
Skandale in Hamburg: Diese 10 Ereignisse sorgten für Empörung
Hin und wieder tritt jeder mal in ein Fettnäpfchen. Die Hamburger Geschichte ist aber auch reich an Skandalen, die ganze Töpfe füllen könnten. Diese Affären haben in der Stadt in der Vergangenheit für Empörung gesorgt.
1919: Die Sülze-Unruhen
Ein Fleischfabrikant sorgt 1919 für so einen großen Eklat in der Stadt, dass am Ende Reichswehr und Freikorps in Hamburg anrücken müssen. Zuvor ist ein Fass mit Schlachtabfällen vor der Sülzefabrik Heil in der Kleinen Reichenstraße zerbrochen. Zutage kommt eine verfaulte und stinkende breiige Masse, die die Anwesenden in Rage versetzt. Eine Gruppe stürmt die Fabrik und findet darin weitere verschimmelte Kadaver. Auch andere Werke werden durchsucht – mit ähnlichen Entdeckungen. Gerüchte über zu Sülze verarbeitete Ratten und Marder machen die Runde in der Stadt. Die Empörung über das Gammelfleisch führt schließlich zu gewalttätigen Aufständen. Der Senat bittet daraufhin die Reichswehr in Berlin um Unterstützung.
1962: Die Spiegel-Affäre
Am 26. Oktober 1962 stürmen und durchsuchen Polizisten die Redaktionsräume vom "Spiegel", Herausgeber Rudolf Augstein und einige Redakteure werden in Untersuchungshaft genommen. Der Vorwurf lautet: Landesverrat. Was ist geschehen? In einem Artikel hat der "Spiegel" es gewagt, die Rüstungspolitik der Bundesrepublik zu analysieren und infrage zu stellen. Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) fühlt sich persönlich angegriffen und will das Magazin zum Schweigen bringen. Doch er hat sich verzettelt. Nach etlichen Protesten von Bürgern und Presse müssen Strauß und zwei Staatssekretäre ihre Posten räumen. Als Siegerin geht die Pressefreiheit aus der Spiegel-Affäre hervor.
1983: Echt unechte Hitler-Tagebücher
Dass Fake News nicht erst ein Phänomen der 2000er-Jahre sind, beweist der "Stern" 1983. Das Magazin kauft und druckt die vermeintlichen Hitler-Tagebücher, obwohl Experten die Echtheit bereits im Voraus anzweifeln. Nach der ersten Veröffentlichung bestätigt ein Gutachten die böse Vorahnung: Die Schriften sind gefälscht. Im Papier werden optische Aufheller nachgewiesen, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg als Weißmacher genutzt wurden. Der Fälscher Konrad Kujau und "Stern"-Reporter Gerd Heidemann, der den Deal eingefädelt hat, müssen sich vor Gericht verantworten. 9,3 Millionen D-Mark, die der Verlag Gruner + Jahr für die Bücher gezahlt hat, sind trotzdem verloren.
1984: Hamburgs größter Umweltskandal
Es ist einer der größten Umweltskandale Deutschlands: Am 18. Juni 1984 muss der Chemikonzern Boehringer sein Werk in Moorfleet schließen, wo er jahrelang Pestizide hergestellt hat. Auf zwei Deponien in Georgswerder und auf der Veddel wurden mit Dioxin belastete Abfälle entdeckt, die nachweislich von Boehringer stammen. Doch der Fund kommt zu spät. Boden und Grundwasser rund um das Werksgelände sind komplett verseucht. Mittlerweile ist die gesamte Fläche mit Beton versiegelt, was verhindern soll, dass weitere Giftstoffe austreten. Rund um die Uhr sind außerdem Pumpen im Einsatz, die das vergiftete Grundwasser hochpumpen und reinigen. Bis 2054 wird der Reinigungsvorgang wohl noch andauern – mit diesem giftigen Erbe muss Hamburg sich noch lange auseinandersetzen. Viele Boehringer-Mitarbeiter dagegen spüren die Folgen schon: Sie erkranken an Krebs oder haben Nervenschäden.
1985: Klaus Kinski rastet aus
Für einen kleinen TV-Skandal in Hamburg sorgt 1985 auch der Auftritt von Klaus Kinski in der "NDR Talk Show". Eigentlich soll der exzentrische Schauspieler seinen neuen Film "Kommando Leopard" vorstellen, doch er teilt Moderatorin Alida Gundlach mit, dass er ihre Fragen nicht verstehe und sowieso nicht "über Müll" reden wolle. Stattdessen baggert er sie unverschämt an und bekundet, dass er nur wegen des schönen Pos der Moderatorin in die Show gekommen sei. Gundlach bleibt freundlich, obwohl Kinski übergriffig wird – heute kaum noch vorstellbar.
