Direkt zum Inhalt
Die Diele
Ottensen

Neuer Coworking-Space: "Die Diele" in Ottensen

Sandra Brajkovic
Sandra Brajkovic

Der Coworking-Space "Die Diele" in Ottensen ist offen für alle, die nach einem produktiven Arbeitsumfeld suchen und gern Teil einer geschäftigen Community wären. Gegründet wurde das Ganze von Lucas, dem selbsternannten "Feelgood Manager". Wichtiger Teil seines Konzepts: verdammt guter Kaffee.

Home Office ist eine feine Sache, nirgends fühlt man sich schließlich so wohl wie zuhause. Doch zwischen ungewaschenem Geschirr und ungefalteter Wäsche driftet der Fokus schnell ab – und isolierend ist es auch. Kein Wunder, dass immer mehr Selbstständige und Kreative sich in sogenannten Co-Working-Spaces einfinden. Eins davon: " Die Diele" in Ottensen.

In der ehemaligen Fabrik in der Borselstraße 7 scheint die Sonne durch riesige Fensterfronten auf den warmen Holzfußboden, Freelancer sitzen geschäftig an ihren Laptops, ein paar davon auf rückenschmeichelnden Hipster-Gymnastikbällen. Es riecht noch ganz neu und jungfräulich nach frisch geschliffenem Holz. " Die Diele " gibt es so erst seit dem 3. April. "Am Ostermontag habe ich noch Sachen hochgeräumt, am nächsten Tag ging's los", erzählt Gründer Lucas Oppermann. Er ist 25 Jahre alt, hat Marketing studiert und war zuvor vor allem in der Vermietung von Gewerbegrundstücken tätig: "Um die 1930er war 'Die Diele' eine Papiertütenfabrik. Mein Opa hatte damals das Gebäude gekauft und Stockwerke eingebaut. Meine Oma und ich verwalten das – jetzt bin ich quasi Mieter bei meiner Oma." Gewerbeflächenvermietung war Lucas allerdings zu langweilig, er wollte lieber "mit coolen Leuten zusammen arbeiten". Das sei ihm besonders wichtig: "Es waren ja immer nur meine Oma und ich."

Einzelplätze, Team-Büros und Konferenzräume

In der Diele haben sich in den vergangenen Wochen allerlei Kreative eingefunden: Nicht nur Freelancer, Fashion-Bloggerinnen und Spontan-Gründer finden hier ein Plätzchen zum Arbeiten. Auch umliegende Firmen, die spontan ihr Personal aufstocken und keinen Raum für ihre Freien haben, können diese hier unterbringen: Neben dem Open Space Büro gibt es noch Teambüros und einen Konferenzsaal für bis zu 14 Personen. 30 Euro pro Stunde kostet dessen Anmietung. Wer "Die Diele" einmal ausprobieren möchte, ist mit 16 Euro für ein Tagesticket dabei. Für 320 Euro pro Monat bekommt man einen festen Platz.Der Vorteil gegenüber dem Homeoffice ist für Lucas klar: "Man hat zuhause immer etwas anderes zu tun als zu arbeiten. Hier schafft man einfach mehr. Neulich hatten wir drei Programmierer da. Die meinten, sie bräuchten einen Raum, wo sie sich den ganzen Tag lang einschließen und richtig was schaffen. Die haben sich tatsächlich den ganzen Tag nicht blicken lassen, außer einmal, da haben sie nach einem Teller gefragt."

Aus den Fehlern anderer lernen

Die Diele soll aber nicht nur Ort zum anonymen Arbeiten sein. Lucas hat sich im Vorfeld andere Co-Working-Spaces angeguckt und schnell gemerkt, was ihn stört: "Ab einer gewissen Größe wird es unpersönlich. Wenn es zu viele Leute gibt, entfällt der Community-Gedanke." Theoretisch hat Lucas Platz für 45 Leute, mehr als 30, die regelmäßig hier arbeiteten, sollen es aber nicht werden: "Man soll von jedem wissen, was er oder sie macht. Wir haben hier Blogger, Grafiker, Fotografen, Webseiten-Programmierer: alles Kompetenzen, auf die man zurückgreifen kann." Dass alle Zugang zueinander finden, dafür soll der Kaffee sorgen.

"Die Diele" hat schon jetzt eine Kaffee-Kultur

In der Küche rieseln derweil frische Kaffeebohnen in die Maschine, der Kaffee stammt von " Leuchtfeuer", einer Bohnenmanufaktur in Wedel. 2 Euro kostet er für Tagesgäste, die Dauermieter bekommen eine Kaffee-Faltrate für 25 Euro, manchmal schmeißt Lucas auch eine Runde. Und warum ist es ausgerechnet " Leuchtfeuer " geworden? Lucas hat in der Nähe der Bohnenmanufaktur studiert und kennt ihren Ruf als "Kaffee-Ober-Nerds". Im Laufe der Zeit sollen noch mehr Kooperationen mit anderen Hamburgern entstehen. Vielleicht ja mit "Schnibbelpizza" (wahre Ottenser wissen, wer gemeint ist!) oder auch mit Brauereien, denn Lucas hätte dauerhaft gerne eine Ausschanklizenz – es wäre schließlich sehr cool, das eine oder andere Feierabend-Bierchen anbieten zu können.Bis dahin bleibt das gemeinsame Mittagessen der soziale Hotspot: "Eine schöne gemeinsame Mittagspause ist uns wichtig. Wenn man von 9 bis 18 Uhr arbeitet, ist die Stunde, in der man Luft holt, viel wert."

Warum der Name "Die Diele"?

"Die lange oder kurze Version der Geschichte?", schmunzelt Lucas und holt aus: "Ich habe darüber extrem lange nachgedacht, hatte eine Excel-Liste mit gut 300 Namen. Ich habe dann überlegt, wie ich es bei meiner letzten Namensgebung gemacht habe. Ich hatte früher mal einen kleinen Blog über Spirituosen, der hieß ' Bechergold.com '. Wie war ich drauf gekommen? Ich hatte mich vor meine Lieblingsbar gesetzt und mich gefragt, was ich sehe. Dasselbe habe ich dann mit der Diele gemacht. Eine Diele ist ja ein Verbindungsraum – das empfinde ich als passend."

Und was genau macht Lucas wenn er jeden Tag reinkommt?

"Ich bin der Feelgood Manager. Jeder soll sich hier wohlfühlen." Im Moment hat er noch alle Aufgaben von Buchhaltung bis Saubermachen inne. Dauerhaft will er sich aber drauf konzentrieren, guten Kaffee zu machen und die Leute zusammenzuführen. Inzwischen hat er auch eine Mitarbeiterin, Emilie. Sie kommt aus der Gastro, das passt prima: "Emilie vertritt mich als Feelgood Manager wenn ich nicht im Hause bin. Ich hab ihr gesagt, ihr Job wird viel Kaffee kochen sein, aber dafür immerhin der beste Kaffee!"