
Marke Hamburg: Julia Kremer von "SchönWild" im Interview
Hamburg ist eine Stadt der Visionen, Innovationen und der Kreativität. Das beweist auch Influencerin und Model Julia Kremer mit ihrem Blog SchönWild. kiekmo hat mit ihr über ihr Business gesprochen.
Die Wahlhamburgerin Julia Kremer ist im Netz unter dem Namen SchönWild bekannt. Als selbstständige Bloggerin engagiert sie sich auf vielfältige Weise gegen die Diskriminierung von Mehrgewichtigen.
Liebe Jules, wie bist du zu dem gekommen, was du heute tust?
Julia Kremer: Ich lebe mittlerweile seit sieben Jahren in der wunderschönen Hansestadt. Bevor ich herkam, habe ich Germanistik und Geschichte studiert, weil ich Journalistin werden wollte. Eines meiner liebsten Hobbies waren Fotoshootings und Make-up. Irgendwann wollte ich dann etwas Neues erleben und bin für mein duales Studium nach Hamburg gezogen und habe Kreativ Konzeption studiert. Parallel habe ich meinen Blog SchönWild geschrieben und mein Interesse an Sprache und Fotografie zusammengeführt. Mittlerweile bin ich selbstständige Kreativ Konzepterin und Bloggerin und berate Unternehmen in verschiedenen Bereichen.
Dadurch, dass ich selbst schon mein Leben lang mehr Gewicht habe und mein Aussehen ständig kommentiert wurde und Diskriminierung ein Thema ist, das mich schon ewig begleitet, habe ich begonnen, mich mit dem WARUM zu beschäftigen. In der viralen Kampagne #RespectMySize, die ich mit meiner Kollegin Verena Prechtl gestartet habe, machen wir Diskriminierung und Vorurteile sichtbar und fordern mehr Vielfalt und neue Sehgewohnheiten. Mittlerweile haben wir auch einen gleichnamigen Podcast. Wir sprechen über Bodyshaming, Selbstbewusstsein, Essstörungen, Therapie und brechen mit vielen Tabuthemen.
Was treibt dich in deinem Schaffen an und was macht dir besonders viel Spaß an deiner Arbeit?
Julia Kremer: Jeden Tag erreichen mich Nachrichten, dass sich Frauen das erste Mal seit 20 Jahren wieder trauen, ins Schwimmbad zu gehen, einen Badeanzug, ein Kleid oder Shorts zu tragen. Der persönliche Austausch mit meiner Community bewegt mich sehr. Und was mich auch sehr bewegt ist die Entwicklung in der Branche. Wie sehr meine Plus-Size-Blogger-Kolleginnen und ich in den letzten Jahren in diesem Bereich für Sichtbarkeit, Wertschätzung und Respekt sorgen konnten.
Mit welchen Schwierigkeiten hast du im (Berufs-)Alltag zu kämpfen?
Julia Kremer: Mir wird immer wieder bewusst, wenn ich mit meiner selbstbewussten und direkten Art unterwegs bin, ecke ich an. Sagt eine männlich gelesene Person etwas sehr Ähnliches, wird er als stark und durchsetzungsfähig wahrgenommen, wohingegen ich dann wohl mal eher gefragt wurde: "Hast du deine Tage?" So etwas muss öfter sichtbar gemacht und gesamtgesellschaftlich stärker reflektiert werden. Als ich noch in der Agenturbranche gearbeitet habe, gab es immer wieder den Fall, dass weiblich gelesene Personen deutlich schlechter als Männer verdient haben.
Siehst du positive Wendungen, die du mit auf den Weg gebracht hast?
Julia Kremer: #RespectMySize – unsere Kampagne – hat sehr dabei geholfen, Diskriminierung aufgrund der Statur und Fettfeindlichkeit mehr in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Das ist sehr wichtig, um strukturelle Diskriminierung zu verändern. Mir ist es wichtig, dass wir unsere Sprache mal öfter reflektieren. "Dick" und "fett" sind Worte, die wir nicht mehr als Waffe nutzen sollten. Das sind beides Vergleichsworte wie groß oder klein, dick oder dünn. "Für deine Figur hast du aber ein hübsches Gesicht", "Du bist aber mutig", "Wow, hast du abgenommen. Du siehst jetzt so viel besser aus" sind alles keine Komplimente, sondern Floskeln, die verletzen und je nachdem, ob man eine Einladung bekommen hat, den Körper des anderen zu kommentieren, gegebenenfalls Essstörungen vertiefen/auslösen können.
Wenn du deinem jüngeren Ich einen Ratschlag geben könntest, was würdest du sagen?
Julia Kremer: Mach weiter so! Ich bin sehr stolz auf dich! Hab den Mut, selbstbewusst zu sein und zu dir zu stehen genauso wie du bist.
Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.