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Bo Larsson
HafenCity

Die Hanseatische Materialverwaltung: Hamburgs verrückteste Fundgrube

Maike Schade
Maike Schade

Ihr braucht eine Requisite, ein Bühnenbild oder einfach nur ein witziges Wohn-Accessoire? Dann kommt in die Hanseatische Materialverwaltung!

Viel Zeit, Geld und Köpfchen stecken die Requisiteure an den Hamburger Theatern und Filmsets in die Ausstattung ihrer Kulissen. Doch ist der Streifen abgedreht, das Stück abgesetzt, wandern all die schönen, manchmal kuriosen Dinge in den Müll. Genau wie die Staffagen von Glamour-Events und Messen. Oder besser: Sie taten es, bis Petra Sommer und Jens Gottschau die Idee zur Hanseatischen Materialverwaltung (HMV) hatten. Hier sammeln sie all die Requsitien und Eventmobiliar, die bis dahin sinnlos entsorgt wurden. Auf mehr als 1000 Quadratmetern in zwei Hallen stapelt sich in der Stockmeyerstraße ein kunterbuntes Sammelsurium von allerlei Dingen, die jedermann gegen kleines Entgelt leihen oder kaufen kann.

Zwei Kernziele: Niederschwelligkeit und Nachhaltigkeit

Damit schlagen die Initiatoren dieses europaweit einmaligen Fundus gleich zwei Klappen. Ihr erstes erklärtes Ziel ist die Niederschwelligkeit: "Jeder soll Zugang zu Kunst und Kultur haben, unabhängig vom eigenen Budget", erklären sie. Und zweitens geht es ihnen um Nachhaltigkeit. Denn es ist ja nicht einfach nur schade um all die Dinge, mit denen Drehorte und Bühnen ausgestattet wurden. Es ist auch ökonomisch und ökologisch unsinnig, Möbel, Vasen, Vorhänge, Kostüme, Bühnenbilder für jede Produktion neu zu kaufen oder zu erstellen.

"Mindestens 1000 Tonnen CO2 eingespart"

Die Bilanz, die die Hanseatische Materialverwaltung vorweisen kann, ist grandios: Nach nur vier Jahren hatte sie nach eigenen Angaben mehr als 1600 gemeinnützige Projekte mit etwa 19.000 beteiligten Personen unterstützt. Und das sei noch nicht alles: "Nach unseren Berechnungen wurden im Vergleich zur gängigen Entsorgungspraxis mindestens 1000 Tonnen CO2–Emissionen eingespart. Alternativ müssten 100 Hektar Wald neu gepflanzt werden, um diese Menge CO2 binnen zehn Jahren aus der Atmosphäre zu binden", erklärt die HMV stolz.

Die Macher: Petra Sommer und Jens Gottschau

Die Idee zu einem Fundus für ausgediente Requisiten hatten Petra Sommer und Jens Gottschau beide unabhängig voneinander, bevor sie sich überhaupt kennenlernten. Sommer arbeitete als Bühnenbildnerin und Szenenausstatterin – und war entsetzt, als sie feststellte, dass viele Dinge davon entsorgt werden mussten, weil es einfach keine Stelle gab, die sie sammelte und weiterverwertete. Sie schrieb ein Konzept, verwarf es aber wieder, es war ihr eine Nummer zu groß. Jens Gottschau sah die Problematik von der anderen Seite: Er ist Künstler und wusste um die Schwierigkeiten, die Kreative häufig haben, wenn es um die Materialbeschaffung geht. Als er Petra kennenlernte und dann auch noch die Halle im Oberhafenquartier ausgeschrieben wurde, war die Sache gebongt.

Die HMV als besondere Eventlocation

Schrill, skurril und kunterbunt ist das, was die HMV in ihrem Lager hortet – Stoffe, Bilder, Lampen, Möbel, Klein- und Großkram, sogar ganze, riesige Bühnenbilder. Ein wahres Mekka für Bühnenbildner und Eventausstatter! Und ein fantastischer Ort für Feiern und Filmdrehs. Fragt einfach mal nach: Die Räume der HMV könnt ihr auch mieten.

Infos: Hanseatische Materialverwaltung – Stockmeyerstr. 41-43, 20457 Hamburg

Quellen zum Text: