
Elbbraut: Von der Suche nach dem richtigen Hochzeitskleid
Theresa Steinke von Elbbraut entwirft und verkauft Brautmode aus der ganzen Welt, immer auf der Suche nach besonderen Schnitten und ausgefallen Designs – Hauptsache chick, fair und nachhaltig. Wir haben sie zum Interview getroffen.
Theresa, bekommst du eine Retrospektive von deinen Kunden?Total, ja. Und ich liebe das. Das ist tatsächlich der schönste Lohn. Wir bekommen immer ganz tolle Fotos und Danksagungskarten und ganz tolle Geschenke. Die kommen manchmal auch nochmal vorbei, zeigen Bilder und erzählen. Es ist echt schön nochmal zu hören, wie es war. Dann freut man sich nochmal mit. Wie kam es, dass du Brautmode und damit auch die Hoffnungen der zukünftigen Braut zu deinem Beruf gemacht hast? Mode hat mich schon immer beschäftigt und so habe ich also eigentlich mein Hobby zum Beruf gemacht, denn meine tatsächlichen Wurzeln sind andere: Vorher habe ich an der Medizinischen Hochschule gearbeitet, im Bereich der Kunstherzimplantation. Dann habe ich selbst geheiratet und da hat es mich erwischt! Da habe ich mich so in dieses Thema, diese Branche verliebt, dass ich gedacht habe, das muss ich jetzt selbst versuchen.
Elbbraut gibt es seit 2012
Wie lange ist das jetzt her?Ich habe vor zehn Jahren geheiratet und dann etwa anderthalb Jahre geplant und vorbereitet – es ist nämlich wirklich alles selbstgemacht. Alle Freunde und die ganze Familie haben mit angepackt. 2012 haben wir dann eröffnet, ganz aufgeregt und ein bisschen naiv. Ihr seid also seitdem hier und happy mit dem Laden … Hast du nicht mal gedacht, dass du dich vergrößern oder einen zweiten Laden eröffnen möchtest?Wir haben uns ein bisschen vergrößert und eine gegenüberliegende Räumlichkeit dazugenommen, weil wir irgendwann doch ein bisschen mehr Platz brauchten, und haben das Atelier ausgelagert. Ich würde aber auf keinen Fall eine zweite Filiale in Hamburg eröffnen. Ich finde, es muss ein Herzstück geben.
Es gibt auch eine eigene Elbbraut-Kollektion
Entwirfst du auch eigene Kleider? Ja, wir haben schon länger eine eigene kleine Kleiderkollektion und entwerfen die passenden Accessoires. Seit kurzem besticken wir Jeansjacken. Aber wir arbeiten auch mit anderen kleineren Ateliers zusammen. Uns ist dabei immer eine faire Produktion in Europa wichtig. Zum Beispiel in Belgien, Spanien oder Portugal. Unsere Kleider kommen alle aus Studios, die wir persönlich kennen und von denen wir wissen, dass sie die Kleider unter fairen Bedingungen fertigen.
Nach welchen Kriterien wählst du die Kleider aus und wieviel Zeit nimmst du dir, wenn du neue Stücke suchst?Das ist ganz viel persönlicher Geschmack, das finde ich auch wichtig, damit es authentisch bleibt. Der Orderzeitraum ist von Januar bis April oder Mai, dann sind wir wirklich aktiv auf der Suche. Es ist vielleicht der zeitintensivste Teil unserer Arbeit, aber mittlerweile werden wir auch gefunden, Designer kommen auf uns zu und stellen uns ihre Kollektionen vor. Es ist schön, so gut vernetzt zu sein.
Modellkleider sind teilweise um bis zu 80 Prozent reduziert
Wenn die neuen Kleider kommen, gehen die älteren Modelle dann irgendwann raus, in den Sale oder zurück zu den Produzenten? Grundsätzlich ist es so, dass die Kleider individuell gefertigt werden. Alles was hier hängt, sind also nur Probierkleider. Wenn sich eine Braut für ein Kleid entscheidet, wird es extra für sie angefertigt, oft mit individuellen Sonderwünschen. Aber die Modellkleider verkaufen wir dann zweimal im Jahr tatsächlich ab, teilweise bis zu 80 Prozent reduziert. Die werden dann natürlich trotzdem genauso auf die Bräute zugeschnitten, meist in einem guten Atelier in der Heimatstadt der Braut.
Ihr seid ja inzwischen schon weit über Hamburg hinaus bekannt ...Ja, genau. Wir haben viele Bräute aus der Schweiz, aus England. Gerade haben wir ein Kleid nach Australien verschickt. Die hatte uns über Instagram gefunden und sich in ein Kleid so sehr verliebt, dass sie es direkt haben wollte. Dann hat sie uns ihre Maße geschickt, wir haben es hier anfertigen lassen und ihr nach Australien geschickt. Meistens kommen die künftigen Bräute aber direkt in den Laden. Wie läuft das ab, wenn eine Braut mit einer ungefähren Vorstellung vor dir sitzt?Erstmal fragen wir ganz viel. Nach den Vorstellungen der Braut, der Location, in der die Hochzeit stattfindet. Das hängt ja viel mit den Vorstellungen rund um das Kleid zusammen. Und es ist völlig in Ordnung, wenn es noch keine genauen Vorstellungen gibt, dann empfehlen wir oft, aus allen Stilrichtungen mal etwas anzuprobieren. Letztlich aber sollte die Suche Spaß machen.
