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Tabakbörse
Julius Herrmann
Hamburg

Zapfenstreich: Jetzt kommt das Ausschankverbot für die Szeneviertel

Meike Neddermeyer
Meike Neddermeyer

Die Pandemie scheint vergessen: Seit Wochen versammelt sich Hamburgs Partyvolk an den gewohnten Hotspots der Stadt zum Cornern, Feiern und Trinken. Der Senat will dem dem jetzt ein Ende setzen.

Während einige, gerade die Risikogruppen, in Angst vor einer zweiten Corona-Welle leben, ist die Krise für andere scheinbar längst überstanden. Obwohl die Infektionszahlen steigen. Viele vorwiegend junge Menschen versammeln sich immer wieder auf St. Pauli, in Altona oder im Schanzenviertel. Warnungen der Regierung bleiben ungehört. Die Polizei schloss bereits zeitweise die Große Freiheit aufgrund des hohen Personenaufkommens – etwa 25.000 Menschen zählten die Beamten auf dem Kiez. Einigen Lokalen wurden Schließung und Ausschankverbot verordnet.

Das war's mit der großen Freiheit: Ausschankverbot

Erst zögerten die Bezirksämter Altona und Mitte noch, nun greifen sie durch: Kiosken, Tankstellen und Einzelhandel im Schanzenviertel, auf St. Pauli und in Ottensen ist der Verkauf von Alkohol kommenden Freitag, Samstag und Sonntag von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens verboten. Eine zweite Infektionswelle soll so vermieden werden. Denn großflächige Ansteckungen wären weitaus schwieriger zu kontrollieren als vereinzelte Hotspots. Die Anwohner waren so verärgert, dass sie sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Tschentscher, die zweite Bürgermeisterin Fegebank und Innensenator Grote gewandt hatten. "Mittlerweile wird auf der Schanze von Donnerstag bis Sonntag gefeiert", heißt es gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Ein Schutz vor Infektionen? Kaum möglich. War die Lockerungen der Maßnahmen ein Fehler? "Es ist wahnsinnig schwer, Infektionszahlen und Maßnahmen einander zeitlich zuzuordnen", sagt HZI-Forscher Gérard Krause im ZEIT-Interview. Er zieht die Menschen direkt in die Verantwortung, denn statt verantwortlichem Handeln "passiert jetzt das Gegenteil: Sie tun Dinge, die eigentlich nicht erlaubt sind".

Allgemeinverfügung gilt mehrere Wochen – Verschärfung denkbar

Wiederholte Appelle der Regierung blieben ungehört. Vor Katze, Tabakbörse und Co. drängte sich das Partyvolk. Durch den Senat bewilligt haben die Bezirke nun die Erlaubnis, selbstständig Allgemeinverfügungen zu erlassen, über die das Ausschankverbot ausgesprochen wird. Es wird für die nächsten Wochenenden gelten. Genaue Gebietskartierungen befinden sich in Arbeit. Die Außengastronomie ist nicht betroffen – in euren Lieblingsbars und -kneipen könnt ihr es euch unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln weiterhin gemütlich machen. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), Wissenschafts- und Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sowie die Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (Mitte, SPD) und Stefanie von Berg (Altona, Grüne) teilten laut Hamburger Abendblatt mit, dass weitere Verschärfungen nicht ausgeschlossen sind. Zeigen die Maßnahmen keine Wirkung, sind ein generelles Verbot von Alkoholkonsum im öffentlichen Raum oder "Betretungsverbote" einzelner Gebiete denkbar.

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