hat sie aus Teilen gemacht, die er auf seinen langen Spaziergängen an den holländischen Stränden gefunden hat. Seine Fundstücke hat er später immer für seine Arbeiten genutzt, seine Masken und Totems. Sie hatten einen großen Einfluss auf mich als ich klein war und erinnern mich an meine Kindheit. Sie gehören zu meinen ersten Erinnerungen. Was ist dir wichtig mit Blick auf eine Wohnung als Lebensraum?Dass du dich wohlfühlst. Sie ist dein Heiligtum. Was macht Hamburg zur Heimatstadt?Die Liebe brachte mich nach Hamburg und scheint mich auch hier zu halten.Autor:Jenny V. WirschkyWohnen und leben in HamburgWie sehr er sein Schreibzimmer liebt, hat uns Autor Markus Floh im ersten Teil der Reihe "So lebt Hamburg" verraten. In der Hansestadt leben wir sowieso am allerliebsten, deshalb: 10 Gründe, warum Hamburg viel besser ist als München.