
Harburgs Vorzeigeprojekt: Das sind die Pläne für den Binnenhafen
Moderne Architektur direkt am Wasser – der Harburger Binnenhafen mutet optisch schon jetzt wie die kleine Schwester der HafenCity an. Bei kiekmo lest ihr, was auf dem Gebiet so alles geplant ist.
Segelschiffe à la Rickmer Rickmers im Hafenbecken, das umsäumt wird von modernen Turmbauten mit viel Glas, zwischen die sich hier und da alte Industriekomplexe aus Backstein mischen – der Harburger Binnenhafen erscheint wie eine komprimierte Version des Hamburger Hafens vom Fischmarkt über die Speicherstadt bis zur HafenCity. Dass hier vielerorts gebaut wird und nicht so viel los ist, verstärkt diesen Eindruck. Noch, sollten wir dazusagen. Denn die ambitionierten Pläne für das Gebiet rund um den Harburger Binnenhafen könnten hier zukünftig ein neues Trendviertel entstehen lassen.
Wachgeküsst: Entwicklung in vollem Gange
Einiges spricht dafür: Schon jetzt gibt es am Harburger Binnenhafen besondere Orte von Hotelschiff über historische Kulturstätten bis zur vielfältigen Gastro-Landschaft zu entdecken. Sogar eine eigene Fischhalle, die mit Café und Bistro als Treffpunkt und Kulturzentrum fungiert, steht hier. Kommt uns irgendwie bekannt vor! Außerdem gibt es spannende Pläne für die alte Likörfabrik und auch Fynn Kliemanns Hausboot, das zum schwimmenden Kreativstudio umgebaut wurde, soll hier seinen Liegeplatz finden. Das einstige Zentrum des historischen Harburgs – das Harburger Schloss lässt sich bis ins Jahr 1000 zurück datieren! – war viele Jahre vernachlässigt worden und ist nun ein Quartier im Aufschwung, für das es Pläne noch und nöcher gibt. Und die kommen unter anderem von den ganz großen Playern der Stadt: IBA ("Sprung über die Elbe") und RISE (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung), die hier seit einem Jahrzehnt agieren. Kein Wunder, dass Wohnraum immer begehrter wird.
Wo und was und überhaupt?
Nochmal auf Anfang. Für viele Hamburger gehört Harburg ja schon gar nicht mehr richtig zur Stadt und liegt gefühlt ganz weit weg. Stimmt aber gar nicht. Der Binnenhafen, um den es konkret geht, liegt direkt an der Süderelbe – gegenüber von Wilhelmsburg also. Und das idyllisch und verkehrsgünstig zugleich. Harburgs heutiges Zentrum rund um den Bahnhof und das Phoenix Center ist fußläufig erreichbar, noch näher liegt die Station Harburg Rathaus. Von hier gelangt man in einer guten Viertelstunde zum Hamburger Hauptbahnhof. Durch die einstige Unabhängigkeit von Hamburg ist Harburg infrastrukturell aber so gut ausgestattet, dass man den Stadtteil gar nicht unbedingt verlassen muss. Naherholung findet sich durch die Badestelle Finkenried unweit der historischen Harburger Elbbrücke sowie dem Naturschutzgebiet Schweenssand im benachbarten Stadtteil Neuland.
RISE-Förderung bis 2022 verlängert und erweitert
Die Förderung des Gebiets seitens der Stadt im Rahmen des RISE-Programms begann 2011 und war eigentlich zum Beginn des Jahres 2021 ausgelaufen, wird nun aber um eine zwei Jahre verlängert. In dieser Nachsorgephase sollen weitere Projekte und Maßnahmen realisiert werden. Darunter fallen eine ungenutzte Fläche an der Harburger Schloßstraße/ Ecke Kanalplatz, wo zunächst Bodendenkmäler gesichert werden müssen, sowie die Sanierung der Kaimauer am Bahnhofskanal. Weitere Kitas, Sportanlagen und Grünflächen sollen den Binnenhafen als Wohnort noch attraktiver machen. Zusätzlich will die Bezirksverwaltung das Areal "Harburger Binnenhafen–Neuland Nordwest" als neues spezifisches Fördergebiet anmelden. "Es wäre sehr sinnvoll, die Pionierinsel und mit ihr Naturerlebnisse in den Elbauen besser zugänglich zu machen", so Frank Richter, Vorsitzender der Harburger SPD-Fraktion und des Stadtentwicklungsausschusses im Hamburger Abendblatt. Ende März entscheidet sich, ob und wie es mit der Stadtentwicklung an der Süderelbe weitergeht.
Junge Wohnformen am Harburger Binnenhafen
Doch wer jetzt gleich das nächste Prestige-Projekt à la HafenCity vor Augen hat, in dem sich lediglich die oberen zehn Prozent ansiedeln können, irrt. Da auch die Ansiedlung der TU am Binnenhafen maßgeblich zur Aufwertung des Standorts beiträgt, ist es nur logisch, hier auch jungen Leuten verhältnismäßig kostengünstiges Wohnen zu ermöglichen. Ergänzend zum studentischen Wohnprojekt der IBA am Schellerdamm plant die Lorenz-Gruppe in Zusammenarbeit mit der Firma NORD PROJECT und der Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklung (GBI) ein siebenstöckiges Wohnhaus mit Kleinstwohnungen für Azubis und Studierende auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs an der Theodor-Yorck-Straße. Die sogenannten "Smartments" mit 18 bis 20 Quadratmetern Größe, ausgestattet mit eigenem Bad und Küchenzeile, sollen bereits 2023 fertiggestellt sein und der Verwaltung der FDS-Stiftung obliegen, die solche Mikrowohnungen schon am Berliner Tor und im Münzviertel betreibt.
Beach-Flair am Binnenhafen?
Mit Sanierung der Kaimauer soll auch der dort lange geplante Beachclub Realität werden und hoffentlich 2022 eröffnen. Im NDR-Hamburg Journal ist außerdem die Rede von einem schwimmenden Sportfeld am Kanalplatz. Die erweiterte RISE-Förderung könnte mehrere Millionen Euro in den Harburger Binnenhafen schwemmen. Ob letzteres Projekt umgesetzt wird, ist allerdings noch ungeklärt. Der Planungsprozess stecke noch in den Kinderschuhen, heißt es von Dennis Imhäuser, Sprecher der Bezirksverwaltung, im Hamburger Abendblatt.
Harburg ist das schlechtere Hamburg
... finden ja viele. Ob das stimmt? Wir haben uns mal auf die Suche nach Argumenten gemacht, warum Harburg ganz furchtbar ist. Aber der Stadtteil hat auch die ein oder andere Perle vorzuweisen: diese Harburger Bauwerke sind wirklich sehenswert.
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