
Neu in Ottensen: Shoppen im Mini-Format bei "'s Fachl"
Ganze 250 Läden in einem: Bei "'s Fachl" in Ottensen können kleine Produzenten ihre Kreationen in Obstkisten verkaufen. Der Traum vom eigenen Laden geht hier in Erfüllung – auf 0,2 Quadratmetern.
Nein, wir sind nicht plötzlich weiter in den Süden gezogen: "'s Fachl" hat, trotz irreführendem Namen, im tiefsten Norddeutschland eröffnet. Genauer gesagt direkt am Spritzenplatz in Ottensen. Seit Anfang September führt Nils Tönnesen als Meister vom Fachl zusammen mit seiner Tochter Marit den Laden mit einem außergewöhnlichen Konzept. Denn hier findet ihr nicht etwa ein Geschäft – sondern gleich 250. In den "Facherln", zu hochdeutsch "Fächern", können private Anbieter und Kleingewerbe ihre Produkte verkaufen. Die Fächer, an den Wänden entlanggestapelte Obstkisten, werden einzeln vermietet.
Ladenbesitzer auf kleinstem Raum
Ursprünglich stammt das Konzept aus Österreich. Die beiden Gründer, Markus Bauer und Christian Hammer, haben dort bereits sieben "'s Fachl"-Filialen eröffnet. "Ich kenne die Jungs schon eine Weile", erzählt Nils und lacht. "Zwei Jahre lang haben sie versucht mich zu überreden". Erfolgreich: Mit dem Standort am Spritzenplatz haben Nils und Marit das Unternehmen auch nach Deutschland gebracht. Das Konzept soll Menschen ansprechen, denen das finanzielle Risiko eines eigenen Ladens noch zu groß ist. "Viele sagen: Ich bin noch nicht bereit für die großen Ketten, also probier ich’s erstmal hier", erklärt Nils. Die Mieter der Fächer können die Fächer frei gestalten. "Dein Shop, dein Design, deine Preise". Alle Produkte werden mit Barcodes versehen. Sobald eines verkauft wird, bekommen die Anbieter eine Benachrichtigung. "Online kann man außerdem sein Guthaben einsehen und genau nachvollziehen, was verkauft wurde." Das macht die Fach-Pflege und die Verwaltung leichter.

Geringes Risiko macht das Konzept für Neulinge attraktiv
Die meisten, die hier ausstellen, sind Künstler, Handwerker, Start-Ups, kleine Manufakturen oder einfach Privatleute, die sich ein wenig ausprobieren möchten. "Wir sehen uns als Verkaufs- und Vermarktungsplattform", erzählt Nils. Bei knappen 12 Euro Mietpreis pro Woche und Fach und einer Mindestmietdauer von fünf Wochen würde das Risiko also bei rund 60 Euro liegen. Hinzu kommt eine Verkaufsprovision von zehn Prozent. Durchaus machbar, für Kleinunternehmen, die gerade durchstarten. "Einige der Leute, die hier ausstellen, machen das aber nicht nur aus finanziellen Gründen", fügt Nils hinzu. "Manche freuen sich einfach über die Anerkennung". Eine der Mieterinnen hätte zum Beispiel eine eigene Praxis. Ihr kleines Fach sei einfach nur ihr Hobby, so Nils.

Fachlmeister mit Herz und Seele
Die Mischung der Produkte ist bunt: Rund ein Drittel der Fächer haben Nils und Marit für Kulinarisches reserviert. In den restlichen Fächern sammeln sich Kosmetik, Schmuck, Mode-Accessoires und andere Kleinigkeiten. Und die sind auch mal etwas ausgefallener. In einem der Kisten wird Schmuck aus Pferdehaar ausgestellt, in anderen Pralinen für Hunde, Marmelade aus der Tube oder Türstopper aus alten Sportmatten. Bei der Vermietung der Fächer achtet Nils besonders darauf, dass Selbstgemachtes in seine Fächer einzieht. "Bei der Eröffnung haben wir es ganz bewusst langsam angefahren", erklärt er. Er will sich die Zeit nehmen und erfahren, was hinter den Produkten steckt und welche Geschichte sie mitbringen. "Wir sponsern auch mal soziale Projekte oder Kinder, die etwas verkaufen wollen." Für die gäbe es dann Sonderkonditionen, so Nils.

Bis jetzt läuft es rund: "Das Konzept kommt richtig gut an", strahlt Nils. Fast alle Fächer sind inzwischen besetzt, nur bei der Kulinarik warten noch ein paar leere Kisten auf einen würdigen Mieter. In Zukunft will Nils die Café-Ecke des Ladens noch intensiver nutzen, in der Kunden jetzt schon eine gemütliche Tasse Kaffee trinken können. "Ich könnte mir gut vorstellen, Verköstigungen vorzustellen oder eine Art Marketplace aufzuziehen." Das soll vor allem die Produzenten sichtbarer machen und den Kontakt zwischen ihnen und den Kunden stärken. Denn wie Nils selber brennen auch die für ihre Produkte – und machen "'s Fachl" so zu einem ganz besonderen Konzept. Info:Bahrenfelder Straße 79, 22765 Hamburg, Mo-Sa 10 bis 19 Uhr
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Ein bisschen kleiner, dafür aber umso nachhaltiger geht es bei "Aal Together" zu : Hier können sich kleine Produzenten ebenfalls ein Fach mieten, ein Fokus liegt hier aber auf Upcycling. Und "Das Modemagazin" bietet nicht nur ein Fach, sondern gleich den ganzen Laden zur Vermietung an. Hier können sich Pop-Up-Stores schon ab einem Tag einnisten.