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Eppendorf

kiekmo Stadtteilspaziergang Eppendorf: Mehr als Protz und Promis

Alice von der Laden
Alice von der Laden

Bewegung an der frischen Luft in allen Ehren, aber mittlerweile wirds langweilig im eigenen Stadtteil? Da helfen wir: In unserer neuen Serie nehmen euch unsere Redakteurinnen mit durch ihre Viertel.

Distanz: rund 6 Kilometer | Wegzeit: gut eine Stunde | Highlights: Ein besetztes Haus, ein versteckter Park & ein naturbelassenes Moor

Das schicke Eppendorf im Norden Hamburgs ist definitiv kein Geheimtipp und gilt für viele wohl eher als schnöseliger, viel zu überteuerter Stadtteil. Nicht zuletzt haben die Beginner dafür gesorgt. In "City Blues" besingen sie ihre geliebte Stadt, die Mentalität der Menschen und den Hafen, bedanken sich für Eimsbüttel und Altona und haben für Eppendorf nur ein "Scheiß drauf" übrig. Dass der Stadtteil aber viel mehr als UKE und hohe Mietpreise zu bieten hat, zeigen wir euch auf unserem Spaziergang. 

Shutterstock / Christian Horz

Los gehts am trubeligen Eppendorfer Baum

Der Eppendorfer Baum ist das Shopping-Paradies für alle, die die Rolex am Handgelenk und den Range Rover unterm Hintern haben – denkt ihr! Natürlich gibts hier hauptsächlich hochpreisige Boutiquen, doch auch kleine Cafés und traditionsreiche Läden sind hier ansässig. Während bei Lindner nur die alteingesessene Grande Dame ihre Pralinen kauft, gibt es für Normalos wie uns Eis von Luicella's, köstlichen Flat White in der Nord Coast Coffee Roastery (Vorsicht: hier ist immer Anstehen angesagt!) und das Tee-Handels-Kontor Bremen, das uns seit Jahrzehnten mit köstlichem Tee beglückt. Ihr merkt: Hier könnt ihr auch ohne fünf grüne Scheine im Portemonnaie eine schöne Zeit verbringen. 

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Der Besuch auf dem Isemarkt ist ein Muss

Welcher Tag ist heute? Wenn ihr eure Erkundungstour durch Eppendorf plant, solltet ihr diese vielleicht auf einen Dienstag oder Freitag legen, denn dann könnt ihr den beliebten Isemarkt mit in eure Runde aufnehmen. Der 600 Meter lange Wochenmarkt ist einzigartig in Deutschland, verläuft er doch direkt unter den Schienen der U3 entlang. Das Hochbahn-Viadukt schützt euch vor dem typischen Hamburger Regenwetter und verleiht dem Markt eine gemütliche Atmosphäre. Schlendert entlang der zahlreichen Aussteller mit Obst und Gemüse, Käse, Wurst, Blumen und allerlei Handwerk. Aber Obacht: Die Aussteller des Isemarkts wissen, was über Eppendorf gesagt wird und so zahlt ihr für Radieschen, Ruccola & Co hier meist mehr, als anderswo in Hamburg. 

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Eppendorfer Geschichte in der Haynstraße

Ok, ok, noch haben wir euch nicht viel Neues erzählt, Eppendorfer Baum und Isemarkt sind schließlich zwei Hamburger Klassiker. Aber der Spaziergang geht weiter: An der Ecke Haynstraße/Hegestraße befindet sich ein Haus, das man in Eppendorf so nicht erwartet. Auf fünf Etagen und über drei Seiten begehbar, steht dort ein wahrer Prachtbau im Jugendstil, der aber keineswegs von Bestverdienern bewohnt wird. Eher das Gegenteil: In dem Haus befindet sich eine Wohngemeinschaft, wie man sie sonst kaum irgendwo trifft. 1910 wurde das Haus erbaut und sollte ursprünglich in den 70er Jahren abgerissen werden. Doch die Mieter wehrten sich und handelten mit dem Vermieter Verträge aus, die eine Kündigung fast unmöglich machen. Seitdem wurde das Haus aufwändig saniert und steht seit 2009 sogar unter Denkmalschutz. Die Fassade zieren Reliefs und filigrane Eisengitter, Kupfer und kunstvolle Holzfenster. Im Treppenhaus findet man Marmor, Spiegel, Säulen und Stuck. Aus zehn Wohneinheiten wurden 22 unterschiedlich große Wohnungen gebaut – in einer davor wuchs Jan Delay auf, eben jener, der heute auf Eppendorf scheißt. 

