Direkt zum Inhalt
Winterdom 2017 Riesenrad
Henning Angerer
St. Pauli

Von Händlern und Gauklern: Die Geschichte des Hamburger DOMs

Linda Bernhof
Linda Bernhof

Vom Mariendom aufs Heiligengeistfeld: Die Geschichte des Hamburger DOMs reicht bis ins Mittelalter zurück. Lest hier, wie es den Schaustellern über die Jahre ergangen ist.

Was woanders Jahrmarkt oder Kirmes heißt, ist bei uns schlicht und einfach der DOM (übrigens nur eines von vielen Wörtern, die der Rest von Deutschland falsch versteht). Der Grund für diese hamburgspezifische Bezeichnung ist schnell gefunden. Anfangs hat das Volksfest tatsächlich häufig in einem Dom stattgefunden – im Mariendom nämlich. Und das ist – haltet euch fest – mehr als 900 Jahre her!

Hamburger DOM historisch
Hamburger DOM

Bunter Markt im Mariendom

Angefangen hat alles im 11. Jahrhundert. Wenn das Hamburger Schietwetter allzu ungemütlich wurde, flohen die fliegenden Händler in den Mariendom, der sich am heutigen Speersort befand. So entstand in den Wintermonaten ein buntes Treiben in den heiligen Hallen. Händler und Handwerker boten lautstark ihre Waren an, Gaukler und Quacksalber unterhielten die Marktbesucher. Was uns merkwürdig vorkommt, war im Mittelalter ganz normal: Kirchen waren zu dieser Zeit oft die größten Gebäude der Stadt und wurden für verschiedene Zwecke genutzt – unter anderem eben für den Handel.

Der Domherr verhängt ein Hausverbot – und zieht es dann wieder zurück

Dem Domherrn, Erzbischof Burchard von Bremen, wurde das Spektakel allerdings irgendwann zu bunt. Deswegen erteilte er den Schaustellern im Jahr 1334 ein Hausverbot. Die Händler aber gaben sich nicht so leicht geschlagen. Hinzu kam: Auch der Hamburger Senat, den es übrigens seit 1216 gibt, nahm dem Bischof das Verbot übel. Schließlich – und das ist ja heute noch so – bringen Veranstaltungen wie der Dom-Markt Besucher und Geld in die Stadt. Kein Wunder also, dass der Bischof dem Druck nur drei Jahre später nachgab und das Hausverbot wieder aufhob. Fortan durften Händler und Gaukler den Dom bei schlechtem Wetter wieder nutzen.

Hamburger DOM historisch
Hamburger DOM

Die Schausteller ziehen aufs Heiligengeistfeld

Im Jahr 1804 beschloss die Stadtregierung, den Mariendom abzureißen. Damit ging eines der größten mittelalterlichen Baudenkmäler Norddeutschlands verloren. Heute erinnern nur noch die weißen Bänke auf dem Domplatz an den Grundriss der kirchlichen Haupthalle. Ihres alten "Zuhauses" beraubt zogen die Händler und Schausteller für einige Jahre durch die Stadt, stellten ihre Stände mal am Gänsemarkt, mal am Pferdemarkt auf. Es sollte viele Jahre dauern, bis der Dom-Markt wieder richtig sesshaft wurde. Erst 1893 wurde den Schaustellern das Heiligengeistfeld als fester Standort angeboten.

Hamburger DOM historisch
Hamburger DOM

Kuriositäten auf dem Hamburger DOM

Wie es damals auf dem Hamburger Volksfest zuging, zeigen alte Fotos. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es vor allem Kuriositäten aller Art, die viele Besucher anlockten. Carl Hagenbeck zum Beispiel präsentierte an seinem Stand "die größte Schlange der Welt". An einer anderen Bude waren der angeblich "größte und der kleinste Mensch der Welt" zu bewundern. Ein großer Renner waren außerdem Aufführungen von Kleinwüchsigen. Dergleichen ist heute nicht mehr vorstellbar. Was es aber auch damals schon gab, waren die Fressbuden und auch einige Fahrgeschäfte. 

Hamburger DOM historisch Postkarte
Hamburger DOM

Ist denn schon wieder DOM?

Heute lockt das größte Volksfest Norddeutschlands dreimal im Jahr viele Besucher aus Hamburg und dem Umland an. Jeweils im Frühling, Sommer und Winter gastieren die rund 250 Schausteller für einen Monat auf dem Heiligengeistfeld. Das führt zu der in Hamburg mit am häufigsten gestellten Frage: "Ist schon wieder DOM?". Das ist aber auch in Ordnung. Denn der Hamburger DOM ist ein Stück Hamburger Geschichte und das Heiligengeistfeld wäre doch sehr leer so ganz ohne die blinkenden Stände und Fahrgeschäfte, oder?

Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.