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Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) / Axel Kirchhof
Winterhude

Zukunft der Psychotherapie: UKE testet neues Versorgungsmodell

Sophia Herzog
Sophia Herzog

Mit "Recover" wird am Universitätsklinikum Eppendorf seit letztem Jahr ein neues Behandlungsmodell für psychische Erkrankungen getestet – inklusive Online-Therapie.

Wer in Hamburg in Therapie möchte, der muss sich auf lange Wartezeiten, hohe Kosten und ein schwer durchschaubares System einstellen. Das UKE testet deshalb im Moment ein neues Behandlungsmodell für Menschen mit psychischen Erkrankungen, das unter dem Namen "Recover" noch bis 2020 läuft.

"Recover" kümmert sich in allen Lebenslagen

Was an dem Behandlungsmodell so revolutionär ist? Recover ist ein sektorenübergreifendes und ganzheitliches Konzept. Das bedeutet: Ein Patient, der sich bei Recover anmeldet, wird vom „Aid & Care Team“ des Projekts nicht nur diagnostiziert und bei der Vermittlung eines Therapieplatzes unterstützt, sondern er wird auch in allen anderen relevanten Bereichen versorgt. Allgemeinmediziner kümmern sich um eventuelle körperliche Beschwerden und Sozialarbeiter helfen, falls die Patienten durch die psychische Erkrankung beispielsweise arbeitslos geworden sind. Auch dieAngehörigen werden miteinbezogen. In akuten Notsituationen versorgt ein Kriseninterventionsteam die Patienten auch in ihrem eigenen Zuhause. Je nach Schwere der Erkrankungen werden die Patienten einer von vier Versorgungsstufen zugeordnet und erhalten dann einen entsprechenden Versorgungsplan.

Digitalisierung – auch in der Psychotherapie

Teil dieses ganzheitlichen Modells ist auch etwas, das für viele besonders nach Science-Fiction klingt: Die Online-Therapie, oder "eRecover". Über die Plattform können Patienten Programme entsprechend ihrer Diagnose durchlaufen: Sie finden Materialien wie Fragebögen, Tagebücher oder Stimmungskalender, und können zum Beispiel per Messenger Kontakt zu ihrem Therapeuten aufnehmen. Wichtig ist, dass kein Patient einen Zugang bekommt und dann alleine damit arbeiten muss. Es gibt ein persönliches Vor- und Nachgespräch mit dem Therapeuten. Die Online-Thearpie ist Teil des Gesamtkonzepts. Wenn diese nicht nach Wunsch verläuft, dann kann der Patient wieder die Live-Therapie in Anspruch nehmen. Wird aber ein Teil der Patienten erfolgreich mit eRecover behandelt, könnte die Therapie das knappe Versorgungssystem in Hamburg entlasten. Derzeit ist die Teilnahme noch begrenzt: Es können nur Hamburger teilnehmen, die bei der AOK, HEK, DAK Gesundheit oder Barmer GEK versichert sind. Erfolg hatte Recover jedoch bereits: Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde hat das neue Behandlungsmodell zum Referenzmodell für eine zukunftsfähige Versorgung ernannt. Bald soll das Modell auch nach Itzehoe übertragen werden.