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Sophia Herzog
Altona

Von Möwen und Matrosen: Museumshafen Oevelgönne

Sophia Herzog
Sophia Herzog

Hier haben Holz und Stahl gute 130 Jahre auf dem Buckel: Im Museumshafen Oevelgönne sind einige von Hamburgs ältesten Schiffen zu Hause.

An einem Donnerstag im Mai ist der Museumshafen Oevelgönne ungewöhnlich leer – ein Großteil der Flotte ist zu einem Hafenfest in eine andere norddeutsche Stadt gesegelt. Dass hier nicht alle Schiffe, die inzwischen zum Verein gehören, anzutreffen sind, ist ganz normal: Denn im Namen des Museumshafens Oevelgönne steckt zwar das Wörtchen "Museum". Die Exponate, also die vielen verschiedenen Segler, Dampf- und Motorschiffe, liegen hier trotzdem nicht einfach herum und verstauben. Denn viele der Schiffe werden immer noch regelmäßig für Ausfahrten über die Elbe genutzt. "Das ist auch die beste Pflege für Schiffe", erklärt Bjørn Nicolaisen, der den Museumshafen als Geschäftsführer leitet. Ihm fließt das Elbwasser durch die Adern: "Mit 10 habe ich angefangen, auf dem Dampfschlepper Claus D. auszuhelfen", erinnert er sich. "Alles was ich über Schiffe und den Hafen weiß, habe ich hier gelernt."

Museumshafen Oevelgönne: Geschichte aus Holz und Stahl

Gegründet wurde der Verein 1976, aus einer privaten Initiative heraus. "Hätten die Mitglieder des Museumshafens Oevelgönne damals nicht angefangen, die alten Schiffe zu finden, sicherzustellen, zu sammeln und wieder in Fahrt zu bringen, wären sie alle heute nicht mehr vorhanden", erklärt Bjørn. "Ein großer Teil von Hamburgs Maritimer Geschichte wäre für immer verloren." Besonders die vielen kleinen Arbeiterschiffe des Hafens hätten eine große Bedeutung für die Historie des Hafens und den wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt. Der Verein suchte also die vielen Ecken des Hafens nach alten Rümpfen ab, möbelte diese wieder auf – und schenkte ihnen ein neues Zuhause im Museumshafen Oevelgönne. "Wir wollen die Schiffe wirklich in einem Originalzustand, so wie sie lange gefahren sind, für die Nachwelt erhalten", so Bjørn. "In Betrieb und fahrbereit."

Ehrenamt hält den Museumshafen am Laufen

Neben den beiden hauptamtlichen Mitarbeitern, Bjørn und eine 450-Aushilfe, kümmern sich rund 200 ehrenamtlichen Mitglieder um die Pflege der Schiffe. Wer einen der Ehrenamtlichen bei einem Spaziergang durch den Hafen auf den Schiffen entdeckt, ist übrigens gerne eingeladen, auf diesen zuzugehen und Fragen zu stellen. Denn als Freilichtmuseum hat der Museumshafen Oevelgönne keine festen Öffnungszeiten. Stattdessen finden Besucher Informationen in der kleinen Geschäftsstelle am Anleger oder in kleinen Zettelboxen, die im Hafen verteilt sind. Oder eben bei den Ehrenamtlichen. Sind diese gerade auf einem der Schiffe unterwegs, gewähren sie außerdem gerne einen Blick in das Innere der Schiffe oder erklären etwas über ihre Historie. Wer die Schiffe hautnah erleben möchte, kann außerdem hin und wieder auf einigen mitfahren.

Im Museumshafen Oevelgönne gibt's immer etwas zu tun

Zu der Sammlung des Museumshafens Oevelgönne zählen inzwischen einige beeindruckende Schiffe – am prominentesten und schon von weitem zu sehen ist das Feuerwehrschiff Elbe 3. Das älteste Schiff des Hafens ist die Hoop op Welvaart, eine Tjalk von 1883. Auch wenn immer mal wieder Gastschiffe im Hafen anlegen, oder die Vereinsschiffe in andere Häfen aufbrechen, verändert sich die Dauerbesetzung des Museumshafens Oevelgönne allerdings wenig. "In den letzten Jahren haben wir kaum noch Schiffe restauriert", so Bjørn. "Es gibt nicht mehr diese vielen unaufgeräumten Ecken an der Elbe oder im Hafen, in denen noch alte vergessene Rümpfe versteckt sind". Neuere Schiffe hätten außerdem nicht mehr eine so lange Lebenszeit wie früher. Weniger Arbeit bedeutet das allerdings nicht: "Wenn ein Schiff einmal restauriert ist, ist es nicht für immer gesichert", erklärt Bjørn. "Wir sind mit unseren Schiffen schon in die zweite oder dritte Restaurierung gekommen". Denn alle 20 bis 30 Jahre brauchen die alten Rümpfe eine Grundüberholung. Das ist aufwendig – und teuer. "Wir hoffen, dass wir mit viel Unterstützung von Sponsoren, Mitgliedern, Freunden und Förderern den Museumshafen Oevelgönne noch lange erhalten können."
Infos: Museumshafen Oevelgönne, Fähranleger Neumühlen, 22763 Hamburg

Ehrenamt in Hamburg

Noch ein schlagendes Argument für einen Besuch des Museumshafens Oevelgönne: Als Freilichtmuseum ist der Eintritt hier umsonst. Orte, an denen ihr in Altona kostenlos Spaß haben könnt, findet ihr hier. Oder wie wäre es mit ganzHamburg kostenlos ?Und falls ihr euch mit einem Ehrenamt in Hamburg engagieren möchtet, werdet ihr hier fündig.