
Günstigere Wohnungen? So wirkt sich die Krise auf die Mietpreise in Hamburg aus
Die Mieten in Hamburg sind gerade in beliebten Stadtteilen hoch, daran habt ihr euch wohl oder übel gewöhnt. Doch wie wirkt sich eigentlich die Corona-Krise auf das Immobiliengeschäft aus?
Eigentumswohnungen in Hamburg werden günstiger, hieß es im Frühjahr 2020. Im Vergleich zu Anfang März 2020 waren die Preise um 9,4 Prozent gesunken. Das ging aus einer Studie des Hamburger Forschungsinstituts F+B hervor. Dieser Trend zeichnete sich auch in anderen deutschen Großstädten ab – in Frankfurt sanken die Preise sogar um rund 20 Prozent.
Wie war das mit der sterbenden Hoffnung?
Doch nun die böse Realität: Die Krise scheint dem Immobilienmarkt kaum etwas anzuhaben. Im Gegenteil. Hamburgs Eigentumswohnungen werden weiterhin teurer, prognostiziert das Portal "Immowelt" in einer aktuellen Veröffentlichung. Danach wird der Quadratmeterpreis um acht Prozent steigen – und das nur bis Ende des Jahres 2021! Mit durchschnittlich 5.320 Euro pro Quadratmeter belegt Hamburg im deutschlandweiten Vergleich den dritten Platz. Nur in Frankfurt und München wohnt es sich noch teurer. Eine Bestandswohnung kostet laut einer Auswertung des Immobilien-Technologieunternehmens Scoperty Hamburger im Schnitt 306.747 Euro. Am teuersten ist es dabei in Altona (5.768 Euro/Quadratmeter), am "preiswertesten" in Harburg. Lassen wir das erstmal sacken.
Mein Heim ist mein – Luftschloss
Ähnlich düster siehts beim Hauskauf in Hamburg aus. Von 2018 bis 2020 verzeichnet der Hamburger Markt einen Preisanstieg von unglaublichen 25 Prozent. Für ein Eigenheim (148 Quadratmeter, Anno 1960er) müssen Hamburger nach Scoperty durchschnittlich 732.452 Euro berappen. Die "günstigsten" Immobilien gibt es dabei für 2.340 Euro pro Quadratmeter, die obere Grenze liegt beim Quadratmeterpreis von 13.050 Euro. "Wir sind der Auffassung, dass die anhaltende Corona-Pandemie mit dem zweiten Lockdown seit Dezember hier einen nachhaltigen Nachfrageschub erzeugt hat", so F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner gegenüber der MOPO. Wo soll das bloß enden, fragen wir uns – und legen unsere Träume von Haus und Hof erstmal auf Eis.
Und was ist mit Mietwohnungen?
Massenbesichtigungen während des Lockdowns? Keine Chance. Vermieter hielten sich ab Mitte März 2020 mit neuen Mietangeboten zurück. Rund ein Drittel weniger Wohnungen seien auf den Markt gekommen, erklärte Manfred Neuhöfer von F+B im Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Mit den ersten Lockerungen sei die Zahl der Angebote dann aber wieder sichtlich gestiegen. Im Mai 2020 war das Angebot sogar um rund fünf Prozent größer als vor der Krise. Dennoch sind die Preise bei Neuvermietungen leicht gesunken. Um 0,4 Prozent im Vergleich zum Herbst 2020, wenn ihr es genau wissen wollt. Das bedeutet einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 10,50 Euro für die Hansestadt. Im Vergleich zum gesamten Vorjahr liegt damit nur eine minimale Steigerung von 0,1 Prozent vor. Immerhin. Beachtlich ist jedoch die Preisspanne – der Durschschnittspreis ist zwischen den Extremen von 22,70 (!!!) und 5,40 Euro pro Quadratmeter zu verorten.
Was Corona damit zu tun hat
"Ausgehend von möglichen Insolvenzen und vermehrter Arbeitslosigkeit dürften aber die zukünftigen Mietpreiserwartungen vermindert werden, weil den Haushalten insgesamt weniger Einkommen zur Verfügung steht", prognostizierte eine Studie der deutschen Wirtschaft (IW) im Frühjahr 2020. Als Faktoren der Pandemie sieht F+B zusätzlich die veränderten demografischen Rahmenbedingungen: sinkende Zuwanderung und erhöhte Sterberate wirken sich auf den Immobilienmarkt aus. Die Mietpreise von Bestandsobjekten seien um 0,3 Prozent gestiegen. "Damit gleichen sich offenbar langsam die Bestandsmieten an die Neuvertragsmieten an, was auf einen im Bundesdurchschnitt langsam entspannenden Wohnungsmarkt hindeutet", analysiert Leutner.
Überraschend: Diese Stadtteile sind besonders beliebt
Horn, Hamm und Dulsberg gehören ganz klar zu den unterschätzen Stadtteilen Hamburgs – vielleicht müsst ihr jetzt erstmal nachschauen, wo sie überhaupt liegen? Doch gerade diese Viertel östlich der Alster erleben aktuell einen Boom bei Mietinteressierten, wie ImmobilienScout24 kürzlich auswertete, denn sie überzeugen mit verhältnismäßig günstigen Altbauwohnungen und viel Grün in citynaher Lage. So übersteigt die Zahl der Anfragen auf Wohnungsinserate in Hamm-Nord (118), Dulsberg (116) und Hamm-Mitte (107) den Hamburger Durchschnitt von 53 Anfragen um mehr als das Zweifache. Ungeschlagen bleibt Horn mit 175 Bewerbungen pro Inserat. Neubauwohnungen sind derweil in Eimsbüttel (51), Wilhelmsburg (41) und Billstedt (38) besonders beliebt.
Wohnungspreise in Hamburg – Die Miet-Map schafft Übersicht
...und wo genau ist es jetzt besonders teuer, wo verhältnismäßig preiswert? Die Hamburger Miet-Map zeigt die Wohnungspreise auf dem HVV-Fahrplan.
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