
So geht's: Standfest im Leben mit Prothese
Als junge Frau hat Anke Vayu Dockendorf durch einen Motorradunfall ein Bein verloren. Nach anfänglichem Schock hat sie eine Heilpraktikerausbildung begonnen und ihre Gesundheit selbst in die Hand genommen. Ein Beispiel für gelungene Inklusion.
„Ich habe übrigens links eine Unterschenkelprothese“, erklärt Anke Vayu Dockendorf den Teilnehmern eines neuen Qi Gong-Kurses ganz beiläufig, weil sie ihre Ferse bei manchen Bewegungsabläufen nicht auf den Boden aufsetzen kann. „Also bitte nicht nachmachen“, sagt sie lächelnd, während sie eine Übung zeigt. Mit ihrem körperlichen Handicap so gelassen und selbstverständlich umgehen zu können, musste die 55-Jährige allerdings erst lernen. Nach dem Schulabschluss wollte die abenteuerlustige junge Frau eigentlich eine Motorradreise nach Griechenland unternehmen. Einen Tag nach dem mündlichen Abitur hatte sie dann einen Verkehrsunfall, bei dem sie schwer verletzt wurde. Drei Monate lang versuchten die Ärzte im Krankenhaus ihr Bein zu retten, nach acht Operationen musste es schließlich doch amputiert werden.
Ganzheitlicher Ansatz
„Jetzt hört mein Leben auf“, dachte Dockendorf zuerst. Im Krankenhaus wurde zwar alles für ihre körperliche Gesundheit getan, ihre psychische Verfassung kam dabei aber oft zu kurz. Zufällig lernte sie im Krankenhaus eine Soziologin kennen, die mit ihr über den ganzheitlichen Ansatz der alternativen Medizin sprach. Die Abiturientin begann sich für den Beruf der Heilpraktikerin und die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) zu interessieren, wobei Körper, Geist und Seele gleichermaßen in Heilungsprozesse einbezogen werden und auch die Selbstheilungskräfte stimuliert werden. Inzwischen hatte sie den ersten Schock etwas überwunden. Der wachsende Wunsch, sich selbst und anderen helfen zu können, wurde verstärkt durch eine weitere inspirierende Begegnung. Nachdem sie eine Unterschenkelprothese bekommen hatte, musste sie in einer Gehschule erst einmal den Umgang damit erlernen. Dort imponierte ihr der behandelnde Arzt; obwohl auch er eine Prothese hatte, war er weiterhin sportlich aktiv. Sie fing an, ihm bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.Ich habe gelernt, meinen Körper ins Gleichgewicht zu bringen.Sobald sie gelernt hatte, mit ihrer Prothese zu gehen, begann sie eine Heilpraktikerausbildung in München, wo sie auch Qi Gong kennenlernte, eine chinesische Heilgymnastik. Die bewegungsfreudige Studentin lernte durch die langsamen und meditativen Bewegungsabläufe beim Qi Gong geduldiger zu werden und mit ihren körperlichen Einschränkungen besser umzugehen. „Ich habe gelernt, meinen Körper ins Gleichgewicht zu bringen“. Auch ihre Phantomschmerzen kann sie seitdem selbst mit der chinesischen Heilmassage Tuina behandeln und lindern.
Minirock und Prothese
Die umtriebige Studentin fiel auf, nicht nur, weil sie als 24-Jährige im Minirock herumlief und ihre Prothese bunt bemalte, mit ihrer natürlichen und erfrischenden Art wurde sie zu einem Fernsehinterview eingeladen. Schließlich wurde ihr sogar eine eigene halbstündige Fernsehsendung angeboten, wo sie einmal im Monat ein relevantes Thema für behinderte Menschen vorstellte. Seit 30 Jahren ist Anke Vayu Dockendorf inzwischen Heilpraktikerin. Sie lebt wieder in Hamburg, betreibt eine Praxis für Chinesische Medizin und psychosomatische Körpertherapie im Naturheilzentrum Ottensen und unterrichtet Qi Gong in ihren Räumlichkeiten und bei der Volkshochschule Hamburg. Sie ist überzeugt, „viele heftige Erkrankungen und Behinderungen können gemeistert werden. Zur Unterstützung der Heilung können alternative Methoden wie die Traditionelle chinesische Medizin gut helfen. Mehr Informationen: www.dockendorf-heilpraktikerin.de Autorin: Angela Kalenbach