
Auf ein Bier in der "Haifischbar": Altonas letzte Seemanns-Spelunken
Sie ist eine der letzten alten Seemannskneipen: In der Haifischbar nahe des Altonaer Fischmarkt erwartet Touristen und Einheimische Hafenblick, urige Einrichtung und Hamburger Seemannsgarn.
Die Haifischbar wird ihrem Namen gerecht: Von der Decke baumeln Fischernetze, alte Gaslaternen, Strickleitern, Rettungsringe, Schiffsmodelle – und besagte Haifische. Aus Plastik oder ausgestopft, in Weiß, Grau, alle mit vielen Zähnen. Darunter starren einzelne Gäste am Tresen in ihre Biergläser, eine Familie diskutiert auf Englisch über das schlechte Wetter in Hamburg. Zwei Geschäftsmänner in gepressten Anzügen schütteln an der Tür ihre Regenschirme aus. Und über allem wacht Hans Albers, dessen Ölgemälde aus der Ecke des Raums die Szenerie beobachtet, während aus der roten Jukebox an der Wand seine bekanntesten Hits dudeln.

Eisern wehrt sich die Haifischbar gegen die Gentrifizierung
Die Haifischbar ist eine der letzten Bastionen der Hamburger Seemanns-Spelunken. Um die Ecke ist noch der Schellfischposten, vor dem sich bei der Aufzeichnung von Inas Nacht regelmäßig die Schaulustigen drängeln. Daneben die Seemannsmission, vor der Haifischbar der Hafen mit seinen Kränen am Horizont, Schietwetter inklusive. Außer diesen Relikten ist zwischen schicken Bürogebäuden, Weinbars und teuren Möbelhäusern nicht mehr viel übrig vom "alten Hafen". Betritt man aber die Haifischbar, stellt man fest: Hier ist die Zeit stehen geblieben. "Zwischen all dem Trubel und der Veränderung in Hamburg geht es bei uns noch zu wie damals, als sich Seemänner und Hafenarbeiter hier die Klinke in die Hand gegeben haben", erzählt Mirko. Er arbeitet seit neun Jahren in der Kneipe. Die Haifischbar ist ein Familienunternehmen, das inzwischen in der dritten Generation geführt wird. "Für mich ist die Arbeit hier deswegen nicht wirklich Arbeit, sondern eine Herzensangelegenheit."

Die Haifischbar: Norddeutsch-kühler Charme
Auch die Begrüßung passt hier: Eine Schwäbin betritt den Laden und bestellt ein Fischbrötchen. "Welches?" knurrt der Wirt ohne ein "Hallo", aber dafür mit nordisch-rauer Gastfreundschaft. "Lachs", antwortet sie. Mehr Kommunikation braucht es eben nicht. Hakt man aber ein bisschen genauer nach, spinnt das Personal auch gerne noch Seemannsgarn und erzählt dann von der Geschichte der Haifischbar: Geöffnet hat diese seit den frühen 1960er-Jahren. Über der Bar baumelt heute noch die erste Flasche Bier der Elbschloss Brauerei, die hier verkauft wurde. Früher hätten Persönlichkeiten wie Heidi Kabel, Freddy Quinn, Hans Albers und viele anderen Legenden die Haifischbar besucht, erzählt Mirko. Heute ist Sido auch Teil dieser Liste, für Mirko eindeutiges Zeichen dafür, wie zeitlos die Kneipe ist. "Das zeigt uns, dass die jüngeren Leute es hier genauso toll finden wie Opa Hain."
Infos: Haifischbar, Große Elbstraße 128, 22767 Hamburg
Zu Gast in Hamburgs Eckkneipen
Sie gehören einfach dazu, die verrauchten Gaststuben und alteingesessenen Barleute, die noch von einem ganz anderen Hamburg erzählen können – aber sie verschwinden immer weiter. Im Seeteufel erwartet euch hanseatischer Charme mit herzlicher Gastfreundschaft. Eppendorfer können in der Fricke 46 den Absacker des Abends genießen oder beim Fußballschauen die Lieblingsmannschaft anfeuern. Und auch im Hamburger Osten bietet der Wandsbecker Bothe seinen Gästen seit Jahrzehnten ein vertrautes Heim.