
Dramatischer Anstieg: Zahl der Obdachlosen in Hamburg fast verdoppelt
Hamburg ist kein gutes Pflaster für Obdachlose, deren Zahl wächst und wächst. Wohlfahrtsverbände fordern mehr Engagement. Und so könnt ihr helfen.
Die Hamburger Sozialbehörde hat neue Zahlen zur Obdachlosigkeit in der Stadt veröffentlicht: Seit der letzten umfassenden Befragung vor zehn Jahren hat sich die Zahl der Obdachlosen in Hamburg nahezu verdoppelt. Die Wissenschaftler der Gesellschaft für Organisation und Entscheidung in Bielefeld haben insgesamt 1.910 Menschen gezählt, die in der Hansestadt bei Wind und Wetter auf der Straße leben. 2009 waren es noch 1.029 obdachlose Menschen. Während 2009 der mit Abstand größte Anteil, nämlich 70 Prozent der Obdachlosen, die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, sind mittlerweile nur noch etwa 36 Prozent von ihnen deutsch. Mit 15 bzw. knapp 14 Prozent stellen Polen und Rumänen die größten Minderheiten.
Die wichtigsten Gründe für die steigende Obdachlosigkeit
Der Zuwachs insbesondere an osteuropäischen Obdachlosen erklärt sich durch die Osterweiterung der EU und die damit verbundene Freizügigkeit. Der Zuzug von Menschen aus diesen Ländern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die meisten gaben an, auf der Suche nach einem Job nach Hamburg gekommen zu sein. Während die allermeisten ihrer Landesgenossen mit diesem Vorhaben erfolgreich sind, finden sich einige auf der Straße ohne Perspektive wieder.

Die Ursachen für Obdachlosigkeit im Allgemeinen sind vielfältig und können meist nicht mit einer einfachen Erklärung bedacht werden. Zwei zentrale Wege in die Obdachlosigkeit stechen heraus: Mehr als ein Viertel der Betroffenen wurde durch ein formalisiertes Verfahren wie eine fristlose Kündigung oder Räumung auf die Straße gedrängt. Rund 23 Prozent mussten ihre Mitwohnmöglichkeit bei einem Partner, einer Freundin oder Bekannten aufgeben.
Wohlfahrtsverbände fordern mehr Unterstützung von der Politik
Die Hamburger Wohlfahrtsverbände fordern unterdessen mehr Unterstützung und mehr Angebote für Wohnungs- und Obdachlose sowie für diejenigen, die gefährdet sind. Die Verelendung der Obdachlosen müsse gestoppt werden. Viele von ihnen würden durch Perspektivlosigkeit aus ihren Heimatländern vertrieben werden und würden sich nicht von etwaigen Abschreckungsmaßnahmen abhalten lassen. Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege beharrt auf echten Lösungen: "Der Senat muss jetzt weiterreichende Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit ergreifen. Viele gute Ideen liegen schon auf dem Tisch, sie müssen endlich in die Praxis umgesetzt werden."
18 kiekmo-Schließfächer nehmen eure Spenden entgegen
Während die Mühlen der Politik, wie so häufig, nur langsam mahlen, könnt ihr auch im Kleinen ganz einfach Gutes bewirken: Bis 15. Februar 2019 könnt ihr Kleider- und Sachspenden bequem in den kiekmo-Schließfächern an 18 Hamburger Standorten hinterlegen, die dann an Hanseatic Help weitergegeben werden. Wie die kiekmo-Spendenaktion genau funktioniert, lest ihr hier.

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