
Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler: Nächster Halt Olympia 2020!
In Kooperation mit dem Eimsbütteler TV beleuchten wir künftig das sportliche Treiben in und um Eimsbüttel. Den Anfang machen wir mit einem von Hamburgs angesagtesten Beachvolleyball-Duos: Vorhang auf für Julius Thole und Clemens Wickler.
Der Sand im Olympiastützpunkt in Dulsberg liegt erstmal hinter den Fensterscheiben: Julius Thole und Clemens Wickler stärken sich mit Burger und Süßkartoffelfritten von ihrer ersten "roten Einheit". Ein hartes Intervalltraining, in dem jeder Spieler drei Bälle in 30 Sekunden verarbeiten musste – und dies, mit kurzen Pausen, 24 Mal in einer Stunde. "Rot heißt: Training oberhalb des Spielniveaus", erklärt Julius die appetitanregende Einheit.
Von Dulsberg nach Tokio
Das Duo spielt erst kurz zusammen und hat einen langen Weg vor sich. Anfang des Jahres führte er sie zum Drei-Sterne-Turnier auf die iranische Insel Kisch, doch das große Ziel heißt Tokio, wo 2020 die Olympischen Spiele stattfinden. Für diese Perspektive haben sich der 21-jährige Julius und der zwei Jahre ältere Clemens im Herbst 2017 zusammengetan. Während Julius schon seit mehr als acht Jahren für den Eimsbütteler TV baggert, pritscht und schmettert, zog der gebürtige Bayer Clemens dafür nach Hamburg und schloss sich dem ETV an.

Weil Clemens lange mit Verletzungen zu kämpfen hatte, liegt das Paar in den maßgeblichen Ranglisten hinter seinem wirklichen Leistungsvermögen. Das heißt für die kommenden Monate: Durch die Welt tingeln, um möglichst viele Punkte zu erspielen, in der Rangliste vorzurücken und sich eine gute Ausgangsposition für den olympischen Qualifikationszyklus zu verschaffen. Und im Dulsberger Sand zehn- bis zwölfmal die Woche zu trainieren – je nach Belastung weiß, gelb, grün oder rot.
Hamburgs Beachvolleyball-Hoffnungen im Interview
Folke Havekost vom ETV traf die Beachvolleyball-Nachwuchshoffnungen Julius Thole (2,05 Meter, Linkshänder, U18-Europameister 2014) und Clemens Wickler (1,91 Meter, Rechtshänder, U19-Weltmeister 2013) im deutschen Beachvolleyball-Zentrum am Alten Teichweg zum Gespräch. Von der iranischen Urlaubsinsel Kisch bis zum kalifornischen Huntington Beach ist auf der World Tour eigentlich alles dabei. Beachvolleyballer kommen ganz schön in der Welt herum, oder?Julius: 2017 war schon krass. Ich habe in 15 verschiedenen Ländern gespielt, war allein dreimal in China: Xiamen, Nanjing und Qinzhou. Ob wir etwas von den Städten sehen, liegt allerdings daran, wie gut wir spielen. Nur wenn wir früh ausscheiden, haben wir wirklich dazu Gelegenheit – aber das wollen wir natürlich nicht. Clemens: Ich bin voriges Jahr nicht so viel rumgekommen, weil ich nach Problemen mit der Patellasehne erst im Mai 2017 wieder eingestiegen bin und mir dann nach vier Turnieren gleich den Fuß gebrochen habe. Am Ende des Jahres habe ich noch zwei Turniere gespielt und bin in Timmendorf immerhin deutscher Meister geworden. Wie habt ihr zueinander gefunden? Und was zeichnet den jeweils anderen aus? Clemens: Wir haben von Trainer Markus Dieckmann die Empfehlung bekommen, ein neues Duo zu bilden, haben dann miteinander gesprochen und hatten richtig Bock drauf. Unsere Einstellung zum Leistungssport ist ähnlich, wir sind beide ehrgeizig und fokussiert. Julius hat einen sehr guten Aufschlag, hat sich enorm entwickelt – und seine Größe ist natürlich auch sehr wichtig.

