
Anke Girod: Fantasievolle Bücher mit Herz für Hamburgs Kids
Früher war sie mal Lehrerin, jetzt schreibt sie magische, kluge und fantasievolle Bücher für Kinder und Jugendliche. Am 20. Juli ist Anke Girods drittes Buch, "Cupcakes und Vanilleküsse" erschienen. Wir haben mit der Blankeneserin gesprochen.
Schon als Kind liebte sie es, in die Fantasiewelten von Büchern abzutauchen. Eines ihrer Lieblingsbücher: "Die Brüder Löwenherz". Heute tut es die Blankeneserin Anke Girod ihrem großen Vorbild Astrid Lindgren gleich und schreibt selber Kinder- und Jugendbücher. Drei sind bislang erschienen: "Henry und Smuti und die Woche der doppelten Wunder" (ab 8 Jahren), "Junis Reise oder Wie Miss Pabs das Glück vergaß" (ab 10) und zuletzt am 20. Juli "Cupcakes und Vanilleküsse" (für Mädchen, 12-15 Jahre), alle erhältlich im Oetinger Verlag. So unterschiedlich die Bücher auch sind – eine Detektivgeschichte, eine nervenaufreibende Wunder-Reise-Jagd, ein Liebeskummer-Back-Rausch – sie haben einiges gemein: Es sind spannende, kluge, sehr fantasievolle, Mut machende Geschichten in einer herrlich freien Ferien-Atmosphäre mit einem mehr oder weniger großen Schuss Magie. Und sie vermitteln den Kids ganz nebenbei auch noch viele Werte: Zum Beispiel, dass echte Freundschaft unbezahlbar ist. Oder dass auch Außenseiter wie ein merkwürdiges Mädchen aus dem Kinderdorf oder die Tochter einer argentinischen Putzfrau faszinierende, großartige und unbedingt liebenswerte Menschen sein können. Und dass es wichtig ist, an seine Träume zu glauben und für sie zu kämpfen. Wir haben Anke Girod getroffen.

"Ich habe nur noch geschrieben und geschrieben und geschrieben"
Anke, in den vergangenen zweieinhalb Jahren hast du drei Bücher auf den Markt gebracht. Wie hast du das hinbekommen, vor allem, da du doch selber zwei Kinder hast?
(lacht) Ich habe die ja nicht am Stück weggeschrieben. Sondern ich schreibe schon seit sechs, sieben Jahren. Ich habe aber relativ schnell bemerkt, dass ich zwar ganz viele Ideen habe, mir aber das richtige Handwerk fehlt. Deshalb bin ich über ein Fernstudium in die Schule des Schreibens gegangen. Danach hat es mir so viel Freude gemacht, dass ich einfach nur noch geschrieben und geschrieben habe. Über die Jahre lagen dann zehn, zwölf fertige Bücher bei mir herum. Und ich dachte: Wäre doch schön, wenn aus diesen Manuskripten wirkliche, echte Bücher würden. Und der Traum ist wahr geworden.
Deine drei Bücher sind alle bezaubernd illustriert …
Ja, ich beschäftige mich zwar gerne mit Formen und Farben, male auch selber gerne. So etwas könnte ich aber nie. Da waren also fantastische Illustratorinnen dran, und es ist ein völlig irres Gefühl, wenn die Figuren dann quasi "aufstehen" und in dem Buch lebendig werden. Das ist unbeschreiblich, fast wie eine Geburt.
Eigene Söhne sind die größten Fans
Trotz grundlegender Gemeinsamkeiten sind deine Bücher thematisch doch sehr unterschiedlich. Woher hast du diese Ideen?
Das ist ganz verschieden. Bei "Henry und Smuti" hatte ich mir vorgenommen, ein Buch für meine beiden Jungs zu schreiben. Ich habe sie also gefragt, wovon es handeln sollte. Der eine sagte "die Bahn", der andere "Smartphones". Ich habe dann ewig überlegt, wie ich diese beiden Dinge zusammenbringe, aber irgendwann ist dann die Geschichte entstanden.
Und, sind die Jungs zufrieden mit dem Ergebnis?
Ja, ich glaube schon. Der eine sagt sogar, es sei sein Lieblingsbuch, er hat es schon drei Mal gelesen. Das freut mich natürlich total!
Und bei den anderen Büchern?
Für "Junis Reise" hat mich inspiriert, dass ich an der Elbe durch die Tidenströmung etwas gegen die eigentliche Fließrichtung treiben sah, also flussaufwärts. Das fand ich spannend, und ich hatte plötzlich das Bild eines Koffers vor mir, der gegen die Wellen trieb. Daraus entstand die Geschichte um den magischen Reisekoffer von Miss Pabs. Die Ideen haben also alle einen ganz unterschiedlichen Ursprung. Meine Triebfeder ist aber immer, dass es um jemanden geht, der eine Leidenschaft verwirklicht und sich für seinen Traum einsetzt. Henry und Smuti wollen Probleme lösen, Juni möchte Reisejournalistin werden und Gwen in "Cupcakes und Vanilleküsse" ist natürlich leidenschaftliche Bäckerin. Es ist mir sehr wichtig zu vermitteln, dass man herausfinden sollte, was man wirklich will. Und das dann auch tun sollte.
Das heißt, in den restlichen neun Geschichten, die jetzt noch bei dir zuhause liegen, gibt es auch immer jemanden, der für etwas brennt? Sind das eigentlich Fortsetzungen von den bislang erschienenen Büchern oder ganz neue Geschichten?
