
"Beyond Beer" aus Hamburg: Ist Craft Beer nur etwas für Hipster?
Ein weiterer Teil von kiekmos kleiner Bier-Kolumne: Florentine Siemsglüss von Beyond Beer erklärt, wer die wahren Biergenießer sind und warum Craft Beer eigentlich so teuer ist.
Craft Beer hat mittlerweile selbst in Hamburg – obwohl wir den Foodtrends zeitlich ja häufig ein wenig hinterherhängen – einen ähnlichen Status erreicht, wie Wein, Kaffe, Gin, Käse oder Schokolade. Neue Bierbars wie das Malto und Oorlam sind genauso ein sicheres Zeichen dafür, wie Fachhändler. Nicht weit entfernt vom Craft Beer Store in den Schanzenhöfen findet ihr Beyond Beer in der Weidenallee. In dem unabhängigen inhabergeführten Store haben die Gründer Florentine, Ronald, Max und Klaas ein kleines Paradies der modernen Bierkultur geschaffen. Jenseits von Mainstream und Einheitsbrei rücken die vier mit ihrem Team Biere in den Mittelpunkt, die überraschen und begeistern.

"Dabei faszinieren uns nicht nur die Biere selbst, sondern auch die Menschen und Geschichten, die hinter den handwerklich gebrauten Bier-Juwelen stecken. Das ist für uns ebenso wichtig, wie ein unverfälschter natürlicher Geschmack", erklärt Florentine Siemsglüss. Die Bier-Sommelière und das Beyond-Beer-Team probieren fast jedes Bier, bevor sie es in das Sortiment aufnehmen. Eine enge Beziehung zu fast all ihren Brauern sei für sie eine Selbstverständlichkeit. "Außerdem verbringen wir viel Zeit auf Festivals und in Onlineforen, um immer wieder neue besondere Biere aufzuspüren", so Florentine.

Ein gutes Packaging kann die Geschichte eines Bieres untermalen
Auf ein Sortiment von insgesamt fast 500 verschiedenen Kreativbieren können Bierfans so im Laden und im Onlineshop zugreifen. Dabei ist eine Sache ziemlich auffällig: Fast alle Biere haben ein modernes, manchmal artifizielles, aber immer ansprechendes Design. Trotzdem stecke weit mehr hinter Craft Beer als eine nette Optik. Schließlich könne ein gutes Packaging die Geschichte eines Bieres noch einmal deutlich untermalen. Erstklassige Qualität hätte auch ein hochwertiges Packaging verdient. "Wichtig ist uns allerdings, dass dies nicht der entscheidende Punkt bei unserer Auswahl der Biere ist", so Florentine. "An erster Stelle steht die Qualität des Produkts. Wenn die einwandfrei ist und dann noch in einem ansprechenden Gewand daher kommt, umso besser."
Craft-Bier-Trinker sind nicht gleich Hipster
Doch genau diese Art der Produktverpackung und der meist höhere Betrag, den man für Kreativbiere im Vergleich zu "Standardbieren" auf den Tisch legt, prägten wohl in Deutschland das Bild von Craft Beer als Hipstergetränk. Florentine kann dieses Klischee nur bedingt bestätigen: "Sicherlich fühlen sich auch viele sogenannte 'Hipster' von Craft Beer angezogen, der größte Teil unserer Kunden zeichnet sich allerdings grundsätzlich durch das Interesse am Produkt und der unermesslichen Vielfalt an Bierstilen und -geschmäckern aus – egal ob Hipster oder nicht."

Die Zeiten, in denen der Porsche-Fahrer bei Aldi vorfährt, sind vorbei. Heute fährt man lieber mit dem Fahrrad zum Bio-Laden.Auch viele ehemalige Weintrinker seien unter den Craft-Beer-Fans und den Kunden von Beyond Beer – und die sind bereit, für die außergewöhnlichen Biere etwas mehr auf den Tisch zu legen als für die klassischen "Fernseh-Biere". Der höhere Preis liegt an der besseren Qualität und der größeren Menge an Rohstoffen sowie an dem deutlich längeren Herstellungsprozess. Wie auch in anderen Lebensmittelbereichen gehe, laut Florentine, der eindeutige Trend bei Bier hin zu Qualitätsbewusstsein. "Lieber gönnt man sich weniger von einem Produkt, dafür aber mit bester Qualität und dem Wissen, wo das Produkt herkommt und wie es hergestellt wird. Die Zeiten, in denen der Porsche-Fahrer bei Aldi vorfährt, sind vorbei. Heute fährt man lieber mit dem Fahrrad zum Bio-Laden." Oder eben zum Bierfachhandel seines Vertrauens.
Infos: Beyond Beer, Weidenallee 55, 20357 Hamburg; Mo–Fr 13 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 20 Uhr
Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.