
Ottensens toller Orgelunterricht: Haut in die Tasten, Kinners!
In der Osterkirche lernen Kinder das Orgelspiel, denn es gibt ein extra angefertigtes Kinderpedal. Konzertorganistin Kerstin Petersen hat das Instrument nach skandinavischem Vorbild entworfen.
Die Töne kommen etwas abgehackt, trotzdem ist klar zu hören, was da gerade auf der Orgel gespielt wird. Ben übt "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Kerstin Petersen steht neben ihm an der Orgel. Sie fährt mit dem Bleistift über das Notenblatt und erklärt dem Siebenjährigen, wie er das Stück spielen muss. Ben guckt konzentriert und probiert es nochmal. Dieses Mal klingt die Melodie schon flüssiger.

Ben ist eines von acht Kindern, denen Kerstin Petersen derzeit das Spielen auf der Orgel beibringt. Die Konzertorganistin unterrichtet an zwei Nachmittagen in der Woche. An diesem Nachmittag in der Bugenhagenschule an der Osterkirche hat sie drei Schüler da. Ben, Hans und Matilde dürfen sich zwischendurch kurz austoben. "Ihr dürft jetzt einmal zeigen, wie 'Tutti' klingt", sagt Kerstin. Das lassen sich die Kinder nicht zweimal sagen und greifen in die Tasten. Es erhebt sich ein irrsinnig lauter Orgelklang. "Das Schöne hier in der Osterkirche ist, dass man sozusagen mitten im Klang sitzt", erklärt Kerstin. Die Orgelpfeifen umrahmen die Orgel von links und rechts. Nicht wie in anderen Kirchen, wo die Pfeifen teilweise weit oben sind. Die Hamburger Konzertpianistin unterrichtet ihre Schüler nicht nur hier. Sie ist auch mit ihnen in der Lutherkirche in Bahrenfeld, am Gymnasium Altona und in St. Marien. Aber in der Osterkirche gibt es etwas, das die anderen Standorte nicht haben: Ein extra angefertigtes Kinderpedal für die Orgel. Damit können die Kinder an dem Instrument gleichzeitig Manuale mit den Händen und die Pedale mit den Füßen bedienen.

Den hölzernen Aufsatz mit 27 Pedalen hat Kerstin Petersen, die auch Orgelbau, Orgeldidaktik und Kirchenmusik studiert hat, gemeinsam mit einem Orgelbauer entworfen. 2012 hat sie das Projekt nach skandinavischem Vorbild initiiert und leitet es seither. Die Christianskirche hat das Pedal finanziert, die Bugenhagenschule stellt den Kirchraum zur Verfügung, die Organisation der Orgelschule übernimmt die Lehrerin ehrenamtlich. Bezahlt werden nur die Stunden selbst von den Eltern. Während Kerstin Petersen erzählt, spielen die drei Kinder allein auf der Orgel. Sie drücken die verschiedenen Knöpfe, ziehen an den Hebeln, Berührungsängste haben sie nicht. Wo andere Kinder hören: "Sei vorsichtig. Fass das nicht an", dürfen sie hier genau das. "Man kann daran nichts kaputt machen", sagt Kerstin und lacht. Das Kinderpedal aus der Osterkirche ist transportfähig, allerdings ist es so schwer, dass es die meiste Zeit bleibt, wo es ist. "Zum Glück ist die Belegung der Osterkirche durch die Lage in der Schule nicht wie bei anderen Kirchen. Hier spielen eigentlich nur Kinder. Teilweise dürfen sie auch nachmittags allein spielen", erzählt sie.

Gerade schreibt die Konzertorganistin an einem Orgel-Lehrbuch für Kinder: "Für Anfänger gibt es so etwas nicht. Der übliche Weg ist, dass die Leute über das Klavier an die Orgel kommen. Wenn man noch nicht Klavier spielen kann, muss man erst die Technik lernen." Dass sie mit ihrem Unterricht Erfolg hat, zeigen Ben, Matilde und Hans. Sie haben sichtlich Spaß am Spiel auf der Orgel.
Infos: Kirche Ottensen, Bei der Osterkirche 17, 22765 Hamburg