1986: Der Hamburger Kessel
Die 1980er-Jahre sind unruhig in Hamburg. Im Mittelpunkt: die besetzten Häuser in der Hafenstraße und der Protest von Atomkraftgegnern gegen die Inbetriebnahme des AKW Brokdorf. Letztere wollen am 7. Juni 1986 an einer Großdemonstration vor Ort teilnehmen, werden jedoch schon weit vor ihrem Ziel von der Polizei gestoppt. Also verlagert sich der Protest einen Tag später auf das Heiligengeistfeld. Doch die Polizei stuft die Demonstranten als gefährlich ein und kesselt sie ein. 13 Stunden lang müssen viele unter menschenunwürdigen Umständen auf dem Platz ausharren. Es gibt nichts zu essen, zu trinken und auch Toilettengänge sind nicht gestattet. Dabei hätte den Beamten schnell klar sein müssen, dass sich in der Gruppe überwiegend friedliche Atomkraftgegner aus Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Kirchen befinden. Das Gericht erklärt den Hamburger Kessel später als rechtswidrig, die Demonstranten erhalten Schmerzensgeld – ein kleiner Trost.
2002: Der falsche Hauptmann von Hamburg
Wer Carl Zuckmayers Stück "Der Hauptmann von Köpenick" kennt, weiß, wie viel eine fesche Uniform ausmachen kann. In dem Buch schlüpft ein ehemaliger Sträfling in eine ausgemusterte Militärdienstkleidung und hält ganz Köpenick zum Narren. Ähnlich hat es auch Henry Randmark in Hamburg gemacht. Jahrelang verkehrt der Besitzer einer Fassadenreinigungsfirma in den feinsten Kreisen der Stadt, kann im amerikanischen Generalkonsulat ein und aus gehen. "Sir Henry" gibt sich als Oberst der U.S. Army und Vietnam-Kriegsveteran aus. Als Beweis dient ihm eine Uniform, die mit zahlreichen Orden und Abzeichen bestückt ist. 2002 findet die "Hamburger Morgenpost" jedoch heraus, dass einige Auszeichnungen darauf falsch angeordnet sind – der Hochstapler wird enttarnt.
2008: Vom Justizsenator zum kritisierten Sterbehelfer
Roger Kusch war von 2001 bis 2006 Justizsenator (damals CDU) in Hamburg, bis ihn der damalige Bürgermeister Ole von Beust entlässt. Der Grund: unerlaubter Erhalt und Weitergabe vertraulicher Unterlagen. Danach widmet sich Kusch, der schon in seinem Amt ein Verfechter der aktiven Sterbehilfe war, intensiv der Beihilfe zum Suizid. Er gründet einen Verein und stellt 2008 auf einer Pressekonferenz eine Art Selbsttötungsmaschine vor. Der Politiker gibt außerdem öffentlich bekannt, einer Frau beim Suizid assistiert zu haben. Noch dazu bietet er auf der Webseite seines Vereins Sterbehilfe gewerblich an, die er sich mit bis zu 8.000 Euro bezahlen lassen will. Daraufhin leitet die Hamburger Innenbehörde ein Eilverfahren gegen Kusch ein.
2010: Auf dünnem (Glatt-)Eis
Erinnert ihr euch noch an den heftigen Winter 2010 in Hamburg? Die Stadtreinigung kommt damals kaum hinterher, die Hauptstraßen von Schnee und Eis zu befreien. Seitenstraßen in Wohngebieten müssen deshalb warten. Nur ein Weg in Groß Borstel wird seltsamerweise von der Eisschicht befreit. Dabei handelt es sich um den Wohnsitz von Berndt Röder, damaliger Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft (CDU). Der Politiker hat Druck auf die Stadtreinigung ausgeübt, um die Straße exklusiv räumen zu lassen. Das bringt ihm nicht nur den Spitznamen "Glatteis-Röder" ein, sondern auch den Rücktritt von seinem Amt.
2010: Flaschenwurf beim HSV
So hat sich HSV-Stürmer Paolo Guerrero seine Rückkehr nach langer Verletzungspause wohl nicht vorgestellt. Nach einem 0:0 beim Heimspiel gegen Hannover 96 brennen bei dem Peruaner die Sicherungen durch. Ein Fan aus den eigenen Reihen greift ihn und seine spielerische Leistung verbal an. Guerrero schmeißt daraufhin seine gefüllte Trinkflasche in Richtung Tribüne und trifft den Mann am Kopf. Das bringt ihm nicht nur eine saftige Geldstrafe vom Verein und fünf Spiele Sperre durch das DFB-Sportgericht ein. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Körperverletzung.
Unvergessliche Ereignisse in Hamburg
Wir erinnern uns natürlich nicht nur an Skandale, sondern auch an unvergessliche historische Tage in Hamburg. Und diese legendären Sport-Momente aus Hamburg haben es ebenfalls geschafft, in die Geschichte der Stadt einzugehen.
Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.