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Wilhelmsburg, Veringkanal, Honigfabrik, Reiherstieg
kiekmo
Hamburg

5 Hamburger mit Migrationshintergrund, nach denen Straßen benannt wurden

Meike Neddermeyer
Meike Neddermeyer

Habt ihr schon mal auf die Straßennamen in eurem Viertel geachtet? Wenn ja, habt ihr euch vielleicht gefragt: Wer waren die Menschen, nach denen sie benannt wurden? Wir von kiekmo haben uns schlau gemacht und stellen fünf Straßen vor, die die Namen von Hamburgern mit Migrationshintergrund tragen.

Dursun-Akçam-Ufer

Die Honigfabrik am Veringkanal im quirlig-bunten Wilhelmsburg kennt ihr sicher. Gegenüber liegt der Sanitaspark, in dem der Weg entlang des Kanals den Namen Dursun-Akçam-Ufer trägt. Benannt ist der Uferlauf nach dem türkischen linksliberalen Schriftsteller, Lehrer, Journalist und Publizist, der aus politischen Gründen 1984 nach Hamburg floh – und nach Wilhelmsburg kam. Sein Blatt "Demokrat" war zuvor in der Türkei verboten worden – er selbst landete auf der schwarzen Liste des Landes. Dursun Akçam war zudem als Menschenrechtler und interkultureller Vermittler in Wilhelmsburg bekannt. Er organisierte Feste und Lesungen und förderte die musische Erziehung der Kinder im Viertel, indem er sie zum Dichten, Schreiben, Lesen und Malen animierte. Er selbst arbeitete in der Wilhelmsburger Bücherhalle und las großen Gruppen von Kindern immer wieder vor. Akçam kehrte 1995 in die Türkei zurück, wo er die Menschenrechtsstiftung TİHAK (Türkiye İnsan Hakları Kurumu Vakfı) gründete. 2003 verstarb er im Alter von 73 Jahren in Ankara. Die hinterbliebene Familie gründete in seinem Namen eine Kulturstiftung in seinem Geburtsort Ardahan, der die dortige erste Bibliothek zu verdanken ist. Witwe, Kinder und Enkel Akçams reisten 2015 zur feierlichen Benennung an. Sie ehrt Dursun Akçam für sein Engagement und die Förderung des offenen interkulturellen Zusammenlebens auf der Insel. Marco Moreno setzte sich dafür ein – mit Erfolg.

Wilhelmsburg, Honigfabrik

Taşköprüstraße

Ein Teil der Kohlentwiete in Bahrenfeld trägt seit 2014 den Namen Süleyman Taşköprüs, der Opfer des NSU wurde. 300 Meter erinnern 13 Jahre nach dem Ereignis an den rassistischen Mord. Am 27. Juni 2001 erschossen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den türkischstämmigen Süleyman Taşköprü im Geschäft seines Vaters. Taşköprü wurde nur 31 Jahre alt. Nach der Grundschule folgte er seinen Eltern aus Afyon nach Hamburg. Er besuchte die höhere Handelsschule und arbeitete schließlich als Lebensmittelhändler. Die rechtsextremistische Tat war seitens der Polizei als "Döner-Mord" auf dem Konto der türkischen Mafia verbucht worden und ermittelte im Kreis der Familie – Medien und Anwohner des Viertels übernahmen die Auslegung voreilig. Die Straße, die noch immer die enorme Last des Geschehens trägt, ist Zeugnis des Traumas, Mahnmal und Bitte um Vergebung zugleich. An der Schützenstraße, wo Süleyman Taşköprüs sterben musste, erinnert ein Gedenkstein an den jungen Mann.

Eduard-Duckesz-Straße

Eduard Jecheskel Duckesz wurde 1868 in Szelepszeny in Ungarn geboren. Er studierte in Bratislava und kam im Alter von 22 Jahren als orthodoxer Klausrabbiner nach Altona, wo er auch Mitglied des Rabbinergerichts war. In seiner Gemeinde predigte er und leistete Seelsorge. Zudem veröffentlichte er wissenschaftliche Schriften und machte sich besonders in der jüdischen Familienforschung einen rühmenden Namen als Forscher und Gelehrter. Mit seiner Frau und den fünf gemeinsamen Kindern lebte Duckesz in der heutigen Biernatzkistraße. Er floh nach der Reichspogromnacht 1938 mit dem Ziel New York, wurde aber 1943 aus den Niederlanden deportiert starb im folgenden Jahr in Auschwitz. Neben der Straße in Altona, die seinen Namen trägt, ist ihm ein Stolperstein gesetzt sowie das Eduard-Duckesz-Haus auf dem Jüdischen Friedhof in Altona nach ihm benannt.

Muharrem-Acar-Brücke

Sicherlich kennt ihr das bunte Gebäude der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt an der Station Wilhelmsburg, oder? Vielleicht seid ihr auch schon einmal über die große Fußgängerbrücke gelaufen, die vom Luna Center zum Bahnhof und weiter Richtung Inselpark führt – die Muharrem-Acar-Brücke. Im jungen Alter von 14 Jahren folgte dieser seinem Vater aus der Türkei nach Wilhelmsburg – der arbeitete bei der Bundesbahn. 1979 begann Acar seine Arbeit bei Aurubis, wo er sich im Betriebsrat neben Arbeiterrechten für integrative Themen einsetzte. Vor allem für türkischstämmige Arbeiter, die die deutsche Sprache kaum beherrschten, fungierte er als Sprachrohr und Vermittler zwischen den Kulturen – er stellte eine Brücke her. Neben dieser Tätigkeit arbeitete er ehrenamtlich als Sozialrichter. Seit 2013 trägt die Fußgängerbrücke seinen Namen. Ob ihm das gefallen hätte? Nicht unbedingt, meint seine Tochter, denn "er war bescheiden und hat sich nicht so ernst genommen". Für die Familie ist die Brücke aber ein schönes Andenken an den 2009 verstorbenen Acar.

Wilhelmsburg, S Wilhelmsburg

Beatles-Platz

Zugegeben, die Briten sind nicht dauerhaft geblieben und waschechte Hamburger geworden, haben in der Hansestadt jedoch den Grundstein für ihre Karriere gelegt: Am 17. August 1960 starteten sie – noch zu fünft – als "The Beatles" auf dem Hamburger Kiez durch. Mehrere Jahre spielten sie im Rotlichtviertel – anfangs täglich bis zu sieben Stunden! Auch die signifikante Pilz-Frisur haben sich die Liverpooler bei einem Hamburger abgeschaut: Fotograf Jürgen Vollmer! Astrid Kirchherr, ihres Zeichens Hamburger Fotografin, war damals mit Stuart Suttcliffe liiert. Ihm verpasste sie als erstem Beatle den "Pilzkopf". Außerdem schoss sie legendäre Bilder der Beatles. Dort, wo Reeperbahn und Große Freiheit sich treffen, zeugt der Beatles-Platz seit 2008 von dieser Zeit. Er soll eine Vinylplatte darstellen, Silhouetten aus Metall sind denen der Fab Four nachempfunden. So kann jeder einmal in die Haut von John, Paul, George und Pete/Ringo schlüpfen.

Multikuli auf den Tellern: Mexikaner und vegetarische Restaurants in Hamburg

Ein Hoch auf Hamburgs kulturelle Vielfalt! Die kommt uns auch bei unserer Lieblingsbeschäftigung zugute: Essen! Wie könnten wir ohne unsere Mexikaner in Hamburg ?! Auch die wachsende Veggie-Kultur haben wir wohl kaum der traditionellen deutschen Küche zu verdanken: Vegetarische Restaurants in Hamburg.