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Hamburg

Auf ein Bier in der "Eulenklause": Zu Gast in Hamburgs Eckkneipen

Sophia Herzog
Sophia Herzog

Rauchige Eckkneipen und alteingesessene Bars sind im hippen, coolen Hamburg häufig nur noch Rarität. Die "Eulenklause" in der Eulenstraße hat sich wacker gehalten – und ist bis heute ein Treffpunkt der Nachbarschaft, ganz unabhängig von Alter, Job und Interessen der Gäste.

Wer am Wochenende zu später Stunde durch die Ottenser Eulenstraße spaziert, wird mit großer Wahrscheinlichkeit noch Licht in der Eulenklausefinden. Die alteingesessene Raucherkneipe nimmt es nicht ganz so ernst mit den Öffnungszeiten: Hier läuft die Musik, je nach Stimmung, auch mal bis zum frühen Nachmittag. "Wir hatten auch schon bis nachmittags auf", erzählt Christa. Sie sitzt auf einem der dunklen Holzstühle an der Bar und raucht. Ihre Kollegin Lisa ergänzt sie hin und wieder, zieht zwischen den Sätzen beherzt und mit leicht nach unten gesenktem Blick an ihrer Zigarette und schnipst die Asche dann ebenfalls in den Aschenbecher. Auch wenn es so wirkt, als wären die beiden schon immer ein Teil der Kneipe gewesen: Die beiden Rentnerinnen arbeiten erst seit vier Jahren in der Eulenklause. "Damals ist der ehemalige Besitzer verstorben", erzählt Christa. Seine Lebensgefährtin habe die Bar weitergeführt, zusammen mit vier anderen Frauen. Von ihnen sind inzwischen nur noch Lisa und Christa übrig – und Christas Tochter Vanessa, die seit zwei Jahren Inhaberin ist.

Stilsicher: Eulen, überall Eulen!

Ihrem Namen macht die urige Raucherkneipe alle Ehren: Überall im Raum verteilt findet man kleine Eulen. Ein Exemplar aus bräunlichem Metall baumelt an einer Lampe neben der Tür, gleich vier der Vögel wachen vor den Jever-Gläsern im Regal. "Die Gäste hier schätzen es, dass die Eulenklause so urig ist", erzählt Christa. Tatsächlich scheint sich seit der Eröffnung des Ladens im Jahr 1974 nicht sonderlich viel verändert zu haben. Schwarzweißfotos vom Hamburger Hafen zieren die Wände, an einem hölzernen Pfeiler neben der Bar baumelt eine Glocke, die schon leicht angelaufen ist. Am Fenster drängen sich zwei Rattansessel mit reichlich Sitzkissen um einen runden Tisch. "Dort oben", sagt Christa und deutet lachend zu den drei abgenutzten Holzstufen am Ende des Gastraums, "ist unser Thron". Und tatsächlich – ein altes, umfunktioniertes Bauernbett wartet hier auf den nächsten Besucher. "Sehr beliebt", erklärt Christa mit einem Zwinkern.

Beliebt ist die Eulenklause bei den Ottensern auf jeden Fall. Auch, weil die Kneipe ohne Schnick-Schnack und modernsten Einrichtungstrend ein buntgemischtes Publikum anzieht. "Hier sind nicht nur alte Leute, die knobeln und Roland Kaiser hören", bestätigt Thorsten, und leert seine Flasche Flens. Er ist Stammgast in der Eulenklause. "Das Publikum ist von 18 bis 92 komplett durchgemischt", erzählt er. Mit Schwung beugt er sich über den Tresen und stellt die leere Bierflasche neben die Spüle, als würde er sich hier schon wie zuhause fühlen. "Fremde bleiben bei uns nicht lange fremd", ergänzt auch Christa. "Die werden immer gleich ins Gespräch mit einbezogen." Wenn die Gruppe sich versteht und die Stimmung passt, dann bleibt die Eulenklause eben bis in die Morgenstunden auf. "Und die Musik, die muss stimmen", sagt Lisa. Christa ist davon überzeugt, dass sie das immer tut. "Hier gibt’s nur gute Musik", lacht sie. "Keine Helene Fischer!"

Weitere Hamburger Kneipen, die einen Besuch lohnen

Vielleicht schaut ihr demnächst ja einfach mal in der Eulenklause vorbei, wenn ihr ein Stück des alten, authentischen Ottensens erleben wollt. Und sollte euch dieses gemütliche Kleinod nicht ausreichen, haben wir noch weitere Eckkneipen-Tipps parat: So findet ihr in Barmbek das "Habicht 106" - ebenfalls ein echtes Unikat. Oder der "Wandsbeker Bothe", eine Institution unter Hamburgs Kneipen. Wo auch immer es euch hinziehen mag, wir sagen "Prost!" und wünschen euch viel Spaß.