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Groß Borstel

Ein Stadtteil wächst rasant: Aus Groß Borstel wird Riesen Borstel

Sandra Brajkovic
Sandra Brajkovic

Von Big Borstel zu Bigger Borstel: In diesem Hamburger Stadtteil werden bald 40 Prozent mehr Menschen leben. Wo werden sie angesiedelt sein und was bedeutet das für die ohnehin schon angespannte Infrastruktur Groß Borstels?

In Groß Borstel ist die Welt noch in Ordnung. So zumindest würden es wohl viele der rund 8500 Einwohner beschreiben. Der Stadtteil in Hamburgs Norden ist geprägt von viel Grün, teils auffällig schönen Villen und von hohen Bäumen gesäumten Straßen, auf denen noch Kinder spielen können. Doch wenn man genauer hinguckt, läuft auch einiges schief in diesem Hamburger Kleinod – allen voran der Verkehr: Es gibt keine U-Bahn-Anbindung, die Busse takten zu selten, Bewohner sind zu sehr auf ihre Autos angewiesen. Über die Fahrradwege kann man streiten, nicht jedoch vernünftig fahren. Umso spannender also, dass hier bald noch viel mehr Menschen leben werden. Satte 40 Prozent Wachstum wird Groß Borstel in den kommenden Jahren verzeichnen, verteilt auf mehrere große Bauprojekte. Diese sollen unter anderem dringend benötigten Wohnraum schaffen. Eine Belastungsprobe für die ohnehin mangelnde Infrastruktur eines Stadtteils, der bald nahezu doppelt so viele Menschen beherbergen wird.

Tarpenbeker Ufer und Petersen Park

Im neuen Quartier Tarpenbeker Ufer werden noch in diesem Jahr weitere 215 Wohnungen übergeben, damit sind es schon 328 Wohneinheiten von insgesamt 750, die es einmal werden sollen. Das kulinarische Herz der neuen Wohngegend schlägt auch schon mal: Quasi mittendrin im neuen Quartier liegt das prunkvolle Restaurant Le Marrakech. Die neuen Anwohner freuen sich sicherlich auch über die geografische Nähe zur Pulvermühle, einem weiteren kulinarischen Hotspot. Fußläufig ist auch das Eppendorfer Moor zu erreichen, dessen Spazierwege durch die Neuankömmlinge sicherlich auch häufiger frequentiert sein werden als bisher.

Unweit von dieser Großbaustelle erhebt sich bald auch das Quartier Petersen Park. Auf dem Gelände der ehemaligen Strüverfabrik zwischen Papenreye und Niendorfer Weg sollen ein Gewerbegebiet sowie 390 bis 420 Wohnungen entstehen. Bei immerhin einem Drittel dieser soll es sich um öffentlich geförderten Wohnraum handeln. Ein sechsstöckiges Gebäude soll dabei als Schallschutz gen Gewerbegebiet im Norden fungieren. Es soll im Erdgeschoss Gewerbe- und in den weiteren Geschossen Wohnraum bieten, zudem wird es Tiefgaragen-Stellplätze geben. Reste des einstigen Petersenparks bleiben in Form von rund 400 Bäumen und einem Grünzug erhalten.

Der ewige Stau auf der Borsteler Chausee

Nachverdichtungen wie diese verlangen den jetzigen Bürgern, aber auch der sozialen und kulturellen Infrastruktur einiges ab. Letztere soll durch Fördermittel unterstützt werden, die der Entwicklung eines Ortszentrums dienen sollen. "Wir haben im Prinzip nichts gegen Neubauviertel im Stadtteilviertel“, sagt Ulrike Zeising, die Vorsitzende des Kommunalvereins Groß Borstel gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Das größte Problem sei allerdings die zuvor genannte Verkehrssituation. Allein auf der Borsteler Chaussee fahren jeden Tag 27.000 bis 30.000 Autos entlang – der Verkehr staue sich dabei den ganzen Tag. Bis die U-Bahnlinie 5 hier entlang fährt, werden auch noch Jahre ins Land streichen. Auch die eingangs erwähnten Rad- und Fußwege brauchen dringend eine Generalüberholung. Zudem bietet der Stadtteil zu wenige Schulen und KiTas. Alles in allem eine Mammutaufgabe für Politik und Verwaltung.

Hamburger Bauvorhaben: Die Hansestadt verändert sich

Ganz Hamburg wird derzeit ingesamt stark nachverdichtet. Erst vor kurzem entstand die Neue Mitte Altona, ein komplett neues Quartier an der Grenze zu Ottensen, welches sich derweil generell sehr stark verändert. Andernorts stieß das Thema Wohnungsbau auf taube Ohren: Beim Bürgerentscheid in Winterhude sprach man sich deutlich gegen neue Wohnungen am Mühlenkampkanal aus. Doch ob wir es wollen, verstehen oder auch nicht: Die Hansestadt verändert sich stetig.

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