
Die "Alsterperle": Vom öffentlichen Klo zum Hamburg-Highlight
Vor über 20 Jahren war die Alsterperle eine öffentliche Toilette – in der vor allem randaliert wurde. Heute ist die winzige Gastronomie an der Außenalster ein beliebter Treffpunkt.
Die Alsterperle ist einer der Orte in Hamburg, vor denen sich an sonnigen Tagen oft eine lange Schlange bildet. Aber auch bei Schmuddelwetter lohnt sich ein Besuch der kultigen Draußen-Gastronomie – ob auf ein schnelles Brötchen, ein Erbsensüppchen oder einen wärmenden Glühwein.
Die Alsterperle war nicht immer eine Perle
Vor zwanzig Jahren, im Herbst 1998, haben die Restaurantbetreiber René Kurth und Sven Germann die Winzgastronomie eröffnet. Die Sprinkenhof GmbH suchte damals eine Lösung für die rund um die Hamburger Außenalster verteilten Toilettenhäuschen. Die Aborte machten damals richtig Ärger: Die Kosten für die Instandhaltung waren enorm hoch, denn immer wieder gab es Vandalismus. Das wollte sich die Stadt Hamburg nicht mehr leisten. Germann und Kurth schnappten sich das typisch hanseatische Backsteinhäuschen, erschlossen es mit Strom und allem Nötigen. Die Lage könnte kaum besser sein: direkt am Wasser, mit Blick auf das, was andernorts Skyline heißen würde – wären die Gebäude nicht so niedrig. Dazu ist es noch im Grünen gelegen und nahe einigen von Hamburgs feinsten Adressen. Doch der Deal mit der Stadt beinhaltete neben einer Pacht auch eine ungewöhnliche Bedingung: Die öffentliche Toilette musste bleiben. Noch heute kontrollieren die Behörden deshalb regelmäßig, ob dort alles sauber ist. Und auch deshalb ist die Alsterperle täglich geöffnet, von morgens früh bis hinein in den Abend.
Die Alsterperle: Imbiss, Kiosk und Frischluft-Kneipe in einem
Neben der Alsterperle betreiben die beiden Gastronomen noch das Restaurant Zimmer 34 ein paar Straßen weiter. Von dort kommt auch das Essen für die Alsterperle, etwa die Bohnensuppe. Nicht, das hier ein falscher Eindruck entsteht: Die Alsterperle ist durchaus nobel, eine Art Imbiss, Kiosk und Frischluft-Kneipe in einem. Bloß eben zudem immer noch Klohäuschen. Ein und aus gehen hier Hamburger Geschäftsmänner und was dazu gehört. Dresscode: gesteppte Jacken, am besten auch bei den Hunden. Bloß wenns wärmer wird und zum Abend hin, mischt sich das Publikum. Dann ist die Alsterperle nicht nur Anlaufstelle für Menschen aus dem Viertel und einzelne Spaziergänger, sondern zieht ein buntes Publikum an. Auch bei Ausflüglern ist sie ein beliebtes Ziel. Die haben oft im Reiseführer von dem Laden gelesen. Dort wird die Alsterperle im selben Atemzug mit der Strandperle an der Elbe in Neumühlen-Övelgönne genannt. Im Frühjahr hat man von hier aus einen tollen Blick auf das Kirschblütenfest samt Feuerwerk, im Sommer halten hier die Tretboote zwischen den Alsterschwänen an. Der Sonnenuntergang ist zu jeder Jahreszeit spektakulär.
Jeder Hamburger hat wohl schon mal etwas an diesem Fenster bestellt
Im Sommer, zur Hochsaison quasi, arbeitet das Team suf gerade mal fünfzehn Quadratmetern, die obendrein vollgestellt sind mit Kaffeemaschine, Geschirr, Geschirrspüler, Kasse und Radio. Dann wird die Arbeit aufgeteilt: Bestellungen am Fenster entgegen nehmen, kassieren, Kaffee kochen und durch die Tür herausreichen, Geschirr einsammeln. Alles, damit die Gäste den Sonnenuntergang über Hamburg an der Alster mit Sekt oder Glühwein genießen können. Es ist wohl auch die lockere Atmosphäre, die den Laden ausmacht. Insofern ist der Laden ein Erfolg: Vandalismus, wie früher einmal im Klohäuschen, hat es nicht mehr gegeben.
Infos: Alsterperle, Eduard-Rhein-Ufer 1, 22087 Hamburg
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