Direkt zum Inhalt
picture alliance / dpa
Hamburg

Bürgerinitiative "Prellbock": Klage gegen neuen Bahnhof Altona?

Szene Hamburg
Szene Hamburg

Hamburger Bürger wollen sich notfalls auch juristisch gegen ein umstrittenes und lange diskutiertes Bauvorhaben in Altona wehren. Für dieses sammeln sie derzeit Geld.

Die Bürgerinitiative " Prellbock" ist auf der Suche nach Spenden, um gegen die Verlegung des Altonaer Bahnhofes in den Bereich Diebsteich juristisch vorzugehen. Das sagte der Sprecher der Bürgerinitiative Michael Jung auf einer Veranstaltung seiner Organisation in Altona vor wenigen Tagen: "Wer will, kann uns jetzt mit Geld unterstützen und auf dem Spendenformular auch als Verwendungszweck 'Klage' eintragen", so Jung. Seine Initiative erwäge, gegen den Planfeststellungsbeschluss für das Großprojekt zu klagen. Wie viel Geld dazu genau nötig ist, ließ Jung allerdings offen. Des Weiteren rief Prellbock gemeinsam mit anderen Organisationen dazu auf, gegen die Pläne zu protestieren. Neben Prellbock sind noch die Anti-Bahn-Initiative "Langenfelder Signal", der Öko-Verein "Verkehrsclub Deutschland" sowie Politiker der Partei "Die Linke" gegen das Projekt. Sie forderten etwa dazu auf, massenweise Postkarten an den Bahnvorstand zu schicken und Politiker in der Altonaer Bezirksversammlung sowie in der Hamburger Bürgerschaft zu kontaktieren. Auch eine Fragewelle auf der Internetplattform Abgeordnetenwatch regten die Protestler zu dem Bauvorhaben an. Bereits Mitte Januar traf sich die Initiative Prellbock in Frankfurt mit dem Chef der Lokführer-Gewerkschaft "GdL", Claus Weselsky. Noch ist jedoch unklar, ob es zu einer Zusammenarbeit kommt.

Hintergrund der Aktionen und Klage-Pläne ist unter anderem die Finanzierung des Projekts. Insgesamt spricht der Bahn-Konzern von 360 Millionen Euro an Kosten für die Bahn. Die Bürgerinitiative Prellbock rechnet jedoch mit weitaus höheren Kosten. Auch spricht Prellbock-Sprecher Jung davon, dass die Kosten für den Neubau des Bahnhofes in Diebsteich für die Bahn vergleichsweise geringer sind als jene für eine ansonsten anstehende Instandsetzung des Altonaer Bahnhofes, seiner Gleise und Weichen. "Die Bahn kann für den Neubau mit besonders hohen Zuschüssen vom Bund rechnen", sagte Jung. Die Bahn dementierte diese Sicht zuletzt jedoch öffentlich. Darüber hinaus kritisiert die Bürgerinitiative die mangelnde Transparenz der Pläne und Nachteile beispielsweise für Pendler und Gewerbetreibende. Sie hatte deshalb im Vorfeld der Planfeststellung eigene Vorschläge für das Projekt entwickelt, diese wurden jedoch nicht berücksichtigt. Auch die Stadt Hamburg arbeitet an dem Projekt mit: Ursprünglich hatte die Bahn am Eingang zum neuen Bahnhof Diebsteich eine kleinere Bahnhofsvorhalle geplant. Die Hamburger Politik erteilte dem jedoch mit einer Entscheidung für zwei größere Neubauten eine Absage. Nun sollen dort zwei repräsentative Hochhäuser entstehen. Damit ging die Stadt einen Schritt auf die Hamburger Handelskammer zu und beschwichtigte gleichzeitig deren Kritiker: Die Handelskammer hatte in der Vergangenheit andere Pläne für Diebsteich vorgelegt, die noch weitaus umfangreichere Neubauten beinhalten. Diese sind mit dem Hochhaus-Beschluss vorerst vom Tisch.

Mit den beiden Türmen soll die Entwicklung des von Gewerbe, Kleingartenkolonie und Friedhof geprägten Viertels beginnen. Es gilt als zersiedelt und wenig attraktiv. Vor allem aber soll mit dem Neubau des Bahnhofes in Diebsteich mehr Platz für den neuen Stadtteil "Mitte Altona" geschaffen werden: Dieser befindet sich bereits in Bau. Tausende teils luxuriöse Wohnungen entstehen so. Noch verlaufen allerdings Gleise quer durch die Baustelle, auch die ICE-Trasse zum Altonaer Bahnhof. Sie soll unter anderem verlegt werden, in Zukunft soll nur noch die S-Bahn in Altona halten. Der Grund für den Abriss der Verkehrsanbindung und ihren Neubau am anderen Ende des Neubauviertels: Die Bahn hat das Gleis-Land schon vor Jahren verkauft. Die Umwidmung zu Bauland sorgte dann wegen der Beteiligung ausländischer Investoren für Aufsehen, seine Erschließung durch Energiekonzerne war zudem unter Umweltschützern umstritten. Diese sorgen sich außerdem um Grünflächen in Diebsteich. Schlussendlich beinhaltet das Projekt noch die Umsiedlung der in Altona ansässigen Holsten Brauerei – an einen völlig neuen Standort südlich der Elbe. Autor: Sebastian Grundke