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Kornhausbrücke in der Hamburger Speicherstadt
Unsplash / Mika Baumeister
Hamburg

So schnackt Hamburg: 10 Ausdrücke, die nicht jeder kennt

Sirany Schümann
Sirany Schümann

Unsere Hansestadt hat viele sprachliche Eigenheiten zu bieten. Das Buch "So snackt Hamburg" von Daniel Tilgner versammelt sie alle in einem Werk. Wir stellen unsere liebsten Ausdrücke daraus vor.

Abbuddeln

Wer anderen eine Grube gräbt oder im Sandkasten sitzt, kann auch ordentlich abbuddeln. In diesem Fall ist aber was anderes gemeint. Abbuddeln leitet sich hier vom plattdeutschen Wort "Buddel" für "Flasche" (auf Französisch: "la bouteille") ab. Wenn eine leere Flasche im Wasser treibt, geht sie unter, sobald sie vollgelaufen ist. Sie buddelt also ab. Doch nicht nur Schiffe oder andere Dinge können abbuddeln, sondern auch Menschen – sogar im übertragenen Sinne, wenn sie nicht mehr können. Ihr knickt in der Kneipe beim zehnten Mexikaner ein? Abgebuddelt! Ihr seid beim Joggen zu schnell gelaufen und nach zehn Minuten schon k. o.? Abgebuddelt! Ihr könnt beim Kartenspiel nicht mehr legen? Abgebuddelt! Ihr seht: Dieses schöne Wörtchen ist vielfältig einsetzbar.

Butter- oder Margarinenseite?

Butter- oder Margarinenseite – das ist hier die Frage! Allerdings nicht nur, wenn es um eure Frühstücksgewohnheiten geht, sondern auch, wenn wir uns eine von Hamburgs teuersten Straßen angucken: die Elbchaussee. Große Gärten, luxuriöse Villen und im Idealfall sogar noch: ein unverbauter Blick auf die Elbe. Wer dieses große Los gezogen hat, wohnt auf der Butterseite südlich von der Elbchaussee. Nördlich der Straße liegt die Margarinenseite: Die Häuser sind zwar nicht so nah am Wasser gebaut, die Anwesen bleiben aber prächtig. Also wir würden zu beidem nicht nein sagen.

Handeule

Bei dem Begriff denkt ihr an eine putzige, zahme Eule à la "Harry-Potter"-Hedwig? Da müssen wir euch leider enttäuschen. Als Handeule oder Handuhle bezeichnet man im Plattdeutschen einen Handfeger. Ein Besen mit kurzem oder langem Stiel wurde dementsprechend auch Kurze oder Lange Uhle genannt. Die Bezeichnung kommt vermutlich daher, weil die Menschen früher die Flügelfedern der Eule zum Fegen verwendet haben.

Hühn un Pedühn

Wahrscheinlich kennt ihr die Bezeichnungen "jeder Hans und Franz ist da gewesen" oder "Hinz und Kunz sind gekommen" als Ausdruck für "jedermann" oder "alle möglichen Leute". Die Hamburger haben stattdessen das weitaus weniger bekannte plattdeutsche Hühn un Pedühn (andere Schreibweise: Hün und Perdün) verwendet, was auch für Dinge im Sinne von "dies und das" stehen konnte.

Hutschefidel

Ihr besitzt einen Mini oder einen Smart? Glückwunsch, dann fahrt ihr ein Hutschefidel, also ein sehr kleines Auto. Wie niedlich ist dieser plattdeutsche Begriff bitte? Und er ist gar nicht mal so unähnlich zur "Knutschkugel", wie Käfer, Fiat 500 und andere irgendwie knubbelige und winzige Automodelle im Rest des Landes bezeichnet werden.

Mann inne Tünn!

