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Susanne Drogand
Eimsbüttel

"Hannes und Hannas Wohnzimmer": Das zweite Zuhause für Eimsbüttel

Muriel Kalisch
Muriel Kalisch

Hannas und Hannes Wohnzimmer ist ein Wohnzimmer für alle: Die Eckkneipe an der Christuskirche ist ein uriger Nachbarschaftstreff zum Quatschen und Verweilen.

Die Eckkneipe Hannes und Hannas Wohnzimmer liegt am elenden Ende der Schanze. So nennt zumindest Wirtin Susi die Lage an der Christuskirche. "Ende" passt, denn Hannes und Hannas Wohnzimmer liegt eigentlich schon in Eimsbüttel. Elend ist dieses Ende aber keineswegs – sondern sehr gemütlich. Es hat grüne Wände, einen dunklen Holztresen und zerschlissene Ledersofas, in denen man herrlich einsinkt. Ein Schriftzug an der Wand und auf den Getränkekarten postuliert: "Schankwirtschaft seit '57". Hinter dem Tresen steht Susanne Drogand, die sich als Susi vorstellt. Ihr gehört die Eckkneipe an der Christuskirche. Vor ihr hatte schon ihr Vater den Raum gepachtet. Deshalb auch Hannes und Hanna – abgeleitet von Johannes, der Name ihres Vaters, und von Johanna, ihre Tochter. Vor langer Zeit hat Susi mal Einzelhandelskauffrau in einer Parfümerie gelernt, was man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man ihr dabei zusieht, wie sie leidenschaftlich das Bier zapft. Viel eher, dass sie während der Lehre begann, am Abend zu kellnern und seitdem in der Gastronomie hängengeblieben ist.

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Das Wohnzimmer in Eimsbüttel kennt keinen Stress

Zusammen mit ihrem damaligen Ehemann betrieb Susi mehrere Kneipen auf dem Kiez. Doch als immer mehr Bars Bier für 99 Cent anboten und immer mehr Touristen kamen, die genau das wollten und die echten Kneipen nicht zu schätzen wussten, ging Susi. "Du fängst ja auch nicht Zuhause an, Sachen auf deine Toilettenwände zu kritzeln", sagt sie. Das Problem hat sie im Wohnzimmer nicht. Hier gebe es keine Stressmacher, wie sie sagt. Dafür hat sie "Homies". So nennt die gebürtige Hamburgerin ihre Stammgäste. Sie sind ihr wichtig, und Susi ist es auch für sie als Treffpunkt, wenn ihnen das eigene Wohnzimmer am Abend zu still ist. Hier herrscht reges Treiben, immer wieder betreten neue Besucher die Kneipe. Susi begrüßt sie alle mit Vornamen und dem dazugehörigen Lieblingsbier. "Wenn sie nicht da wären, wäre ich nicht da", weiß sie.

Ein Wohnzimmer mit Bier und Kultur für Eimsbüttel

Auch neue Gesichter sind im Wohnzimmer herzlich willkommen. Bevor Susi die Kneipe eröffnete, beschworen sie Freunde und Bekannte, dem Laden ein Konzept zu geben: Sport- oder Spielebar. Doch das war nichts für Susi. Es sollte ein Ort werden, an dem die Leute sich wohl fühlen – nicht mehr und nicht weniger. Im Wohnzimmer werde nicht nur Bier verkauft, sagt Susi, sondern auch das Drumherum: Jazzkonzerte am Donnerstag und noch mehr Livemusik am Freitagabend. Ebenso gibt es die Möglichkeit, sich aus benachbarten Restaurants Essen mitzubringen. Und es gibt lange Fußballnächte.

In Hannas und Hannes Wohnzimmer brennt noch Licht

Das letzte Konzert gab "Buddy The Cat", ein junger, russischer Musiker. Als er "Hells Bells" auf der Akustikgitarre spielte und seine Finger wie wahnsinnig über die Saiten flogen, da kochte das Wohnzimmer bis lange in die Nacht. Susi schließt die Kneipe nie vor 2 Uhr. Oft sitzen ihre Homies noch bis in die frühen Morgenstunden zusammen. Wenn ihr im Bett keine Ruhe findet und euch ein Wohnzimmer wünscht, das belebter ist als das eure – in "Hannes und Hannas Wohnzimmer" brennt wahrscheinlich noch Licht. Info: Hannes und Hannas Wohnzimmer, Weidenallee 60, 20357 Hamburg; Mo-So ab 17 Uhr Mehr Bier in Eimsbüttel Die Christuskirche ist nicht eure Ecke? Wir haben für euch die schönsten fünf Kneipen in Eimsbüttel besucht. Eine Kneipe, die wie das Wohnzimmer Treffpunkt für Eimsbüttler ist: Die Bar "Urknall" ist vor 30 Jahren aus einer Stadtteilinitiative entstanden.