Es sind alles eigenständige Geschichten. Viele von ihnen würde ich nicht veröffentlichen. Einige Ideen davon mag ich aber sehr gerne, da hoffe ich, dass daraus noch Bücher werden. Im Herbst 2019 kommt beim Thienemann-Verlag ein neues Kinderbuch von mir heraus, sogar als Schwerpunkt-Titel. Darüber freue ich mich natürlich unheimlich.
Die digitale Welt gehört dazu – aber in Maßen
In deinen Büchern spielen Smartphones und Blogs immer eine große Rolle. Hast du das gemacht, damit die Kinder und Jugendlichen sich besser damit identifizieren können? Die Bullerbü-Welt von Astrid Lindgren ist für viele heutzutage unheimlich weit weg...
Ich glaube schon, dass man Kinder besser einfangen und zum Lesen bringen kann, wenn man viel von ihrer jetzigen Lebensumwelt einbezieht. Natürlich sehe ich das Problem, dass manche Kinder zu sehr in diese digitale Welt abtauchen. Deswegen war es mir aber immer wichtig, dass es ein Gleichgewicht gibt. Gerade bei Junis Welt haben wir, also ich und die Lektoren, überlegt, noch mehr Posts in das Buch zu setzen. Aber das waren meist Szenen mit hochemotionalen Situationen und genau das wollte ich nicht. Ich wollte zeigen: Das reale Erleben und Verarbeiten hat immer Vorrang. Und später kannst du das dann posten, niemals aber als Reaktion auf eine Ausnahmesituation. Der Blog oder das Smartphone darf nicht an erster Stelle stehen, auch wenn er ein Teil deines Lebens ist. Was ich grundsätzlich völlig in Ordnung finde. Das ist ja auch bei mir so.
Ich fand es ziemlich sportlich, dass du die 14-jährige Gwen (Hauptfigur in "Cupcakes und Vanilleküsse", Anm. d. Red.) ganz alleine mal eben so einen Blog anlegen lässt, ohne dass die Eltern das wissen.
Stimmt. Wobei die Eltern ja später davon erfahren und selber zu Followern werden. Aber ich habe bewusst fiese Kommentare eingestreut, die Gwen bekommt, damit klar wird, dass man auch mit so etwas rechnen muss, wenn man in der digitalen Welt unterwegs ist.
In deinen Büchern steckt auch immer eine große Portion Magie. Gibt es in deinem Leben etwas Magisches?
Wenn ich schreibe. Ich kann mir einfach Welten überlegen und in sie eintauchen. Das ist doch magisch?!
Anke Girod: Kinder sollten mehr Zeit haben und mehr Natur erleben
Eine weitere Gemeinsamkeit deiner Bücher ist, dass sie auf dem Land oder in einer ländlichen Umgebung spielen. Brauchen Kinder mehr Natur?
Ja. Nicht, dass ich sagen würde, alle sollen auf’s Land ziehen. Aber ich glaube schon, dass jeder Mensch ein gewisses Maß an Natur braucht. Das kann einfach sein, dass man am Tag immer eine Weile draußen ist und großflächig den Himmel sehen kann oder aufs Wasser guckt. Oder man geht ein bisschen in den Park – und zwar ohne digitale Geräte. Ich denke schon, dass man dann wieder besser zu sich findet und zur Ruhe kommt. Und das ist wichtig.
In allen deinen Büchern sind außerdem gerade Ferien. Hängt das damit zusammen, dass du lange als Lehrerin gearbeitet hast und Ferien eine magische Zeit für dich sind?
(lacht) Vielleicht. Natürlich habe ich als Kind Ferien schon immer toll gefunden, als Lehrerin fand ich sie toll, und jetzt als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern finde ich es wieder wunderbar. Aber es hat natürlich auch mit dem Plot zu tun. Die Geschichten würden nicht funktionieren, wenn meine Figuren immer nur ein, zwei Stunden am Tag Zeit hätten, um etwas Spannendes zu erleben. Heutzutage haben die Kinder neben der Schule, vor allem in der weiterführenden, ja nur noch wenig Zeit für etwas anderes.

Wirst du eigentlich wieder als Lehrerin arbeiten?
Grundsätzlich arbeite ich unheimlich gerne mit Kindern. Wichtig ist mir dabei besonders die Vermittlung von sozialen Werten. Auf gute Integration zu achten, auf ein gutes Klima. Und vor allem halte ich es für extrem wichtig, den Kindern Mut zu machen und zu vermitteln, dass sie toll und einzigartig sind und an sich glauben sollen. Ein Lehrer hat die Macht, hier ganz viel zu bewegen. Das zu tun, vermisse ich tatsächlich manchmal und will das sehr gerne wieder machen, wenn es familientechnisch wieder geht. Ich hoffe aber, dass ich das über meine Bücher auch ein wenig erreichen kann. Zumindest wäre das mein Traum.
Tolle Kinderbücher aus Hamburg
Neben den Büchern von Anke Girod glänzt Hamburg auch mit anderen Autorinnen und Autoren, die Kinderbücher mit starken Hauptfiguren schreiben. Melina Burmeister bringt den Lütten mit Hilfe von "Liselotte Zottelwind" zudem auf charmante Weise bei, wie wichtig es ist, möglichst nachhaltig zu leben und aufeinander zu achten. So werden Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit schnell und unkompliziert selbstverständlich.