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Ohlsdorf

Hamburgs grüne Lunge: Der Friedhof Ohlsdorf im Wandel

Sophia Herzog
Sophia Herzog

Apfelbäume und Duftwiesen: Mit dem Projekt "Ohlsdorf 2050" will der Friedhof Ohlsdorf zukünftig Teile der Friedhofsflächen für Parks und Erholung nutzen.

Pärchen spazieren schweigend den "Stil­len Weg" entlang, Jugendliche lassen am Nordteich ihre Füße von einem höl­zernen Steg baumeln und ein älterer Herr beobachtet mit seinem Fernglas die Vögel – viele der Besucher des Friedhofs Ohlsdorf sind nicht hier, um am Grab eines Ver­storbenen zu trauern, sondern um die Ruhe zu genießen. Doch einiges könnte sich verändern am Ohlsdorfer Friedhof, so wie ihn die Hamburger kennen – denn der Friedhof hat ein Platzproblem. Nicht, weil es zwischen den Grabsteinen langsam zu eng wird für die rund 17.500 Menschen, die jedes Jahr in der Hansestadt versterben. Im Gegenteil: Mit dem Projekt "Ohlsdorf 2050" will die "Hamburger Friedhöfe AöR" zusammen mit der Behörde für Um­welt und Energie diese knapp 400 Hektar in Zukunft anders gestalten – und nur noch ein Drittel der eigentlichen Fried­hofsfläche zur Bestattung nutzen.

Friedhof Ohlsdorf 2050: Es gibt große Pläne

Der Grund: Viele Grabstätten werden inzwischen nicht mehr benötigt. Die Sterberate in Hamburg liegt seit Anfang der 2000er-Jahre zwar relativ stabil. Verändert hat sich allerdings, wie die Hamburger sich bestatten lassen wollen. Wo früher Sargbestattungen die gängigste Art war, lassen sich heute vier von fünf Menschen in der Urne beerdigen. Und die ist vor allem: platzsparender. Mit dem Projekt "Ohlsdorf 2050" werden nun also Teile des Friedhofs neu gestal­tet. In Zukunft werden nur auf rund einem Drittel des Friedhofes Gräber liegen. Der restliche Teil wird zum Park, langfristig mit deutlich weniger Gräbern. Nur einige denkmalgeschützte Grabstätten werden bleiben, weil diese nicht verlegt werden dürfen, alle bestehenden Gräber können außerdem weiter verlängert werden. "Hauptsächlich soll es dort aber Platz zum Ausruhen und Wege zum Spa­zieren geben", erklärt Lutz Rehkopf von der Unternehmenskommunika­tion des Ohlsdorfer Friedhofs.

Blumenwiesen und Apfelbäume: Ein Friedhof wird zum Park

Auch, wenn der Prozess noch einige Jahre dauern wird – einige Pläne wurden bereits umgesetzt. Auf Wunsch der Bürger entstand im letzten Jahr beispielsweise ein Wildblumengarten. Im Bereich der Kapelle 3 stellt die Friedhofsverwaltung hochwertige Park­möbel auf. Spannend sind besonders die Pläne für den Bereich um Kapelle 6 – hier werden Friedhof und Park kombiniert. In sogenannten "Parkintarsien", kleinen Teil­bereichen, möchte die Friedhofsverwal­tung verschiedene Ideen ausprobieren. "Im letzten Jahr haben wir hier bereits ei­nen Duftgarten angelegt", erzählt Rehkopf. "So können die Menschen den Friedhof auch mit einem ganz neuen Sinn wahrneh­men." Außerdem umgesetzt wurde ein Farnweg. Ist das Areal fertig gestaltet, exis­tiert hier eine ganz neue Form der Friehofsidylle: Besucher liegen auf Lichtungen im Wald, Familien picknicken in der wie­derhergestellten Parkwildnis, Kinder klettern über den Waldspielplatz oder pflücken mit ihren Eltern Obst von Selbstern­tefeldern. "Wir planen auch eine gemein­same Apfelernte mit den Kindern", erklärt Rehkopf. Die Apfelbäu­me mit insgesamt 52 alten Sorten habe die Verwaltung bereits eingepflanzt. Zusammen mit der Deutschen Wildtierstiftung hat der Friedhof Ohlsdorf außerdem einen Wildbienenboulevard geschaffen.

Friedhof Ohlsdorf: Ein Paradies für die Lebenden

So­wohl bei der bestehenden Nutzung als auch bei den neuen Plänen für Friedhofs­- und Parkgelände gehen Rehkopf und seine Kollegen aber bedacht vor. "Hier wird es keinen lauten Motorsport oder Veranstaltungen mit Eventcharakter geben." Denn der Charme des Ohlsdorfer Friedhofs entsteht besonders aus seiner Ruhe und Besinnlichkeit. So soll er nicht nur den Besuchern Trost spenden, die gerade jemanden verloren haben. Auch in anderen Lebenslagen können die Besucher auf dem Friedhof Ruhe und Kraft finden. Ein revolutionärer Ansatz ist das nicht. Schon der Friedhofsgründer Wilhelm Cordes plante die Anlage als Paradies für die Lebenden und für die Toten – die Lebenden nannte er ganz bewusst zuerst. "Denn die sollen nicht nur mit einbezogen werden", schließt Lutz Rehkopf ab, "sondern in den Vordergrund gestellt werden."

Infos: Friedhof Ohlsdorf, Fuhlsbüttler Straße 756, 22337 Hamburg

Ab in den Park: Hamburgs grüne Flecken entdecken

Von Monica Bleibtreu bis Inge Meysel: Ihr könnt so einige prominente Namen auf dem Ohlsdorfer Friedhof entdecken, die sich für eine kleine Tour mit dem Rad lohnen. Wer gern mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann außerdem einen Abstecher zu einem der vielen anderen Parks in Hamburg unternehmen.

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