Julius: Wir kannten uns schon länger, da konnten wir uns das gleich gut vorstellen. Ein wichtiger Punkt ist unser ähnliches Spielverständnis. Clemens ist ein hervorragender Abwehrspieler und hat eine extrem gute Wahrnehmung. Clemens: Wenn Situationen außerhalb des Gewohnten auftreten, können wir beide uns gut anpassen und die Taktik wechseln, falls es erforderlich ist. Julius: Ja, wir sind beide eher analytische Typen. Apropos analytisch: Frank Fechner (Geschäftsführender Vorstand des ETV; Anm. d. Red.) stellte euch auf dem ETV-Neujahrsempfang vor als "genauso groß wie schlau". Was treibt ihr, wenn ihr nicht im Sand seid – Atomphysik?Clemens: Das dann doch nicht. Ich bin noch Sportsoldat und studiere Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen, weil mich die Uni in Hamburg leider nicht angenommen hat. Meine letzte Klausur ging über Statistik, insgesamt soll es bei mir vielleicht in Richtung Marketing gehen. Julius: Bei mir ist es Jura im fünften Semester, hier in Hamburg. Allerdings auf Teilzeitbasis: Im Sommer bin ich kaum da, im Winter gebe ich dann Gas und versuche, so durch die Prüfungen zu kommen. Meine letzte handelte von gesetzlichen Schuldverhältnissen im Zivilrecht. Beachvolleyball als Praxissemester werdet ihr da kaum anrechnen können. Dabei dürfte 2018 ein sehr aktives Jahr für euch werden, oder? Julius: In der Tat. Durch Clemens' lange Verletzung starten wir praktisch bei Null, müssen immer in die Qualifikationsrunden und haben keine Planungssicherheit. 15 Turniere werden es in dieser Saison sicher wieder werden, um uns eine gute Ausgangslage für Olympia zu schaffen. Und vorher findet ja die WM 2019 in Hamburg statt – dafür wollen wir uns sportlich qualifizieren und uns nicht auf eine Wild Card verlassen.

Clemens, als gebürtiger Starnberger hast du bei deiner Vorstellung geklagt, dass in Hamburg gar keine Berge seien. Wie hast du dich in der flachen Stadt eingelebt?Clemens: Also, erstmal habe ich mir das Musical "König der Löwen" angeguckt und mit meinen Eltern eine Hafenrundfahrt gemacht. Berge bekommt man hier wohl nicht mehr hin, aber ich finde es an den Landungsbrücken trotzdem ziemlich schön, weil man da einfach so am Wasser ist. Lieblingsorte sind ein Stichwort: Wo ist der beste Ort, um Beachvolleyball zu spielen?Clemens: Kapstadt fand ich super. Dort habe ich zwar kein Turnier gespielt, war aber im Trainingslager. Die Landschaft hat mir sehr gefallen, vom Flair ist da alles, was man zum Beachvolleyball braucht. Das schönste Turnier war Klagenfurt, das es leider nicht mehr gibt. Dort kamen die Leute in Scharen und die Stimmung war überragend – erst recht, wenn du dann noch gegen Österreicher gespielt hast ... Julius: In Barcelona habe ich im September 2016 mein erstes europäisches Turnier gewonnen, vor toller Kulisse bei perfektem Wetter. Das bleibt natürlich hängen. Richtig begeistert hat mich aber ein dreiwöchiges Trainingslager in Neuseeland. Du gehst morgens um Sechs an den Strand, trainierst zwei Stunden und trinkst dann im Strandcafé einen Smoothie. Bei 20 Grad lassen sich alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen, und die Menschen dort sind extrem hilfsbereit. Das Lebensgefühl war einfach so gut, dass wir auch gut trainiert haben. [youtube id="lujt_EHrWqs"]