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Hamburg

"Crypt Records" aus Altona: Garage Punk mit Seele

Sophia Herzog
Sophia Herzog

Der kleine Laden von Crypt Records wird mit Herzbut betrieben: Ins Regal wandern nur die Platten, die Ladenbetreiber Dirk selbst richtig gut findet.

Man fühlt sich ein wenig wie das Mitglied eines geheimen Bundes, wenn man den Laden von Crypt Records in der Julius-Leber-Straße besucht. Die Tür ist verschlossen, wer rein will, muss klingeln. Dirk öffnet die Tür mit einem freundlichen Lächeln und einem festen Händedruck. Ein paar Stufen hinunter, durch einen schmalen Gang, links abbiegen: Auf der kleinen Ladenfläche, die sich hier auftut, wird es eng, sobald zwei Menschen aneinander vorbei wollen.

Crypt Records, eigentlich ein Plattenlabel, gründete sich in den 80er Jahren, 1984 erschien die erste Platte "Back from the Grave". Von dieser Reihe erscheinen auch heute noch regelmäßig neue Ausgaben. Das Konzept ging auf: "In den 90er Jahren war Crypt Records ein Name, den man kannte, wenn man gerne Garage Punk hörte", erzählt Dirk. 1992 eröffnete Labelgründer Tim, ein Amerikaner, einen Laden in der Seilerstraße auf dem Hamburger Kiez. "Ich habe mein ganze Geld dahin geschleppt, als ich Crypt Records entdeckt habe", erinnert sich Dirk. Die treue Kundschaft zahlte sich aus: Tim fragte ihn später, ob er nicht in das Geschäft einsteigen wolle. Seitdem führen sie das Label zu zweit: Der Gründer in Berlin, der sich um das Label, die Künstler und das Mastering kümmert. Und Dirk in Hamburg, der von hier aus viel Verwaltungsarbeit übernimmt.

Internationale Künstler im Nischen-Plattenladen

Aus dem Laden in Altona betreibt Dirk außerdem den Mail-Order-Service von Crypt Records: Kunden können sich die Vinyl-Platten des Nischenmarkts über die Webseite des Labels bestellen. "Tim und ich lieben das: Wir sammeln gute Musik, die uns gefällt, und bringen sie unter die Leute." Alle Platten, die in Kartons, Fächern und Regalen in die kleine Ladenfläche gezwängt sind, können auch online bestellt werden. "Der Laden ist mehr für den Spaß nebenbei", erklärt Dirk. Kundschaft bleibt trotz des Online-Angebots nicht aus. "An manchen Tagen ist es hier wirklich rappelvoll." Neben den Leuten, die einfach zum Stöbern vorbeikommen, reisen auch viele internationale Besucher an. Sie sind oft alte Mail-Order-Kunden oder hatten mal das Album eines Künstlers, der bei Crypt Records unter Vertrag war. "Man muss aber schon wissen, was für Musik wir hier verkaufen", schätzt Dirk. "Sonst ist man wahrscheinlich schnell enttäuscht".

Auf die Frage, welche Platte im Sortiment er am liebsten hat, kann Dirk nicht so richtig antworten. "Ich könnte auch nie sagen, welche 10 Alben ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde", sagt Dirk und schmunzelt. "Aber wenn ich eine aussuchen müsste, wäre es wahrscheinlich 'Human Fly' von The Cramps." Die habe ihn in seiner Jugend am meisten beeinflusst. "Aber das ist eigentlich das schönste an diesem Job", fügt Dirk noch hinzu. "Dass ich diese Musik, der ich mit 15 verfallen bin, hier zu meinem Beruf machen kann."

Rettet den Einzelhandel

Viertel wie Ottensen und Altona leben von ihrem vielseitigen Einzelhandel, kleinen Geschäften und alteingesessenen Dienstleistern. Seit den 90er Jahren rettet Schuster Christian Schmidt das Schuhwerk der Ottenser. Noch länger ist "Der Lederladen" in Ottensen zuhause: Er eröffnete in den späten 80ern. Schaut doch mal in diesen Läden vorbei und unterstützt sie. Eine persönlichere Beratung als in solchen kleinen Schuppen werdet ihr nirgendwo bekommen - garantiert.