
Filou an der Feile: Der Pfeifenbauer von Ottensen
Kai Gaeth ist Tischler und hat seine Leidenschaft zum Nebenberuf gemacht: In liebevoller Handarbeit fertigt der Ottenser Tabakpfeifen von besonderer Qualität.
Wer sich in einen der Hinterhöfe in der Mörkenstraße verirrt, tritt aus dem wuseligen Zentrum Ottensens hinein in eine Welt, die direkt aus der Zeit gefallen scheint. Kein Stress, keine Hektik, hier ticken die Uhren einen Pendelschlag langsamer. Und genau hier, hinter den staubigen Fenstern einer kleinen Werkstatt, lässt Kai Gaeth die schmauchigen Träume von Pfeifenliebhabern Realität werden. Im Hauptberuf Tischler, begann er vor gut zwei Jahren damit, aus seiner privaten Leidenschaft eine nebenberufliche zu machen. Nach Feierabend oder wann immer ihm danach ist, zieht sich der 45-Jährige in seine Oase der Ruhe zurück und arbeitet in liebevoller Handarbeit aus groben Holzklötzen individuelle Pfeifen heraus. „Anders als viele Kollegen benutze ich keine Drehbank, sondern arbeite lediglich mit Feile und Hobel. Das dauert zwar länger, aber ich liebe einfach den direkten Kontakt mit dem Holz“, beschreibt Kai sein Handwerk. Auf diese Weise entstehen besondere Liebhaberstücke, die jedes für sich ein Unikat sind.

Die ersten Pfeifen, die ich gebaut habe, waren allesamt für den Mülleimer Der sympathische Ottenser war bis zum Beginn seiner Tabakpfeifen-Karriere selbst übrigens kein Pfeifenraucher: „Ich glaube, die Leidenschaft für dieses Thema geht zurück auf meinen Opa. Schon als kleiner Junge fand ich die Form und Haptik seiner Pfeife einfach faszinierend.“ Mittlerweile hat sich das geändert und bei einem guten Glas Rotwein prüft Kai Gaeth von Zeit zu Zeit liebend gern die Qualität seiner Arbeit. Dass diese außer Frage steht, lässt sich nicht nur sehen und fühlen, wenn man eine seiner samtigen Pfeifen in den Händen hält. Sie ist vor allem das Ergebnis harter Arbeit. „Ich habe mir alles mehr oder weniger selbst beigebracht und mich langsam an die jetzigen Ergebnisse herangetastet. Meine ersten Pfeifen waren allesamt für den Mülleimer“, lacht Kai, nur um gleich darauf zu einem Crashkurs in Sachen passender Holzwahl anzusetzen. „Nicht jedes Holz eignet sich zum Bau einer Pfeife, da es sich beim Rauchen ja erhitzt. Ich benutze unter anderem Bruyère-Holz von der Heide, das funktioniert sehr gut.“

Der Filou an der Feile macht alle Wünsche wahr
Vom unscheinbaren Rohling bis zum fertigen Kunstwerk verlangt es dem Filou an der Feile gute eineinhalb Tage Arbeitszeit ab. Diese kann natürlich variieren, je nachdem wie ausgefallen und aufwändig die Wünsche seiner Kunden sind. Daran, und an den zu verarbeitenden Hölzern, orientieren sich letztlich die Preise, die Kai Gaeth für seine Pfeifen aufruft: Sie liegen zwischen 150 Euro für das Standardmodell und bis zu 500 Euro für exklusivere Stücke. Die meisten seiner Auftraggeber stammen momentan noch aus Kais persönlichem Netzwerk oder landen ganz einfach über seine Homepage beim Ottenser Pfeifenbauer. Diesem zufolge gibt es den stereotypen Pfeifenraucher im Übrigen längst nicht mehr: „Ob jung oder alt, für mich und viele andere ist das Schmauchen ein Gegenentwurf zu unserer hektischen Zeit. Es wirkt entschleunigend und dabei schwingt stets eine gewisse Seemannsromantik mit.“

Wer sich persönlich ein Bild von den original Gaeth-Pfeifen machen möchte, sollte im Mercado an der Ottenser Hauptstraße vorbeischauen. Dort, in der Weinhandlung Ca’ Vino, liegen einige Exemplare zur Ansicht und natürlich zum Kauf aus. Weitere Infos, Anfragen und Terminvereinbarungen mit Pfeifenbauer Kai Gaeth: www.gaeth.hamburg