
Altona 93: Ehrlicher Fußball, Menschlichkeit, Gleichheit
Die Adolf-Jäger-Kampfbahn in Ottensen hat Geschichte: Seit 1908 ist hier Altona 93 zuhause. Nicht nur für seine Fangemeinde steht der Club bis heute für ehrlichen Fußball und menschliche Werte.
800 bis 1200 Zuschauer bei jedem Heimspiel – und das in der Oberliga. Vom Verein Altona 93 geht eine große Anziehungskraft aus. "Wir sind eben ein Kultverein, unsere Zuschauer kommen aus allen Schichten, Junge, Alte, Familien mit Kindern – hier haben alle Spaß", erzählt Dirk Barthel, der erste Vorsitzende des Vereins. Altona 93 sei nach dem HSV und FC St. Pauli der dritte Verein in Hamburg. "Wenn auch nicht immer sportlich", fügt Barthel an und lacht. Er ist entspannt, denn im Moment läuft es gut. Altona 93 ist Tabellenzweiter, punktgleich mit dem Tabellenersten. "Wir sind total im Soll und haben gerade einen guten Lauf", sagt Dirk. Er kennt die Aufs und Abs seines Vereins. Schon sein Vater liebte und lebte den Verein. Seit 30 Jahren transportiert Dirk selbst diese Liebe für den Fußballverein, der eine lange Geschichte hat: Sein 125-jähriges hat der Verein in diesem Jahr gefeiert. Es ist einer der traditionsreichsten Clubs, nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit.

Ein Fußballstadion mit Ablaufdatum
Ein Jahr nach seiner Gründung im Jahr 1893 initiierte der Verein den Hamburg-Altonaer Fußballbund und war 1900 einer der 86 Vereine, die den Deutschen Fußballbund (DFB) in Leipzig ins Leben riefen. In den Jahren danach wurden Erfolge gefeiert. "Wir hatten früher bis zu 26.000 Zuschauer", erzählt Barthel, "Der Verein hat Nationalspieler hervorgebracht, und alle Größen haben hier gespielt." Schauplatz dieser Ereignisse war und ist die Adolf-Jäger-Kampfbahn. Das Stadion an der Griegstraße strahlt Geschichte aus. Es ist das zweitälteste noch bespielbare Stadion in Deutschland bis einschließlich in die vierte Liga. Das Magazin "11 Freunde" titulierte es einmal als "Leuchtturm alter Fußballästhetik". Doch seine besten Zeiten hat es hinter sich. Die Verantwortlichen des Vereins hat das zu einem weitreichenden Schritt bewogen. "Wir haben an Investoren verkauft, 2026 müssen wir hier raus", erklärt Barthel. Für viele sei es eine Herzenssache gewesen. Einige seien "nicht gerade erfreut" über die Nachricht gewesen. Dirk versteht das. "Wir sind über 100 Jahre hier", betont er, "Aber wir brauchen ein richtiges Stadion, und es wäre ein sechsstelliger Betrag nötig gewesen, um es wieder in Schuss zu bringen." Trainiert wird ab dem neuen Jahr im Sportpark Brunnenstraße. Dort entstehen gerade Kunstrasenplätze mit Flutlicht und auch ein neues Vereinsheim. "Unsere Trainingsmöglichkeiten waren verheerend. Mit den neuen Plätzen haben wir wieder gute Trainingsbedingungen." 2026 wird der Verein dann den Plänen nach in die neue Mitte Altona ziehen.

Menschlichkeit und Integration: Hier werden Werte gelebt
Auch wenn ein neues Stadion wartet, sei es trotzdem schade, meint sagt der Vereinsvorsitzende. "Unser Stadion hat immer noch Charme und selbst Kultstatus." Die Fans strömen aber nicht nur deswegen zu Altona 93. Der Club ist mehr als das Stadion und seine große Vergangenheit. Was den Verein ausmacht, sind die Werte für die er steht. Hier geht es immer noch um Fußball. Etwas, das bei den Top Clubs der Bundesliga zunehmend verloren gegangen scheint. "Wir sind ein Amateurverein", betont Dirk. "Wir versuchen mit kleinem Geld großen Fußball zu spielen und brauchen keinen Lasogga für ein paar Millionen." Ehrlichen Fußball, Menschlichkeit, Gleichheit und eine eindeutige Positionierung für Integration und gegen Rassismus und Homophobie – das hat sich Altona 93 auf die Fahnen geschrieben. "Bei uns zählt der Mensch als solcher", sagt Dirk. Integratives Engagement ist fest in der Satzung des Vereins verankert und bescherte ihnen im letzten Jahr den DFB-Integrationspreis. Nicht zuletzt die große Fan-Basis macht den Verein zu dem, was er ist. Großes Engagement, große Verbundenheit. "Wir haben 1500 Mitglieder und einen Stamm von etwa 400 Fans, die regelmäßig zu den Spielen kommen", sagt Dirk stolz. "Wenn Altona zu Gast ist, freuen sich die anderen Vereine immer." Diese Strahlkraft zieht auch den Nachwuchs an. Etwa 700 Jungen und 350 Mädchen und Frauen kicken hier im Verein. Viele hätten durch ihre Kinder, Eltern oder Großeltern eine Verbindung zum Verein. Auch das macht den Verein so groß: Familie.

Wer diese familiäre Atmosphäre fernab des Spieltages erleben möchte, kann dafür den ersten Weihnachtsmarkt des Vereins nutzen. Am Sonntag, den 16. Dezember, von 14 bis 18 Uhr gibt es einen kleinen Weihnachtsmarkt an der Adolf-Jäger-Kampfbahn mit weihnachtlicher Beleuchtung, Musik, Glühwein und Bratwurst vom Grill.
Mehr von Hamburgs Sportvereinen
Sportvereine verbinden und bedeutet vielen meist vielmehr als nur die reine körperliche Betätigung. Der HSV Barmbek-Uhlenhorst hat sogar Weltmeister Andy Brehme hervorgebracht. Und auch abseits des Fußballs passiert viel: Die Hamburg Towers haben den Profi-Basketball zurück in die Hansestadt geholt.
Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.