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Prachtvolle Eppendorfer Altbauten

Weitere Prachtbauten sowie zahlreiche Boutiquen und Lebensmittelhändler, kleine Restaurants und große Ketten findet ihr auf der Eppendorfer Landstraße. Hier kann es schonmal passieren, dass euch Sylvie Meis oder Jochen Busse über den Weg laufen, denn einige Promis nennen Eppendorf ihr Zuhause. Die Straße ist gesäumt mit wunderschönen Altbauten – Miete: 2.000 Euro kalt, aufwärts. Vergesst nicht, den Blick zu heben und auf die Balkone zu schielen – vielleicht seht ihr ein bekanntes Gesicht, das sich gerade in der Wintersonne wärmt.

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Versteckte Schönheit: Der Kellinghusenpark

Zwischen den Rotklinker-Häusern auf der Eppendorfer Landstraße befindet sich ein schmaler Durchgang, der euch direkt in den 2,5 Hektar großen Kellinghusenpark führt. Heinrich Kellinghusen, einst Bürgermeister von Hamburg, war der Besitzer des Areals, das seinen Erben 1925 von der Stadt Hamburg abgekauft wurde. In dem Park befindet sich ein wunderschöner Teich und eine 300 Jahre alte Blutbuche – Natur pur mitten in der Stadt! Durchquert ihr den Park, kommt ihr direkt an der U-Bahnstation Kellinghusenstraße raus, von der ihr dank der U1 und der U3 fast ganz Hamburg befahren könnt. 

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Eppendorf abseits von Schickimicki 

Während der Süden von Eppendorf den Reichen und Schönen gehört, ist der Norden wesentlich bodenständiger. Hier gibts die Schramme10 und das Borchers, die Fricke 46 und den Bierkrug: alles alteingesessene Gastrobetriebe, die mit Bier, Hausmannskost und entspannter Atmosphäre daherkommen. Hier reicht meist ein 20er um einen schönen Abend zu haben. Die wunderschöne Erikastraße lädt zum Schlendern ein und noch weiter nördlich beginnt der verspielte Haynspark, das grüne Herz Eppendorfs. Im Sommer tummeln sich hier die Sonnenanbeter und Wassersportler, doch auch in kälteren Monaten ist ein Besuch an der Alster empfehlenswert. Durch den Haynspark fließt die Alster direkt in den Eppendorfer Mühlenteich: ein weiteres Stück Grün im Stadtteil Eppendorf. Hier geht es weniger trubelig zu, weshalb auch die Alsterschwäne hier ihr Winterquartier haben. Ihr merkt: Eppendorf ist ganz schön grün! 

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Ab ins tiefe Dickicht: Das Eppendorfer Moor

Ihr wollt noch tiefer in die Natur? Da haben wir natürlich noch was. Wenn ihr den Eppendorfer Mühlenteich an seinem nördlichen Ende verlasst, landet ihr in Groß Borstel. Ja, ja anderer Stadtteil, schon klar. Aber der Name verbindet das Ziel unseres Spaziergangs dann doch mit Eppendorf: das Eppendorfer Moor. Das Naturschutzgebiet ist mit seinen 26 Hektar nicht allzu groß, aber das größte innerstädtische Moor Europas – Chapeau! Zwischen hohen Bäumen und mystischen Moorflächen könnt ihr ganz wunderbar spazieren und den Trubel der Großstadt vergessen. Also so gar nicht das Eppendorf, wie man es kennt. Das Moor geht direkt in eine Kleingartenanlage über, die wiederum direkt ans Flughafengelände grenzt. Spaziert also einfach mal durch die Gegend und träumt beim nächsten abhebenden Flieger vom nächsten Urlaub.

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Heeey, ab in den Süden

Der Sonne hinterher... 🎶  Der nächste Spaziergang führt uns auf die andere Seite der Elbe: Auf die Veddel. Unsere Redakteurin Meike nimmt euch mit auf einen romantischen Hafenspaziergang südlich der Elbe.

Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.