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Barmbek

HSV Barmbek-Uhlenhorst: Wo ein Weltmeister das Kicken lernte

Andreas Daebeler
Andreas Daebeler

Bratwurst, Bier und Blutgrätschen: Der HSV Barmbek-Uhlenhorst, der Kultclub vom Stadtpark, war einst fußballerische Heimat von Weltmeister Andy Brehme. Wir haben uns BU für euch genauer angeschaut.

Sie sind gelb, sie sind blau, sie sind auch ein HSV. Kann nicht sein? Doch. Der Hamburger Sportverein Barmbek-Uhlenhorst trägt den Namen des großen Bruders. Die meisten nennen den Verein allerdings einfach nur BU. Ein Club wie gemacht für all jene, die es mit Fußball fernab von im Volkspark gezahlten Megagehältern und Handgeldern halten. Für alle, die, das Bierchen und die Wurst in der Hand, mittags am Spielfeldrand stehen, um Gras zu riechen, saftige Grätschen zu feiern und mit Nachbarn zu klönen. Möglich ist das alles an der Dieselstraße. Eben bei BU. Einem ganz besonderen Amateurclub, bei dem sogar mal ein waschechter WM-Finaltorschütze kickte. Doch dazu später.

Barmbek-Uhlenhorst: Auf Zeitreise mit dem Kultklub

Mit ein bisschen Glück wird der Besuch bei BU ("Hi-Ha-Hu HSV BU") zur Zeitreise. Dann, wenn auf der Tribüne mal wieder geschnackt wird. Wenn die Älteren beginnen zu erzählen. Von dem Tag im August 1967, an dem Uwe Seeler mit dem großen HSV vorspielte und der sechsjährige Andreas Brehme den Wimpel überreichen durfte. Oder vom Aufstieg in die 2. Bundesliga, dem danach nötigen Umzug an den ungeliebten, teuer angemieteten Rothenbaum. Vom finanziellen Desaster, das folgte. Und das den Club fast zerlegte.

Seinerzeit musste BU gar eine Bürgschaft bei der Stadt anfragen. Bittbrief an den damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, einen gebürtigen Barmbeker, eingeschlossen. Vergebens, Schmidt antwortete nicht. Aber Heino hörte den Hilferuf. Der blonde Barde spielte mit anderen Künstlern eine Benefiz-Platte ein, um den von der Insolvenz bedrohten Kultclub zu retten. 10.000 Exemplare gingen weg. Auch Hamburger Theater halfen dem Club von der Uhlenhorst. Nur darum gibt es den HSV Barmbek-Uhlenhorst heute noch.

Meckern, singen, mitfiebern: Amateurfußball, der Spaß bringt

Was BU heute ist? Klar: Amateurfußball in seiner Reinform. Im Stadion an der Dieselstraße dürft ihr meckern, singen und mitzittern. Und das, ohne zuvor an der Kasse arm geworden zu sein. Die Dauerkarte für die ganze Saison gibt's für 85 Euro. Tagestickets sind eigentlich immer verfügbar, richtig eng wird es selten. Tut der Stimmung keinen Abbruch, der "Barmbeker Pöbel", so nennen sich die Anhänger selbst, hat sein vor einigen Jahren neu gebautes Stadion an der Dieselstraße im Griff.[youtube id="Mmd_YMcoDe8"]Vor allem wenn eines der beiden Derbys ansteht, geht es rund. Den "Clásico" nennen die Barmbek-Uhlenhorster das Duell mit Altona 93 ("Say Uh Ah Altona"). Kürzlich gab es vor 800 Fans auswärts auf die Mütze, aber das Rückspiel auf der Uhlenhorst steht noch an. Traditionsduell wird der Vergleich mit dem SC Victoria genannt. Jenem Club aus Eppendorf, aus dessen Jugendabteilung mit Stefan Effenberg ebenfalls ein ganz Großer des deutschen Fußballs hervorging.

Auf der Uhlenhorst lassen sich auch die Promis gern sehen

Doch zurück zur Gegenwart. Die spielt in der 5. Liga, der Oberliga Hamburg, in der andere Clubs von vergleichbaren Besucherzahlen träumen. Als Routinier Benny Lipke etwa beim letzten Heimspiel der abgelaufenen Saison in der 91. Minute das 3:1 erzielte, sahen das immerhin noch 350 Fans. Für die Tabelle war das Spiel gegen Rugenbergen bedeutungslos. Aktuell dümpelt Barmbek-Uhlenhorst Seite an Seite mit Victoria im Mittelfeld der Oberliga-Tabelle rum. Egal. Die Leute kommen trotzdem. Weil es um Fußball geht, nicht um Show und Geld. Dass das Spaß macht, findet auch manch Promi. Mit Lotto King Karl beehrt sogar der Stadionsprecher des großen HSV die kickenden Jungs von der Uhlenhorst. Vielleicht sieht er ja mal wieder einen wie Andreas Brehme, dessen Heimatverein BU ist. Für die Jüngeren unter unseren kiekmo-Lesern: Brehme schoss Deutschland am 8. Juli 1990 zum Weltmeister. Elfmeter versenkte er wie kaum ein anderer. Gelernt ist halt gelernt – beim großen HSV Barmbek-Uhlenhorst.

Info: HSV Barmbek-Uhlenhorst von 1923 e.V., Dieselstraße 6, 22307 Hamburg