
Neues Kulturzentrum am S-Bahnhof Sternschanze
Die vor zwei Jahren entfachte Debatte um die Grünfläche an der S-Bahn-Station Sternschanze wurde im Zuge der Bezirksversammlung in Altona wieder aufgerollt. Dem Konzept eines neuen Kulturzentrums steht die Sorge um die Zukunft des Schanzenparks gegenüber.
Bereits vor zwei Jahren stellte die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburgs (steg) die Idee eines neuen Kulturzentrums am S-Bahnhof Sternschanze vor. Die mit rund 50 Bäumen bewachsene Grünfläche soll einer neuen Einrichtung für die Kreativwirtschaft der Schanze weichen.
"Angst-Raum" Sternschanze
Kurt Reinken von der Entwicklungsgesellschaft will mit dieser Idee die Probleme in der Schanze angehen. Zum einen bezeichnet er den Übergang vom U-Bahnhof Sternschanze bis zur Schanzenstraße als "Angst-Raum", der gering beleuchtet sei, und wo es keine soziale Kontrolle gebe. Für ihn sei das Begehen des Weges "nicht sehr prickelig". Er ertappe sich selbst dabei, dass er doch "lieber den Weg oben über den Bahnsteig nimmt". Zudem werde der Platz laut steg noch nicht optimal genutzt und die zahlreichen "Fahrradleichen" blockierten die ohnehin nicht bedienten Fahrradstellplätze. Zum anderen spricht Reinken das Problem der steigenden Mietpreise in der Schanze an. Dies gelte auch für Kulturveranstalter im Stadtteil. Er sehe in dem Kulturzentrum eine Chance, für die bisher unter der Sternbrücke angesiedelten Clubs einen neuen Standort zu schaffen.
Sorge um den Schanzenpark
Von den Parteien wurde diese Idee sehr unterschiedlich aufgenommen. Während die SPD dem Entwurf gegenüber positiv gestimmt ist, positioniert sich die Fraktion der Grünen dagegen und stellt einen Antrag auf eine öffentliche Anhörung im Stadtteil. Damit stellt sich die Grüne auf die Seite des Stadtteilbeirates Schanze. Der von Anwohnern organisierte Verein setzt sich für den Erhalt der Grünflächen am Bahndamm ein und fragt sich, ob man denn wirklich alles zubauen muss. Hinzu komme laut Alexander Gerhardt, einem Mitglied des Beirates, die "Sorge, dass sich der Charakter und die Nutzung des Schanzenparks durch die neue Partymeile verändert". Er kritisiert außerdem das Argument des "Angst-Raumes". Er beurteilt die Anführung dieser Begründung als "zweifelhaft", da das Bezirksamt Altona bei den Umbauarbeiten trotz Versprechen nichts gegen das schlechte Aussehen der Fläche getan habe.
"Stadtteilaffine" Einrichtungen
Darüber hinaus bemängelt Gerhardt, dass zwar nur "stadtteilaffine" Einrichtungen in das neue kulturelle Zentrum einziehen sollen, aber dass dieser Begriff sehr unspezifisch sei. Zudem gebe es keine Garantie für die Affinität, da die Stadt durch zehnjährige Verträge zwar vorerst die Kontrolle behalten würde, aber danach unsicher sei, an wen die Räumlichkeiten weiter vergeben werden, berichtet der Stadtteilbeirat. Überdies bestehe keine Sicherheit, dass sich die Clubs unter der Sternbrücke die Mieten in dem neuen Zentrum überhaupt leisten können. Die prekäre Situation unter der S-Bahn-Brücke sieht Gerhardt als vom steg initiiertes "willkommenes Mittel für neue Diskussionen", um die Bebauungsidee wieder ins Gespräch zu bringen. Für die Schanze sei der Erhalt der Clubs ebenfalls wichtig, aber nicht mit diesem Lösungsvorschlag.
"Mehrwert für den Stadtteil"
Das steg nehme nach eigenen Angaben die Position des Stadtteilbeirates sehr ernst und wolle einen Kompromiss finden. "Ein Nein der Gegner wäre irgendwie doof", gibt Kurt Reinken vom steg an. Er wolle auf dem umstrittenen Gelände eine Begegnungsstätte mit neuen Trends für Künstler gründen und das Thema Sharing aufgreifen. Es sollen Räume für Musikschaffende entstehen und der "Verkehrsknotenpunkt als sicherer Parkstandort" genutzt werden. "Der Mehrwert für den Stadtteil muss herausgearbeitet werden", fügt Reinken abschließend hinzu. Für Alexander Gerhardt und den Stadtteilbeirat ist die vorgestellte Idee der Entwicklungsgesellschaft nur eine "Masche, Gewerbeflächen zu sichern und eine dubiose Maßnahme, ein Monopol zu schaffen". Selbst wenn es zu einer Einigung zwischen den konträren Ansichten kommt, wird es ein langwieriger Genehmigungs- und Bauprozess. Vorerst werden in naher Zukunft öffentliche Anhörungen veranstaltet, um den Dialog zu ermöglichen.