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Hamburg

5 Baustellen in Hamburg, über die sich alle lustig machen

Nadine von Piechowski
Nadine von Piechowski

Vorsicht, Baustelle! Diese Bauprojekte in Hamburg sorgen für Belustigung: Die Gebäude werden später fertig, irgendwelche Gutachten fehlen und immer wird alles teurer als geplant.

Ewiges Hin und Her: Der Fernsehturm

Ach ja, der Hamburger Fernsehturm. Seitdem Bürgermeister Peter Tschentscher 2018 verkündete, dass der Telemichel zu seinem 50-jährigen Bestehen wieder eine Gastronomie beherbergen soll, war es ein ewiges Hin und Her. Gleich zwei finanzkräftige Bewerber hatten sich auf die Ausschreibung der Stadt gemeldet und obendrauf hatte der Hamburger-Promikoch Tim Mälzer auch noch seine Finger mit im Spiel. Kurz vor dem Abschluss der Verträge sind aber alle wieder abgesprungen. Die Hamburger haben mittlerweile das Gefühl, keiner möchte in den 280 Meter hohen Turm einziehen. Die Reaktion der Einwohner auf die vielen Schlagzeilen waren allerdings typisch Hamburg: ein müdes Lächeln und Kopfschütteln. Doch dann schien am Ende des Tunnels Licht in Sicht! In 2020 wurde bekanntgegeben, dass der Turm für 37 Millionen Euro saniert werden soll. Zudem wurden mit dem Medienunternehmen Online Marketing Rockstars und den Bauprojektentwicklern von Home United Management neue Betreiber gefunden. Sie haben den Fernsehturm für 25 Jahre von der Eigentümerin DFMG Deutsche Funkturm GmbH gepachtet. Optimistisch wurde von einer Eröffnung in 2023 gesprochen. Der Termin ist jetzt aber schon wieder obsolet. Die Auswirkungen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine machten den Zeitplan zunichte. Ein neuer Termin ist noch nicht in Sicht...

Stop-and-go: Der Hamburger Deckel

Der Hamburger Deckel: das superinnovative Baukonzept für die A7 zwischen Stellingen und Schnelsen. Hört sich eigentlich toll an. Mehr Spuren für die Autofahrer, mehr Ruhe für die Anwohner und mehr Grünfläche für die Stadt. Blöd nur, dass sechs Monate nach Baubeginn die Arbeiten gestoppt werden mussten, weil es einen Fehler in der Programmierung gab. Und weil man festgestellt hat, dass die Wände des Tunnels die Decke gar nicht tragen können. Also anhalten und alles nochmal von vorne! Immerhin: Der Tunnel in Stellingen ist im April 2019 eröffnet worden – yeah! Die fünf Jahre, die das gedauert hat, lassen wir da einfach mal unter den Deckel, äh, Tisch fallen. Der Tunnel Schnelsen wurde im Dezember 2019 für den Verkehr freigegeben. Im Abschnitt Altona wird noch gebaut. Fertigstellung: voraussichtlich in 2028.

Erst nochmal darüber nachdenken: Der Philosophenturm

Wer tauscht nicht gerne einen Ausblick aus 52 Metern Höhe mitten im Grindelviertel gegen einen grau-braunen Betonklotz in der City Nord aus? Genau, die Studierenden der Uni Hamburg. Das Ersatzquartier am Überseering sorgt regelmäßig dafür, dass angehende Literaturwissenschaftler traurige Gedichte schreiben und zukünftige Philosophen nur noch über den Weltuntergang referieren. Und das wird wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile so bleiben. Denn der Phil-Turm wird später fertig als geplant – und einige Millionen Euro teurer. Auf einen Umzug zurück in den Philosophenturm können die Studierenden zum Wintersemester 2023/2024 hoffen.

David gegen Goliath: Der Fernbahnhof Altona

Die Bahn möchte einen neuen Fernbahnhof an der jetzigen S-Bahnstation Diebsteich bauen. Eine Initiative der Altonaer Bürger möchte das nicht. Das ist eigentlich schon die ganze Geschichte. Die führt allerdings dazu, dass sich der Ausbau des Fernbahnhofes immer weiter verzögert. Die Bahn kam lange nicht gegen die Bürgerinitiative Prellbock Altona an. Die hatten nämlich das Kleingedruckte gelesen und forderten immer wieder neue Gutachten und Tests bevor der Ausbau des neuen Fernbahnhofs Altona losgehen konnte – und die Gegenseite musste liefern. Wen das nicht schon genug amüsiert: Die Begründer der Initiative verteilten sogar Flugblätter im Kopfbahnhof Altona. Durften die das? Ja, weil die Bahn das Gelände schon weitestgehend an die Stadt verkauft hatte. Prellbock Altona wusste das, das Bahnpersonal häufig nicht. Nach dem ganzen Hin und Her nehmen die Pläne nun aber langsam Form an. Die Eröffnung des neuen Regional- und Fernbahnhofs Hamburg-Altona ist für 2027 angesetzt. Wir werden sehen...

Kurzstrecke im Schneckentempo: Die Hafenpromenade

Endlich, endlich, endlich: Die Hafenpromenade wurde pünktlich zum Hafengeburtstag (10. bis 12. Mai 2019) fertig! Das war aber auch ein schweres Stück, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn für die Fertigstellung der 625 Meter langen Promenade hat die Stadt ganze acht Jahre gebraucht. Ein Journalist vom Stern hat das mal auf den Tag runtergerechnet: Die Hafenpromenade, die mittlerweile Jan-Fedder-Promenade heißt, wurde pro Tag um ganze 21 Zentimeter ausgebaut. Eine Schnecke schafft die gleiche Strecke in drei Minuten. Kein Witz! Immerhin können Touris und Einheimische die ungefähr sieben Minuten, die sie über die neue Hafenpromenade schlendern, richtig genießen.

Vergeben und Vergessen: Hamburg kann auch anders

Natürlich geht bei einem Großbauprojekt nicht immer alles nach Plan. Das wissen die Hamburger spätestens seit dem Bau der Elbphilharmonie. Als das Konzerthaus dann aber im Januar 2017 eröffnete, war alles vergeben und vergessen. Und mal ehrlich, selbst der größte Elphi-Gegner möchte das neue Wahrzeichen der Stadt nicht mehr missen.

Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.