
Krisenbedingt: 10 kuriose Dinge während Corona in Hamburg
Das hätten wir uns so nicht ausdenken können: Die Corona-Krise sorgte bereits für einige Kuriositäten in Hamburg. Hier kommen zehn Dinge, mit denen zu Beginn des Jahres wohl keiner gerechnet hätte.
Die Hamburger duschen später
Aus aktuellen Statistiken geht hervor, dass sich die Zeit mit dem höchsten Wasserverbrauch – also die Zeit, in der wir duschen – um knappe zwei Stunden nach hinten verschoben hat. Nämlich von 7:45 bis 8:15 Uhr auf 9:30 bis 10:00 Uhr. Vermutlich liegt das daran, dass nun viele Hamburger aus dem Homeoffice arbeiten und sich in der Zeit, die normalerweise für den Arbeitsweg draufgehen würde, noch mal genüsslich im Bett umdrehen. Außerdem wurde ein gestiegener Wasserverbrauch in den Haushalten festgestellt: 1,3 Prozent (das sind immerhin 425 Kubikmeter!) mehr haben die Hamburger im Zeitraum vom 23. März bis zum 4. April verbraucht. In der Innenstadt hingegen sank der Wasserverbrauch – klar, sind ja alle zu Hause.
Die Klopapier-Knappheit und andere Hamstergeschichten
Bleiben wir mal im Badezimmer. Ein Artikel, der sonst eher geringe Beachtung findet, avancierte auf der Beliebtheitsskala ganz nach oben. Die Rede ist vom Klopapier. Das wurde gehamstert, als gäb's kein Morgen mehr. Ebenfalls beliebt: Mehl, Zucker, Nudeln, Konserven – zum Teil waren die Regale der Hamburger Supermärkte vollständig leergefegt. Dabei bestand zu keinem Zeitpunkt Knappheit – die Lieferunternehmen kamen bei dem plötzlichen Ansturm nur nicht hinterher. Und wer vermutet, vor allem die ältere Generation sei in Panik verfallen, liegt falsch. In einer Befragung gaben über die Hälfte der Altersgruppen zwischen 18 und 39 Jahren an, verstärkt Artikel des täglichen Bedarfs auf Vorrat zu kaufen. Solidarität sieht anders aus!
Hamburger Unternehmen satteln um
Was tun bei vermeintlicher Knappheit und veränderter Nachfrage? Reagieren! Das dachten zumindest einige Hamburger Unternehmen und stellten mal eben ihre Produktion um. Statt Gin gab's aus der Destillerie von Gin Sul literweise Desinfektionsmittel für Arztpraxen und Pflegedienste. Die Firma Schöneberg Kunststoffe und Verarbeitung mit Sitz in Schnelsen ist normalerweise auf die Herstellung von Regalen und Tresen für Präsentations- und Verkaufsflächen spezialisiert. Während der Pandemie rückte die Anfertigung von Plexiglasscheiben für den Kassenbereich in den Vordergrund. Goldeimer stellte neben dem Verkaufsschlager Klopapier eine solidarische Maskenfertigung auf die Beine. Auch die Firma von Jörg Zimmer, die sonst Taucheranzüge an den Markt bringt, stellte die Produktion auf Masken um.
Gesichtsmasken werden zum Trendaccessoire
Apropos Masken. Den Mund-Nasen-Schutz hatte bisher wohl kein Designer als trendiges Accessoire auf dem Schirm. Corona macht's: Masken werden zu kreativen und modischen Statements. Ob Leo-Print, minimalistisch schwarz, geblümt oder schillernd – in allen Farben, Mustern und Strukturen sind sie zu finden. Eine Textildruckerei in Winterhude findet die wohl kreativste Lösung und druckt das eigene Lächeln des Trägers auf den Stoff. Auch Kiez-Größe Kalle Schwensen ist überzeugt und präsentiert sich mit geradezu unsichtbarer Maske.
Der Fischmarkt wurde geschlossen
Konzerte in der Elphi fallen aus – na gut. Der Dom macht dicht – hm, schon komisch. Großveranstaltungen jeder Art werden monatelang untersagt, keine Festivals, keine Partys, der Kiez ist tot –oookay? Alles irgendwie noch einigermaßen verkraftbar. Doch was uns Hamburger besonders getroffen hat, war die Schließung des Fischmarkts. Sonntage ohne Fischbrötchen und Marktschreier an der Elbe, das erste Mal seit 300 Jahren. Ein Stück Hamburger Seele liegt unnatürlich leer da. Da musste auch jeder noch so hartgesottene Seebär schlucken.