Etwas versetzt euch in (positives) Staunen? Dann sagt doch beim nächsten Mal "Mann inne Tünn!" statt einfach nur "Wow!", um eure Überraschung auszudrücken. Früher war das in Norddeutschland ein verbreiteter Ausruf. Wie und warum der Mann in die Tonne gekommen ist? So ganz genau weiß die Sprachwissenschaft das auch nicht. Eine mögliche Erklärung beruht darauf, dass Pastoren ursprünglich in einer tonnenähnlichen Kanzel gepredigt haben und deren Worte wohl häufiger Erstaunen bei den Zuhörern auslösten.

Ökelname

Das niederdeutsche Wort Ökelname klingt ein wenig so wie "Ekelname" und wurde wohl im Nachhinein auch an "Ekel" angeglichen. Denn der Ökelname – ein Bei- oder Spitzname –, der einer Person gegeben wurde, war in der Regel kein allzu charmanter. Bestes Beispiel: Wasserträger und Wahrzeichen Hans Hummel, der in Wirklichkeit Johann Wilhelm Bentz hieß und sich seinen Rufnamen auch nicht selbst ausgesucht hatte. In bestimmten Berufsgruppen, etwa unter den Droschkenkutschern und Ewerführern, gehörte es aber fast schon zum guten Ton, sich solche Necknamen zu geben. Vorteil: Der Ökelname war im Vergleich zum Nachnamen, wenn es viele Meiers, Müllers und Hansens gab, unverkennbar.

Piepgöschen

Schon wieder so ein süßes Wort! Piepgöschen sind eigentlich die kleinen Küken, analog dazu kann der Begriff aber auch für Kita-Kinder genutzt werden. Einen leicht negativen Touch bekommt die Bezeichnung allerdings, wenn sie sich auf besonders ängstliche und vorsichtige Menschen bezieht. Dann entspricht sie nämlich eher der hochdeutschen Bezeichnung "Weichei", klingt dabei aber deutlich liebevoller.

Scholle sein

Die Scholle zählt zu den Plattfischen. Und jetzt könnt ihr euch sicher schon herleiten, wie es jemandem geht, der sagt: "Ich bin heute ganz schön Scholle." Richtig, ziemlich platt, fertig und erschöpft! Der Ausdruck ist auch etwas platt, wir finden ihn aber trotzdem lustig und nehmen ihn in unseren Wortschatz mit auf.

Tante Meier

Tante Meier – klingt irgendwie nach einer urigen Berliner Kneipe. Tatsächlich war diese Bezeichnung aber in Hamburg verbreitet und hat keinesfalls Verwandtschaftsverhältnisse beschrieben. Wenn jemand sagte "Ich geh ma ehm nach Tanne Meier", besuchte er weder seine Tante noch eine Familie Meier. Stattdessen hat die Person die Toilette aufgesucht. Doch die Worte so deutlich beim Namen zu benennen, war in der früheren Zeit wohl nicht angebracht. Und wenn kein Klo vorhanden war? Dann gingen die Leute "nach Mudder Grün", also irgendwo draußen in der freien Natur.

Noch mehr sprachliche Eigenheiten gibts im Buch "So snackt Hamburg"

Ihr seid jetzt angefixt? Dann lohnt es sich für euch, einen Blick in das bereits erwähnte Buch "So snackt Hamburg" von Daniel Tilgner (12 Euro) zu werfen, das im Ellert & Richter Verlag nun bereits in der 3. Auflage erschienen ist. Auf 252 Seiten bekommt ihr einen super Eindruck davon, was die unverwechselbare Hamburger Sprache ausmacht – Abbildungen und Querverweise inklusive. Viele Wörter sind platt- beziehungsweise niederdeutschen Ursprungs. Aber auch Passagen aus dem Missingsch – das, was rauskommt, wenn niederdeutsche Sprecher versuchen, Hochdeutsch zu reden – bereichern das Buch.

Buchcover So snackt Hamburg von Daniel Tilgner
Ellert & Richter Verlag

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