
"Der kleine Kaktus": Eimsbüttels stacheligster Laden
Ihr wünscht euch mehr Pflanzen in der Wohnung, aber habt keine Zeit für aufwendige Pflege? Im "Der kleine Kaktus" findet jeder einen stacheligen Freund, der zu ihm passt.
Der Kunde weiß, was er will: "Einen Kaktus, auf den man Augen kleben kann". Andrea überlegt kurz, aber da hat ihr Gast schon einen in der Hand. Ihren Einwand, dass die feinen Stacheln des Kaktus zu den fiesesten gehören, hört er schon gar nicht mehr. Der Mann ist schon fast wieder aus dem Geschäft heraus, als er eine kleine Gruppe von Kakteen sieht – mit Augen und Sombrero. Er macht auf dem Absatz kehrt: "So einen will ich auch noch." Sombreros in der Größenordnung fände man so selten.

Kakteen bringen Dschungel-Feeling nach Eimsbüttel
Andrea verkauft Kakteen. Die Wände ihres Geschäfts "Der kleine Kaktus" leuchten rot und blau. Ein wenig erinnern die Farben an die Häuserwände warmer Länder, aus denen auch Andreas Kakteen ursprünglich stammen: Mittel- und Südamerika, Südafrika. Überall wo es warm und trocken ist, gefällt es dem Kaktus. Inzwischen auch in immer mehr Hamburger Wohnungen. "Der Urban Jungle Look ist sehr beliebt", sagt Andrea. Gestresste Großstädter richten ihre Wohnungen gerne mit den stacheligen Pflanzen ein – denn sie sind nicht nur hübsch, auch pflegeleicht. Der größte Kaktus im Laden misst 1,80 Meter, der kleinste ist nur münzgroß. Und irgendwie plüschig. Dazwischen finden sich alle Größenordnungen und Ausformungen. Sie kosten zwischen 5 und 150 Euro. Genau das unterschiedliche Aussehen ist der Grund, warum Andrea sie so schätzt. Auch die Pflegeleichtigkeit der grünen Mitbewohner gehört zu den Stärken. Denn alle zwei Monate gießen reicht, im Winter sogar noch seltener. Das einzige was einen Kaktus töten kann, ist zu viel Wasser.

Der besondere Kaktus
Den Laden an der Lindenallee gibt es seit etwa sechs Monaten, Andreas Liebe zu Kakteen ist älter. In ihrer Wohnung stehen etwa 30 Kakteen, und es werden immer mehr. "Wenn man an der Quelle sitzt, ist es einfach zu leicht", sagt sie und sieht nicht aus, als würde es ihr leid tun. Ursprünglich studierte die 31-jährige Migration und interkulturelle Beziehungen und arbeitete ein paar Jahre in der Flüchtlingshilfe. In dieser Zeit wuchs ihr Wunsch, sich selbstständig zu machen. Als sie wieder einmal einen besonderen Kaktus suchte und sich – wieder einmal – ärgerte, dass der nirgendwo zu finden war, kam ihr die Idee zum eigenen Kaktusgeschäft. Der Laden läuft. Alle zwei Monate fährt Andrea nach Holland zu einem Großhändler und sucht sich dort die schönsten Exemplare aus. Andere Kakteen findet sie bei kleinen Züchtern in Norddeutschland. Die sind mitunter seit 40 Jahren im Geschäft sind und richtige Experten, von denen Andrea noch vieles lernt. Das gibt sie dann auch gerne an ihre Kunden weiter – in 90 Prozent der Fälle kann sie ihrem Interessenten erzählen, woher der neue Mitbewohner stammt.

Kakteen sind Unisex-Pflanzen
Der Kaktus ist eine sehr anpassungsfähige Pflanze. Er funktioniert sowohl in den Wohnzimmern seiner Fans, als auch im Instagram-Profil urbaner Interior-Influencer. "Der Kaktus ist unisex", findet Andrea. In ihren Laden kommen auch viele Männer. Vielleicht, weil Kakteen eben nicht nur schön sind. Andreas Lieblingsexemplare sind die verschrobenen, schief gewachsenen Kakteen. Auf einen Favoriten kann sie sich aber unmöglich festlegen, ständig findet sie neue Details, die ihr besonders gefallen – eine Blüte, ein schiefer Arm. Ins Bett nimmt sie die stacheligen Mitbewohner nicht mit. Aber nach Hause: Der große Kaktus wird an Heiligabend weihnachtlich geschmückt. Autorin: Muriel Kalisch Info:Der kleine Kaktus, Lindenallee 48, Mo-Fr 11 bis 19 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr
Blumen und Pflanzen: Hier blüht's in Hamburg
Wer sich gerne mit Pflanzen umgibt, es aber lieber weniger stachelig mag, findet hier zwei Alternativen: Kunstvolle Blumensträuße bindet Heiko Jungmichel. Oder ihr schlendert über einen der Hamburger Wochenmärkte und nehmt winterfeste Blumen mit nach Hause.