Die Erde beruhigt sich
Gut, diese Phänomene findet man aktuell auf der ganzen Welt, das macht sie aber nicht weniger kurios! Seismologen haben gemessen, dass sich das "Rumpeln" der Erde reduziert hat. Das ist auf den Rückgang menschlicher Aktivitäten zurückzuführen. Die Schwingungen während der Corona-Zeit seien mit denen eines Weihnachtstages vergleichbar. Auch der Lärmpegel ist um bis zu 30 Prozent gesunken! Der fehlende Straßenlärm ist gut für unsere Gesundheit: Mit 80 Dezibel kann er bereits krank machen. Die Schmerzgrenze des menschlichen Ohrs liegt bei 120 Dezibel. Nun kann man quietschende Türen und raschelnde Blätter hören – letztere verursachen einen Pegel von etwa zehn Dezibel. Noch unglaublicher: Nach über 30 Jahren war erstmals die Gebirgskette des Himalaya von einigen Teilen Indiens aus zu sehen. Sonst ist die Sicht durch Smog versperrt. Das führt auch dazu, dass sich weltweit die Tiere zurück in die Städte trauen. So hat der Hamburger Tierschutzverein bereits über 700 Wildtiere im Stadtraum aufgegriffen – im letzten Jahr war es weniger als die Hälfte.
Heimsport: Curling mit Wischmopp
Gerade für Profisportler kann so eine Zwangspause schon ganz schön langweilig sein. Kein Training, keine Bewegung – wie soll man sich da nur beschäftigen? FC St. Pauli-Profi James Lawrence kam auf eine kuriose Idee und verband die Hausarbeit mit einer sportlichen Einlage: Beherzt griff der Waliser zum Wischmopp und imitierte einen Curling-Spieler. Als sein Staubsauger-Roboter startete, bearbeitete er den Boden vor dem Gerät. Dafür erntete er Lacher seitens seiner Instagram-Fans.
Balkonkonzert löst Polizeieinsatz aus
Der Leitgedanke "kreativ durch die Krise" gilt überall. Da Konzerte und Partys nicht stattfinden, unterhalten einige Hamburger ihre Nachbarschaft vom Balkon aus. So legte der Dulsberger DJ Florian Schröder ein Set für seine 300 Nachbarn hin – Lightshow inklusive. Die zum Innenhof gerichteten Balkone wurden so zu privaten Tanzfluren, die den Mindestabstand perfekt gewährleisteten. Geff Harrison löste als "Rod Stewart von Eimsbüttel" sogar einen Polizeieinsatz aus. Normalerweise arbeitet der 73-Jährige als Musikproduzent und spielt regelmäßig Shows. Täglich sang er live auf seinem Balkon in der Gustav-Falke-Straße gegen die Angst – und lockte bis zu 200 Zuschauer an. In Zeiten des Kontakt- und Versammlungsverbots galt das als kriminell: Die Beamten drohten ein Bußgeld von 1.000 Euro an, sollte Harrison noch einmal auftreten.
Freizeitgestaltung in der Krise
Die Hamburger sind im Homeoffice oder in Kurzarbeit zu Hause. Auch die, die noch zum Arbeitsplatz gehen, müssen die Freizeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Und, wie gestaltet man die so? Statistiken zeigen einen Anstieg des Gaming Traffic um 50 Prozent. Auch Baumärkte verzeichnen einen erhöhtem Umsatz – schließlich ist jetzt endlich Zeit für die Renovierung der Wohnung oder neue DIY-Projekte. Weiter erlebt das Festnetz-Telefon eine Renaissance. Ob es an häufigeren Anrufen bei Oma und Opa liegt? Außerdem trinken wir mehr – ja, noch mehr – als sonst. Gestiegene Absatzzahlen von Alkohol und Kondomen lassen vermuten, womit wir uns so die Zeit vertreiben.
Geschichte schreiben mit Coronarchiv und Co.
Mit der Krise wird 2020 in die Geschichtsbücher eingehen. Und nie war es einfacher, umfangreiche Sammlungen anzulegen, als im digitalen Zeitalter. Auch wenn uns das vielleicht erstmal seltsam vorkommt, sind gerade alltägliche Eindrücke und Situationen für die Historiker interessant. Neben der eigens angelegten Online-Plattform coronarchiv rufen auch das Museum für Hamburgische Geschichte und das Harburger Museum zu Zusendungen von Bildern, Gegenständen und und und auf. Vielleicht findet ihr euren Beitrag also eines Tages in einer Ausstellung zu Corona wieder – verrückt, oder?
Und nach Corona?
Es wird sie geben, die Zeit danach. Wir freuen uns jetzt schon wahnsinnig darauf und wissen genau, was die Hamburger nach Corona als erstes machen werden. Und was bleibt? Diese Dinge werden wir Hamburger noch unseren Enkeln über Corona erzählen.