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Harburg

Harburger Binnenhafen: Neue Pläne für alte Likörfabrik

Meike Neddermeyer
Meike Neddermeyer

Ein denkmalgeschützter Fabrikkomplex im Konflikt: Kann aus den Hilke-Häusern in Harburg ein Wohn- und Kulturzentrum werden? Hamburg unterstützt nun die Initiative Li.fa.

Ein historischer Fabrikkomplex mit schmucker Backsteinfassade, altem Schornstein, riesigen Fenstern und das auch noch in Hafennähe – das strotzt nur so vor Nutzungspotenzialen und ist der wahr gewordene Traum eines jeden Investors, sollte man meinen. Wir zumindest träumen uns beim Anblick sofort geräumige Loftwohnungen in Industrial-Stil herbei. Trotzdem stehen die Hilke-Häuser am Karnapp seit Jahrzehnten leer – und verwittern. Für eine Gruppe junger Leute auch schmerzlich mit anzusehen. Als Initiative Li.fa e. V. haben sie ein Nutzungskonzept für die alte Likörfabrik entwickelt.

Der Plan: Wohn- und Kulturraum unter einem Dach

Die Brennerei Louis Hilke gibt es seit 1833 – damals noch unter dem Namen "Spirituosen und Likörfabrik Peter Nicolaus Osterhoff" bekannt. Damit ist sie eines der ältesten Industriedenkmäler Hamburgs. 150 Jahre lang wurden hier, direkt am Veritaskai, Schnaps und Liköre hergestellt. Besonders beliebt: der Lakritzlikör. Erste Ideen legten dementsprechend die Nutzung der altehrwürdigen Hallen zu Museumszwecken nahe, aber auch Künstlerateliers und Veranstaltungsräume sind denkbar. Darüber sollen Wohnräume für WGs entstehen. Große Pläne, die toll klingen, denen bei ihrer Vorstellung 2019 allerdings nicht nur die Eigentumsverhältnisse im Weg standen. Der derzeitige Besitzer, Arne Weber, lässt die Fabrik verfallen. Der dadurch resultierende, bedauernswerte Zustand des Komplexes macht eine arbeits- und kostenaufwendige denkmalgerechte Sanierung notwendig.

Aufwendige Sanierung notwendig: Eine Kostenfrage

Besonders fatal ist der Schwammbefall der Häuser, der die Kosten in den mehrfachen Millionenbereich treibt. Der Finanzierungsplan der Li.fa: Teils über das Mietshäuser-Syndikat, teils über die Stadt. Hamburg ist das aber zu teuer. Vor allem, weil sich die anfallenden Ausgaben durch Vermietungseinnahmen nach Nutzungskonzept nicht ausgleichen lassen.

Ein wichtiger Schritt ist aber getan: Seit Mitte Dezember 2020 unterstützt die Stadt Hamburg Li.fa per Planungspartner und Stadtentwicklungsausschuss. Über gewerbliche Neubauten auf den Nachbargrundstücken könnten Erhalt und Sanierung der Hilke-Fabrik querfinanziert werden. Das gefällt der Initiative aber eher mittelprächtig. "Es entspricht nicht unserem Selbstverständnis, kommerzielle Vermieter zu werden. (...) Eigentlich sind wir auch eine Initiative für neue Wohnformen und günstigen Wohnraum", so Katharina Kucza von der Li.fa im Hamburger Abendblatt.

Leicht zu träumen, schwierig umzusetzen

Einige weitere Steine liegen noch im Weg der Initiative, bevor die Planungen in die heiße Phase gehen können. Der wahrscheinlich größte: Weber hat die Likörfabrik noch immer nicht an die Stadt verkauft. Warum das so ist? Darüber können auch wir nur rätseln. Die Verhandlungen mit dem Immobilienverwaltungsbetrieb LIG laufen. Auch müssten Sondergenehmigungen für Wohnraum in der Fabrik eingeholt werden. Das erfordert die Nähe zu den Bahngleisen. Gegebenenfalls muss hier noch am Nutzungskonzept gefeilt und auf Gewerbeflächen zurückgegriffen werden.

Sollten das Wohnprojekt und das unkommerzielle Kulturzentrum Realität werden, könnte sich der Harburger Binnenhafen zukünftig zu einem kreativen Hotspot entwickeln. Denn prominenter Nachbar im Hafenbecken wäre das Hausboot von Gunter Gabriel, das Fynn Kliemann und Olli Schulz zu einem autarken Kreativstudio umgebaut haben. Jetzt heißt es also Daumen drücken für die Li.fa – klickt euch doch mal rein und schaut euch die Pläne an.

Auf Motivsuche? Lost Places in Hamburg!

Nicht nur die verlassenen Hilke-Häuser machen sich gut vor der Kamera. Ihr könnt so einige Lost Places in Hamburg finden – einige haben gar schaurige Geschichten. Traut ihr euch?

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Quellen zum Text: