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Wilhelmsburger Dove-Elbe
Michael Zapf
Hamburg

Guckt mal, was da fließt! 7 unbekannte Hamburger Gewässer

Sirany Schümann
Sirany Schümann

Na, welche Hamburger Flüsse kennt ihr? Klar, Elbe und Alster kommen wahrscheinlich wie aus der Pistole geschossen. Wenn ihr etwas länger nachdenkt, fallen euch vielleicht noch Bille und Wandse ein. Aber da gibt es noch viele mehr! Wir stellen euch unbekanntere fließende Gewässer in Hamburg vor, die auch alle in dem Buch "Hamburg fließt" von Christine Lendt und Michael Zapf vertreten sind.

Es grünt so grün: Wilhelmsburger Dove-Elbe

Der Wasserpark Dove-Elbe in Allermöhe mit seinen Stegen und Badestellen ist als paradiesisches Ausflugsziel für warme Sommertage bekannt. Mindestens genauso schön ist es aber an der Wilhelmsburger Dove-Elbe, bei der es sich um einen Teil des ursprünglichen Verlaufs der Dove-Elbe handelt. Sie beginnt hinter der Tatenberger Schleuse und setzt sich am Wilhelmsburger Ostdeich fort. Auf den rund acht Flusskilometern im Bereich des Stadtteils Wilhelmsburg trägt das Gewässer auch die Namen Georgswerder Schleusengraben und Dove Wettern, bevor es im Hamburger Hafen endet.

Ein bisschen beneiden wir die Wilhelmsburger ja schon, die ein idyllisches Grundstück – mitsamt Einstiegsstelle – direkt am Wasser ergattert haben. Weitere Sehenswürdigkeiten im Umkreis der Wilhelmsburger Dove-Elbe sind die Windmühle Johanna und der Energieberg Georgswerder. Auch ein Spaziergang am grünen Ufer entlang von reetgedeckten Häusern lohnt sich allemal.

So wandelbar: Wedeler Au

Der längste in Hamburg entspringende Elbnebenfluss ist die Wedeler Au. Ihre Quelle liegt in Sülldorf, romantisch umgeben von Pferdekoppeln, Einfamilienhäusern und Schrebergärten. Sechs Kilometer durchfließt die Wedeler Au Hamburg, etwa die gleiche Strecke legt sie noch einmal auf schleswig-holsteinischer Seite zurück. Auf diesen ingesamt 12,6 Kilometern gibt sich der Fluss wandelbar und überrascht immer wieder aufs Neue mit schönster Natur.

Die Wald- und Moorlandschaft des Klövensteen gehört ebenso zum Durchlaufgebiet wie das Autal mit seinem naturbelassenen Birkenbruchwald und der mit Seerosen bewachsene Mühlenteich in Wedel. Auf den letzten Kilometern, auf denen die Wedeler Au der Elbe zufließt, wird es noch mal spannend: Hier gibt es Gallowayrinder, Orchideenblüten, alte Obstsorten und das Theaterschiff Batavia zu entdecken.

Grüne Ader von Mümmelmannsberg: Glinder Au

Die Quelle der Glinder Au entspringt in schleswig-holsteinischen Brunsbek im Kreis Stormarn. Für uns interessant sind aber vor allem die letzten drei Kilometer des ingesamt 17 Kilometer langen Flusses. Denn hier erreicht die Glinder Au Hamburger Gebiet, genau genommen: den Stadtteil Billstedt. Sie strömt westlich an der Siedlung Mümmelmannsberg vorbei und speist den nahe gelegenen Steinfurths Diek. Der künstlich angestaute See und der ihn umgebende Waldpark sind ein beliebtes Ziel für die Anwohnenden, um im Grünen zu entspannen. Bevor die Glinder Au schließlich in die Bille mündet, durchläuft sie noch den Mühlenteich im Quartier Kirchsteinbek. Wenn ihr weniger auf Grünanlagen und mehr auf Nervenkitzel steht, haltet in der Umgebung der Glinder Au auf Billstedter Gebiet nach der alten Geflügelfarm Ausschau, einem Lost Place in Hamburg mit gruseliger Geschichte.

