
Fahrradstadt Hamburg: Veloroute 3 in Niendorf sorgt für Aufregung
Hamburg soll spätestens 2020 Fahrradstadt werden. Die geplanten Velorouten sind dafür unabdingbar. Wieso sich einige Anwohner in Niendorf dagegen wehren.
Ruhig ist es hier in der Paul-Sorge-Straße – eigentlich. Denn vielen Anwohnern passt nicht, was die Stadt hier vor hat. Auch wenn Niendorf tendenziell zu den autoreichen Stadtteilen gehört, kann man nicht behaupten, dass die Strecke zwischen dem Tibarg und der Haltestelle Niendorf Nord zu den vielbefahrenen Straßen gehört. Auf beiden Seiten der Straße reihen sich Einfamilienhäuser aneinander. Die Bürgersteige und die darauf verlaufenden Radwege sind in einem passablen Zustand, auch wenn sie schon wegen der geringen Breite zumindest ausbaufähig sind.
Veloroute mitten durch Niendorf
Letzteres hat sich offenbar auch die Stadt gedacht und möchte hier einen Teil der Veloroute 3 bauen. Die Paul-Sorge-Straße eignet sich demnach besonders gut als Verlängerung der Fahrradroute vom Rathaus über den Bahnhof Dammtor, Hoheluft-West und Lokstedt. Künftig soll der schmale Radweg durch eine breitere Radspur auf der Straße ersetzt werden. Für Radfahrer heißt das: Runter vom Bürgersteig, rauf auf die Straße! Autofahrer müssen sich dagegen ihr bisher sicher geglaubtes Revier mit Radfahrern teilen. Nicht allen gefällt das. Es ist wie so oft: Autofahrer haben wenig Interesse an einer Steigerung des Radverkehrs und Radfahrersorgensich darum, zwischen die Autos zu geraten, wenn sie plötzlich gezwungen werden, vom Bürgersteig auf die Straße zu wechseln. Zumal die Umbaumaßnahmen auf der knapp zwei Kilometer langen Strecke etwa 3,5 Mio. Euro kosten sollen und die Anwohner verständlicherweise keine Lust auf laute Baustellen vor der Haustür haben.

Alternativvorschläge ohne Wirkung
Anwohner wie Hartmut Gusner sammeln seit Wochen Unterschriften gegen dem Umbau der Paul-Sorge-Straße. "Ich habe in den letzten Wochen gut 250 Menschen in der Paul-Sorge-Straße befragt. Ob Ältere oder Mütter mit Kindern – viele wollen nicht auf die Straße", so Gusner in der Bürgerfragestunde. Für viele wäre beispielsweise eine Sanierung der Radwege und die Einführung eines Tempo-30-Limits völlig ausreichend. Doch eine Bürgerbeteiligung ist nicht geplant. SPD, Grüne und Linke stehen allesamt hinter dem geplanten Vorhaben. Rund 25 Prozent der gesamten Veloroute 3 sind laut Angaben der Stadt bereits fertiggestellt. Darüber hinaus entstehen auf dem Niendorfer Abschnitt voraussichtlich mehrere neue StadtRad-Stationen. Der Umbau soll im Juni 2019 beginnen, Mitte 2020 soll die Strecke fertiggestellt werden.