
Interview mit einer Künstler-Konditorin: "Frauen ist Optik wichtig, Männern der Geschmack."
Das ist nicht Kuchen, das ist Kunst! Stephanie Emmerich zaubert in ihrer Konditorei Emmas großartige Torten für jeden Anlass und Geschmack. Im Interview plaudert sie aus der Backförmchen, äh, dem Nähkästchen.
Stephanie Emmert bekommt nicht nur Anfragen für dreistöckige Torten zum gemeinsamen Anschneiden, sondern auch für andere Konditorei-Spezialitäten, die viel handwerkliches Können und Kunstaffinität erfordern. Seit 2011 betreibt die gebürtige Oberpfälzerin mit ihrem Mann Wolfgang auf der Uhlenhorst die Konditorei Emmas mit Cafe und Deli und ist damit fest verwurzelt in der Hamburger Torten-Szene. Stephanie, wie lange dauert es, um eine dreistöckige Hochzeitstorte zu backen? Also einzeln ist das schwer zu sagen, weil wir mehrere auf einmal backen. Je nach Aufwand kann so eine Torte von drei Stunden bis zu zwei Tagen in Anspruch nehmen. Gerade sind sogenannte "naked cakes" sehr beliebt, das heißt weniger Deko, eher schlichte Torten. Ich hatte auch schon Torten mit handgespritzten Schmetterlingen und modellierten Blümchen einmal drumherum. Da stehe ich schon länger dran.
Haben die Kunden, die zu dir kommen und eine Hochzeitstorte bestellen, schon konkrete Vorstellungen oder musst du oft noch beraten?Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt die "Superbräute", die ihren DinA4-Ordner dabei haben, in denen dann die Pantone-Töne festgelegt sind und Beispielbilder von Pinterest ausgedruckt liegen. Diese haben konkrete Vorstellungen und da muss man nicht viel beraten. Und es gibt Bräute, die haben gar keine Vorstellungen. Manchmal kommen Paare auch mit genauen Wünschen, denen muss ich dann sagen, dass ihre Vorstellungen nicht den gewünschten Effekt haben wird.Frauen ist Optik wichtiger, Männern der Geschmack. Wie kann man sich das vorstellen?Schwierig ist häufig, dass die Paare ihre Hobbys auf der Torte sehen wollen. Dann stellt sie sich die Torte ganz verrüscht vor, in pink und mit Schmetterlingen, und er möchte am liebsten eine HSV-Torte haben. Das ist schwierig. Das ist dann schon ein Seiltanz, die Vorstellungen von Braut und Bräutigam unter einen Hut zu bekommen. Geschlechterklischees?Tatsächlich ist den Frauen die Optik meist wichtiger und den Männern der Geschmack. Da hat der Mann oft die Oberhand. Aber es gibt auch viele Paare, die gemeinsam entscheiden und auch diskutieren. Erfüllst du deinen Kunden jeden Wunsch oder sagst du auch mal nein, wenn du gar nicht dahinterstehst?Ich habe dazugelernt. Zu Beginn denkt man noch, man muss alles mitnehmen, was geht. Aber Sachen, die ich nicht kann, mache ich auch nicht. Wie französische Moussetorten, damit habe ich keinerlei Erfahrung. Auch wenn ich es ethisch nicht vertreten kann, lehne ich ab. Einmal wurde tatsächlich nach einer Torte mit einem Hakenkreuz gefragt … Probierst du denn für dich noch neue Sachen aus? Ja, auf jeden Fall. Letztes Jahr war ich zum Beispiel mit meinem Mann in Dublin und wir haben ganz bewusst kein Frühstück und Abendessen dazu gebucht, weil wir jeden Tag in ein anderes Café gehen wollten um zu schauen, was es da so gibt. Ich schaue viel auf englischsprachigen Seiten, weil diese dort oftmals dem Trend voraus sind. Ich suche Beispiele aus, die mir gut gefallen, und wandle sie mit meinem Stil in eine neue Schautorte um. So kann man den Kunden immer wieder neue Ideen an die Hand geben.
Hattest du zum Beispiel schon mal Anfragen nach veganen Torten?Das ist ein großes Thema. Ich habe mich lange dagegen gewehrt, weil es oft sehr zeitintensiv ist, bis die Torten dann auch wirklich schmecken, in den Ablauf und das Konzept passen. Denn wie gesagt, wenn ich finde, dass es nicht schmeckt, dann mache ich es auch nicht. Zwei habe ich jetzt im Sortiment, eine Schoko- und eine Himbeervariante. Die Schokovariante ist mit Ganache und die Fruchtvariante mit Buttercreme auf Alsan-Basis, Sojapudding und frischen Früchten. Da haben wir lange dran getüftelt und jetzt stehe ich voll dahinter.Zuckerfreie Torten biete ich nicht an. Was kommen sonst für Spezialwünsche? Also, was häufiger gewünscht wird, sind zuckerfreie Kuchen, gerade für Kindergeburtstage. Das sind häufig gesundheitsbewusste Mamis, was völlig in Ordnung ist, das biete ich aber nicht an. Ich möchte nicht mit Zuckeraustauschstoffen oder solchen Dingen arbeiten.
Gesundheitsbewusste Mamis?Ja. Letztens wollte eine Frau einen Kuchen nur mit natürlichen Farbstoffen. Das funktioniert nicht wirklich, das sind dann Erdtöne beziehungsweise meist nicht so strahlende Farben. Ich fände es auch schön, wenn ich rein biologische Farben benutzen könnte, ich bin aber mit den Ergebnissen bisher nicht zufrieden. Von den konventionellen Tönen benötigen wir nur geringe Mengen, da kommt auf ein Kilo eine Messerspitze Lebensmittelfarbe, das reicht schon.
Infos: Emmas Konditorei Café Deli
Kuchen und Torten in Hamburg
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