Durch die Walddörfer: Saselbek

Die Saselbek entspringt dem Allhornteich in Volksdorf und strömt auf sechs Kilometern weiter durch Bergstedt und Sasel, bevor sie in die Alster fließt. Auf ihrem Weg passiert sie einige sehenswerte Orte in den Walddörfern: das Museumsdorf Volksdorf, das Naturschutzgebiet Volksdorfer Teichwiesen sowie das Naturschutzgebiet Hainesch/Iland. Letzteres durchquert sie in einer spektakulären 15 Meter tiefen Schlucht im Eichen- und Buchenwald. Ebenfalls im Naturschutzgebiet Hainesch/Iland liegt die Alte Mühle Bergstedt, die früher mit der Wasserkraft der im Mühlenteich aufgestauten Saselbek betrieben wurde. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten ein Restaurant für gutbürgerliche Küche.

Die Unsichbare: Ottersbek

Der rund drei Kilometer lange Bach Ottersbek fließt direkt durch Eimsbüttel und Lokstedt. Doch selbst die Bewohnenden der besagten Stadtteile kriegen von dem Gewässer nicht viel mit. Das liegt daran, dass die Ottersbek größtenteils unsichtbar, in unterirdischen Rohren durch Hamburg fließt. Nur im beliebten Eimsbütteler Park Am Weiher tritt sie in Erscheinung – in Form eines Ententeichs, den alte Weiden und Sitzbänke umgeben. Auch kurz bevor die Ottersbek in den Isebekkanal mündet, kommt sie noch einmal an die Oberfläche. Ansonsten weist nur der Straßenname Ottersbekallee auf den Inkognito-Bach hin.

Park am Weiher in Eimsbüttel
kiekmo

Auenland im Jenischpark: Flottbek

Dieser Fluss kann was. Auf nur drei Kilometern Länge durchfließt die Flottbek mit Osdorf, Groß Flottbek und Othmarschen nicht nur drei Hamburger Stadtteile, sondern noch dazu zwei der beliebtesten Grünanlagen der Stadt: den Botanischen Garten aka Loki-Schmidt-Garten und den Jenischpark. Zwar hält sie sich dabei größtenteils im Untergrund versteckt, im Jenischpark kommt sie dann aber in zwei Teichen zum Vorschein und teilt die Anlage in zwei fast gleich große Teile.

Doch nicht nur das. Sie prägt hier außerdem die einzige noch verbliebene Taulaue in Hamburg, deren Flora und Fauna von den Gezeiten beeinflusst wird. So gedeiht im Süden eine fast mystische Auenlandschaft mit alten Weiden. Am Anleger Teufelsbrück endet die Flottbek schließlich in der Elbe. Die frühere Furt des Flusses überquert heute die Elbchaussee. Eine Figur von einem Teufel mit einem Kaninchen am Wegesrand weist daraufhin, wie der Ort zu seinem Namen gekommen ist – doch das ist eine andere Gruselgeschichte

Trägt zur Altes-Land-Idylle bei: Este

Zugegeben, der Großteil der Este – ganze 60 Kilometer – verläuft durch Niedersachsen. Erst auf den letzten zwei Kilometern passiert der Fluss, der in Wintermoor in der Lüneburger Heide entspringt, die Landesgrenze zu Hamburg und erreicht den Stadtteil Cranz im Alten Land. Ohne die Begleitung von der Este und den auf ihr dümpelnden Booten wären die Obstplantagen am Deich und die alten Fachwerkhäuser aber bloß halb so idyllisch. Nicht verpassen solltet ihr das Estesperrwerk bei Cranz, wo der Fluss am Mühlenberger Loch in die Elbe mündet.

Noch mehr Gewässer der Hansestadt stellt das Buch "Hamburg fließt … Alle Flüsse, Quellen und munteren Bäche" vor

Wir haben euch nur ein paar von insgesamt 85 fließenden Gewässern, die sich durch Hamburg ziehen, vorgestellt. Mehr über die restlichen erfahrt ihr in dem bereits erwähnten Buch "Hamburg fließt … Alle Flüsse, Quellen und munteren Bäche" von Christine Lendt und Michael Zapf (18 Euro), das im Ellert & Richter Verlag erschienen ist. Autorin und Fotograf nehmen auf 240 Seiten größere Flüsse, aber auch die kleinen Bächlein genauer unter die Lupe, beschreiben ihren Verlauf und welche Sehenswürdigkeiten sich an ihren Ufern verstecken. Lasst uns fließen!

Buchcover Hamburg fließt
Ellert & Richter Verlag

Einer von den großen Flüssen: Die Bille

Die Bille zählt schon zu den größten Gewässern in der Hansestadt, doch sie kann trotzdem überraschen. Wir haben interessante Fakten über Hamburgs unterschätzten Fluss gesammelt.

Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.