Das Wichtigste: Die Braut muss sich wohlfühlen
Wie gehst du damit um, wenn eine Braut sich ein Kleid ausgeguckt hat, in dem sie sich super wohlfühlt, das aber einfach nicht sitzt? Wir fragen zu Anfang immer, worin sich die Braut selbst sieht. Gibt es Körperstellen, die sie betonen oder vielleicht eher kaschieren möchte? Das ist auf jeden Fall ein sehr schwieriges Thema, aber letztlich ist es die Entscheidung der Braut und ich bin sicher, wenn sie sich in dem Kleid wohlfühlt, dann strahlt sie das auch aus.
Warum reicht für eine Hochzeit kein günstiges Kleid von der Stange?Uns gegenüber liegt eine Grundschule, von der uns die Mädchen regelmäßig besuchen und sich die Nase an der Fensterscheibe plattdrücken. Ich glaube, viele Frauen haben diesen Traum vom Kleid oder der Hochzeit von klein auf und möchten den Kleidkauf deshalb wie ein Event zelebrieren, im Mittelpunkt stehen und eine schöne Zeit mit ihren Mädels haben. In einer grellen H&M-Kabine zum Beispiel fehlen die Location und das ganze Drumherum einfach. Auch hat man keine Seidenstoffe und eine faire Produktion kann man für 220 Euro auch nicht erwarten.Männer sind häufig ziemlich einfach gestrickt Nehmen deine Kundinnen statt der Freundinnen auch mal den zukünftigen Mann an ihrer Seite mit? Regelmäßig. Wir lieben das total und ich interviewe die Bräutigame auch immer, was sie sich wünschen. Männer sind dabei wirklich ziemlich einfach gestrickt. Die wollen in der Regel ein tiefes Dekolleté und den Schnitt möglichst figurbetont. Die Paare, die zu uns kommen, sind oft sehr innig miteinander und für sie gehört der gemeinsame Brautkleidkauf dazu. Das ist auch immer sehr intim.
Apropos intim: Wie stehst du zu der Tradition, dass man die Braut die Nacht vor der Hochzeit nicht mehr sehen darf?Das hat sich ja eigentlich aus der Geschichte ergeben, als man erst zusammengezogen ist, nachdem man geheiratet hat. Heute leben aber die wenigsten Paare noch getrennt. Ich habe es trotzdem so gemacht und bitter bereut, denn ich war so aufgeregt, dass ich im Endeffekt die halbe Nacht mit meinem Mann telefoniert habe.
Viele Paare lösen sich von alten Hochzeitstraditionen
Hast du in den letzten zehn Jahren eine Veränderung bezüglich des Themas Heiraten wahrgenommen?Ja, ich denke schon. Also, vor zehn Jahren gab es zum Beispiel noch kein Pinterest, um sich inspirieren zu lassen. Es kann helfen, aber auch Druck ausüben, so viele Möglichkeiten zu haben. Auch was solche Traditionen angeht, dass die Großtante eingeladen werden muss, obwohl man das vielleicht nicht möchte, oder dass die Brauteltern die Hochzeit bezahlen. Davon lösen sich viele unserer Paare. Und ich finde die Entwicklung ganz schön, dass gemacht wird, was das Paar möchte und nicht, was die anderen wollen. Also würdest du sagen, dass Heiraten freier geworden ist? Total. Klar, wir leben auch in Norddeutschland, in Süddeutschland wird das nochmal anders aussehen mit den Traditionen. Auch mit den kirchlichen Hochzeiten. Aber hier sind alle ein bisschen liberaler und offener. Bei uns gibt es schon vielmehr weltliche und freie Trauungen. Das boomt ja total, statt kirchlicher Hochzeit eine freie und emotionale Zeremonie. Und wir haben auch viele Bräute, die sogar einfach in ihrer Lieblingskneipe feiern.
Wir können den Bräuten einen Moment der Ruhe schenken Was treibt diese Menschen in der Zeit vor der Hochzeit um: Gedanken, Hoffnungen und Ängste – und inwiefern spielst du auch dabei eine Rolle?Die Hoffnung ist, eine schöne Feier zu haben und die Liebe zu zelebrieren und das Paarsein. Ängste sind ganz oft, dass irgendwas fehlt, etwas nicht passt, sich jemand nicht wohlfühlt, Dinge vergessen wurden. Das äußert sich bei jeder Braut anders. Die eine wird ganz laut und gackert rum und bei der anderen fließen die Tränen. Und klar, wir können die Bräute dann bezüglich des Kleids abholen und ihnen dabei Sicherheit geben und einen Moment der Ruhe schenken. Das stelle ich mir sehr intim vor.Ja, das stimmt auch. Wir haben hier eine sehr liebe Kollegin, die immer sagt, dass sie für die nächsten zwei Stunden deine beste Freundin ist. Und so muss man das auch sehen, eben weil es so privat und intim ist und man möchte, dass die Bräute hier eine schöne Zeit haben. Man zieht sich ja auch voreinander aus und dementsprechend muss man sich auch einfach wohlfühlen.
Infos: Elbbraut Brautmoden, Neanderstraße 41, 20459 Hamburg
Eventlocations und Hochzeitsfotografen in Hamburg
Was gehört noch zu einer schönen Hochzeit? Richtig, ein guter Fotograf. Wir haben 5 Empfehlungen für euch: Hochzeitsfotografen aus Hamburg, die ihren Job verstehen. Ihr braucht noch eine Location? Schaut mal hier: 10 besondere Eventlocations in Hamburg. Denn auch, wenn in Corona-Zeiten große Feiern verboten und nicht angebracht sind: Träumen und Planen sind erlaubt.