
Frauenmusikzentrum: Hier rocken Ottensens Frauen
Frauen sind in vielen Bereichen der Musik immer noch weit in der Unterzahl – im Frauenmusikzentrum in Ottensen dürfen deshalb nur Mädels an Schlagzeug, Trompete, Gitarre & Co.!
Morgens um 10 dröhnen aus einem der schallgedämpften Proberäume des Frauenmusikzentrums bereits Drum-Solos und Trompeten-Töne. Anne Koenen, die Geschäftsführung des Zentrums, gießt gerade eine Tasse Tee in der kleinen Kochnische im Foyer auf. "Einige proben hier schon morgens vor der Arbeit", erklärt sie. In den fünf Proberäumen des Zentrums ist aber den ganzen Tag Betrieb: Die rund 100 Mitglieder des Frauenmusikzentrums proben hier alles von Klavier und Schlagzeug bis hin zum Dudelsack. Auf der Bühne in einem der Räume treten bei der regelmäßig stattfindenden Open Stage junge Punk-Rockerinnen nach der Gründerinnen-Big-Band auf. Sprich: Buntes Treiben ist für das Frauenmusikzentrum an der Tagesordnung.
Gemeinsam proben, rocken und netzwerken
Gegründet hat sich das Projekt vor 32 Jahren. "In den 80er Jahren sind viele solcher Frauenprojekte entstanden, zu der Zeit hat sich viel getan", erinnert sich Anne. Sie selbst war bei der Gründung nicht dabei, ist aber schon seit 1994 Mitglied im Zentrum. Damals hätte es Frauenmusikwochen in verschiedenen Orten in Deutschland gegeben. "Und die Musikerinnen haben dann festgestellt: Das wollen wir immer", so Anne. Gesagt, getan: Eine Gruppe musikbegeisterter Frauen fand die Räumlichkeiten in einem kuschligen Ottenser Hinterhof. Seitdem ist das Frauenmusikzentrum hier fest verankert. Die Idee war einfach: "Jeder soll sich hier ohne große Hemmschwelle an die klassischen Rockinstrumente wie E-Gitarre und Schlagzeug trauen". Damals hätte es an diesen Instrumenten wenige Frauen gegeben. "Dem wollten wir etwas entgegen setzten", erzählt Anne. "Mit gut ausgestatteten Räumen, in denen es ganz normal ist, diese Instrumente zu spielen, wo Frauen Vorbilder finden und sich sowohl als Amateurinnen als auch als Profis zuhause fühlen." Durch das gemeinsame Musikmachen im Zentrum sollte sich eine Selbstverständlichkeit durchs Tun einstellen.
FMZ: Hier sind Frauen am Schlagzeug selbstverständlich
Mit der Zeit hat sich natürlich auch einiges getan: "Seit einigen Jahren hat sich wieder viel getan", so Anne. "Es gibt jetzt immer wieder große Aufregung, wenn auf Festival-Lineups nur einige Musikerinnen auftauchen." Und vor allem bei jüngeren Frauen gäbe es inzwischen eine ganz andere Selbstverständlichkeit, mit der Frauen und Männer gemeinsam in Bands spielen. Trotzdem legt das Frauenmusikzentrum einen Schwerpunkt auf die Nachwuchsförderung: Hier sind drei Mädchenprojekte zuhause, die neben der allgemeinen Förderung für das FMZ auch eine gezielte Förderung von der Stadt erhalten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet auch die Ausbildung in Ton- und Studiotechnik. In den letzten Jahren hat sich das Frauenmusikzentrum außerdem auch für Trans- und Intermenschen geöffnet. "Wir haben deshalb zwar keine zwanzig neuen Mitglieder bekommen", erinnert sich Anne. "Aber es war trotzdem ein total wichtiger und schöner Prozess". In verschiedenen Formaten wurde das Thema im Zentrum diskutiert. "Da sind verschiedene Sichten aufeinander geprallt, also ältere Gründerinnen und junge Musikerinnen, alter und neuer Feminismus", so Anne. Diese Diskussionen hätten aber auch gezeigt, dass solche Themen im Frauenmusikzentrum gut gemeinsam erarbeitet werden können. "Wir haben alle realisiert, dass wir alle auch mal bei uns selbst eine Schraube drehen können, ohne gleich tot umzufallen.", so Anne zufrieden. "Dafür hat es sich gelohnt."
Infos: Frauenmusikzentrum, Große Brunnenstraße 63a, 22763 Hamburg
Hier gibt's was auf die Ohren: Clubs in Hamburg
Ihr liebt Musik? Dann ab in diese heiligen Hallen: Das sind die coolsten Clubs in Altona. Wer immer noch nicht genug hat, kann einen Abstecher in diese Clubs in Hamburg machen.
Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.