
Brechtmanns Bistro: Mit Rückenwind von Scharbeutz nach Eppendorf
Gutbürgerlich und asiatisch. Passt nicht? Von wegen! Dass Eppendorf mehr kann als Schicki-Micki, zeigt dieses Bistro.
Einst wurden hier TV-Geräte verkauft. Doch wie viele andere alteingesessene Läden in der Erikastraße, musste der kleine Elektronik-Shop dicht machen. Nach langem Leerstand fand sich ein Café-Betreiber, der jedoch auch nicht viel Glück hatte – zu viel Konkurrenz in einem Stadtteil, in dem ein Latte Macchiato nicht schwer zu finden ist. Die Rechnung von Ann-Kathrin und Sven Brechtmann jedoch ist aufgegangen. Sie haben den Laden im Frühjahr 2017 liebevoll restauriert und servieren hier seitdem ein Mix aus Norddeutschem und Fernöstlichen.

An der Ostsee bewährt
Das kommt an, denn die Plätze in den fünf kleinen Räumen sind begehrt, auch auf dem breiten Bürgersteig vor dem Restaurant findet sich bei gutem Wetter nur schwer eine Lücke. Allerdings, so muss man zugeben, haben die Brechtmanns auch schon vorher einen großen Fankreis gehabt. Der – obwohl zum Großteil aus Hamburg – trieb sich an der Ostsee rum: Brechtmanns Botschaft galt jahrelang als das beste Restaurant von Scharbeutz. Doch die Großstadt lockte.

Hier kommen sie nahbar und ohne großes Tamtam daher. Die Räume: freundlich und modern. Unverputzte Wände wechseln mit Gold und Weiß, die Einrichtung ist klar und minimalistisch. Wie die Speisekarte. Was immer ein gutes Zeichen ist – das verspricht frische und gut überlegte Küche.
Fusion Kitchen vom Feinsten
Fünf bis sechs asiatische und regionale Hauptspeisen, ausgewählte Vorspeisen (allesamt asiatisch zumindest angehaucht) und ein paar Bowls und Salate – trotz der übersichtlichen Karte fällt die Wahl schwer. Schon legendär und vom Flurfunk des Viertels durch ganz Hamburg getragen: Das rote Thai-Curry, das von samtigem Jasminreis begleitet wird (13,50 Euro). Das lässt sich wahlweise mit veganem Gewürztofu, Hähnchenbrust, Rinderfiletwürfeln, Garnelen oder Thunfischsashimi ergänzen. Chili und Currypaste werden zusätzlich in kleinen Schälchen serviert – für diejenigen, die es gern noch schärfer als scharf mögen. Unser All-Time-Star aber ist die Begleitung durch die halbe Oldenburger Flugente (18,90 Euro). Die kommt genauso gut auch gutbürgerlich daher – mit Kartoffelstampf, Spitzkohl und Preiselbeeren (31,90 Euro). Die Portionen sind großzügig, für ein Dessert ist kaum noch Platz. Der hausgebackene Crumble mit Vanilleeis oder die hausgemachten Crêpes allerdings sind ein Muss (6,50 Euro).

Saisonal und regional
Was serviert wird, entscheidet bei Brechtmanns hauptsächlich die Saison. Die Karte wechselt darum regelmäßig. Denn auf den Teller sollen möglichst frische und regionale Zutaten, betonen Ann-Kathrin und Sven Brechtmann. Sie fühlen sich sichtlich wohl in Eppendorf, plaudern mit den Gästen, verraten hin und wieder kleine Küchengeheimnisse. Alles in allem: Gute Küche, herzlicher Service. Herrlich unkompliziert. Vollkommen zu Recht vom Gastro Guide " Szene Hamburg Essen + Trinken" zum Testsieger 2018 gekürt worden!

Übrigens: Brechtmanns Bistro ist nicht nur was für abends. Auch mittags wird hier lecker aufgetischt. Die Mittagskarte wechselt wöchentlich und bietet ebenso Traditionelles wie Labskaus und Hühnerfrikassee oder Fernöstliches wie geschmorten Pak Choi und eine Reisnudel-Bowl. Info:Erikastraße 43, 20251 Hamburg, Mo-Fr 12 bis 22 Uhr, Sa ab 18 Uhr; www.brechtmann-bistro.de
Innovative Gastro-Konzepte
Zugegeben, deftige Hausmannskost mit einem ostasiatischen Einschlag klingt schon ziemlich abgefahren. Doch immer mehr Hamburger Restaurants und andere Food-Tempel wissen mit innovativen Konzepten zu überzeugen und setzen dabei vor allem auf regionale und saisonale Zutaten. Die Küchen-Crew der Hobenköök bedient sich beispielsweise in der direkt angrenzenden Markthalle und das Wolfs Junge setzt ganz auf die Philosophie "land- und handgemacht". Und lecker ist es in diesen Schuppen auch noch!