
Altonas dunkelste Seiten: Vier Orte mit krimineller Vergangenheit
St. Pauli ist Hamburgs sündige Meile – aber auch Altona hat in der Vergangenheit eine ganze Menge schauriger Geschichten erlebt. Hier geht ihr ihnen nach.
Fritz Honkas Frauenmorde
Die Zeißstraße in Ottensen: Vögel zwitschern, eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen über den Gehweg. Heute ist dieser Teil Hamburgs ruhig und friedlich, Ottensen inzwischen eins der beliebtesten Viertel der Stadt. Vor gut 50 Jahren sah die Welt hier allerdings noch ganz anders aus: Denn in der Hausnummer 74 lebte Fritz Honka, einer der bekanntesten Serienmörder des Landes. Zwischen 1970 und 1975 folgten vier Frauen dem schmächtigen Honka die Treppen hinauf in seine Dachgeschosswohnung – und kamen nie wieder herunter. Fünf Jahre nach Honkas erstem Mord brach ein Brand im Haus aus. Zufällig entdeckte ein Feuerwehrmann bei den Löscharbeiten eines der Leichenteile, die Honka in seiner Wohnung versteckt hielt. Die grausame Natur der Verbrechen löste einen riesigen Medienrummel um Honka aus und inspirierte unter anderem Heinz Strunk zu seinem bekanntesten Werk. Im Roman "Zum Goldenen Handschuh" griff dieser das trostlose Leben Honkas auf, der in der gleichnamigen Kiez-Bar seine Oper aufgabelte. 2019 folgte eine Verfilmung.
Der Axtmöder von Altona
Es war ungefähr 15 Uhr, als sich der Zahnarzt Dr. Claußen am 10. November 1906 in den Zug vom Altonaer Bahnhof Richtung Blankenese setzte. Kurze Zeit später betrat ein junger, gut gekleideter Mann das ansonsten leere Abteil. Er grüßte, Dr. Claußen blätterte weiter in seiner Zeitung. Als der Zug später in Klein-Flottbek hielt, war der Zahnarzt tot. Die Mordwaffe: eine Axt. Gut geplant war die Tat anscheinend nicht, denn als der junge Täter in Klein-Flottbek aus dem Zug stürmte, war sein Anzug blutverschmiert. Ein Fahrkartenkontrolleur konnte so später eine detaillierte Beschreibung des jungen Mannes geben. Drei Tage später fasste die Polizei den Mörder, den 17-jährigen Thomas Rücker, in seiner Altonaer Wohnung. Das Ehepaar, das ihm sein Zimmer vermietete, merkte, dass er mehr Geld als sonst ausgab. Laut Rücker beging er die Tat aus Geldnot, hatte aber wohlhabende Eltern. Warum genau er also zum Axtmörder wurde, bleibt bis heute ein Rätsel.
Schmutzige Geschäfte im Club 77
Wer nachts durch die Holstenstraße schlendert, sieht wahrscheinlich rosa- und lilafarbenes Licht aus der Hausnummer 77 strömen. Der Club 77 versteckt sich hier hinter einer abgeklebten Scheibe, nur ein Neonschild mit Sternchenverzierung deutet darauf hin, was in dem heruntergekommenen Anbau vor sich geht. Das Bordell, das in der Vergangenheit oft unter anderem wegen illegaler Prostitution in Razzien hochgenommen wurde und deswegen öfter schließen musste, hat allerdings auch eine noch dunklere Geschichte. 1988 wurden zwei Gäste vor dem Club erschossen, die Täter entkamen. Ein Auftragsmord? Um den damaligen Inhaber Ahmet Aktuglu, auch "Italiano" genannt, rankten sich Gerüchte über Waffen-, Drogen- und Menschenhandel. Seine Machenschaften hatten 1998 schließlich ein abruptes Ende: Bei einem Raubüberfall wurden er und seine Lebensgefährtin ermordet. Italianos Leiche wurde nur einen Steinwurf vom Club 77 im Kofferraum seines Mercedes gefunden. Eigentlich sollte das Gebäude inzwischen abgerissen werden.
Bankräuber Thomas Wolf
Er hielt die Polizei ganz schön auf Trab: Thomas Wolf, inzwischen knapp 70 Jahre alt, begann seine kriminelle Karriere schon im Alter von 15 Jahren mit kleineren Diebstählen. Später häuften sich seine Delikte immer mehr, bis er schließlich 1981 das erste Mal zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde. In den folgenden Jahren saß er mehrere Male ein – entkam aber immer wieder. Einmal floh er aus einer Gefängnisklinik, ein anderes Mal zersägte er die Gitterstäbe am Fenster. Nachdem er 2000 nicht mehr von einem Hafturlaub zurückkehrte, überfiel er die Commerzbank am Paul-Nevermann-Platz in Altona und erbeutete 500.000 Deutsche Mark. Es folgte ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel: In den Niederlanden und Belgien beging Wolf ähnliche Delikte, 2009 entführte er die Frau eines Bankangestellten und erpresste 1,8 Millionen Euro. Immer wieder entkam er ganz knapp, versteckte sich in Wäldern und wechselte die Fluchtwägen. Schließlich konnte die Polizei Wolf aber doch fassen – ausgerechnet wegen der Liebe: Eine Frau, die auf eine Kontaktanzeige des Bankräubers geantwortet hatte, benachrichtigte die Beamten. Wolf wurde beim Date auf der Reeperbahn verhaftet und sitzt seitdem in der JVA Reinbach.
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