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Eimsbüttel

Die guten Seelen des Else-Rauch-Platzes

Christian Zeiser
Christian Zeiser

Nur für Nachbarn: Martin Sattler und Georg Brix organisieren seit 17 Jahren einen der beliebtesten Flohmärkte des Viertels.

Einmal im Monat verwandelt sich der Elser-Rauch-Platz an der U-Bahn-Station Lutterothstraße in einen Basar. Haushaltswaren, Kleidung und Bücher wechseln Besitzer, Schwenkgrills und Bierstände sucht man allerdings vergeblich. Der Flohmarkt auf dem Else-Rauch-Platz ist allein den Anwohnern vorbehalten, kommerzielle Händler dürfen dort nicht verkaufen. Eine Auflage der Stadt, aber gleichzeitig auch das Konzept.

Flohmarkt verbindet

Martin Sattler sitzt im Biergarten der Villa im Park, wie das Café auf dem Platz heißt. Vor 17 Jahren rief der Grafik-Designer gemeinsam mit Georg Brix den Flohmarkt ins Leben. "Wir hatten einfach eine Schnapsidee. Damals lernten wir uns bei einem Bier kennen und beschlossen, dem gerade neu gestalteten Platz Leben einzuhauchen." Der Else-Rauch-Platz heißt erst seit dem Jahr 1995 so, bis zum Jahr 2000 lag die Fläche zwischen Handelsschule und Methfesselstraße jahrzehntelang brach.

Die Menschen des Viertels näher zusammenbringen, das ist die Idee, die Sattler und Brix nun schon seit 17 Jahren umsetzen. Mit dem Flohmarkt begann alles, heute gibt es neben dem monatlichen Flohmarkt auch eine größere Version, die sich einmal jährlich bis hinunter zum Fanny-Mendelssohn-Platz an der Osterstraße erstreckt. Dazu gibt es das "Flohmobil", einen Mercedes-Transporter, der gegen eine Spende für künstlerische und soziale Zwecke ausgeliehen werden kann. Sattler und Brix kümmern sich außerdem um das "Rolli-Mobil", einen behindertengerecht ausgebauten VW Caddy der Flaschka-Stiftung.

Eine feste Institution im Viertel

Der Flohmarkt wurde schnell populär, seit Oktober 2000 fiel er nur einmal aus – nicht mangels Interesse, sondern wegen Glatteis. Sämtliche Erlöse, die der Kulturverein Else-Rauch-Platz erzielt, werden an kleinere Projekte und Initiativen in der Umgebung gespendet. Mittlerweile ist der Flohmarkt eine feste Institution im Viertel, Sattler und Brix längst erfahren in dessen Organisation.

Am Anfang, so erinnert sich Sattler, zahlten beide aber viel Lehrgeld. "Wir hatten ja keine Ahnung und haben alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Weil wir immer mehr Nachfragen nach Ständen haben, als wir vermieten können, haben wir damals diejenigen, die keinen Stand mehr bekamen, automatisch auf die Liste für den nächsten Flohmarkt gesetzt. Ein großer Fehler, denn irgendwann war auch die Warteliste voll, und wir mussten einen zusätzlichen Flohmarkt abhalten." Einige Standmieter versuchten gar, ihren Platz bei eBay gewinnbringend zu verkaufen.

Professionelle Händler sind unerwünscht

Auch gegen solche Versuche haben Sattler und Brix mittlerweile Maßnahmen entwickelt, genau wie gegen Händler, die sich auf den Anwohnerflohmarkt schmuggeln wollen: "Wenn jemand ein paar Hundert Sonnenbrillen auspackt, weiß ich, woher der Wind weht und bitte ihn zu gehen", lächelt Sattler. Überraschungen gibt es trotzdem noch, allerdings zumeist positive: "Ich wollte einmal eine Verkäuferin wegschicken, die 500 Paar Schuhe auspackte, darunter sehr hochklassige Ware. Ich hielt sie für eine Händlerin. Daraufhin zeigte sie mir Fotos von der Wohnung ihrer verstorbenen Schwiegermutter: alles voller Schuhe!"

Infos: Kulturverein Else-Rauch-Platz e.V.

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