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Hafen Hamburg
Unsplash / Jannis Lucas
Hamburg

10 Gedanken, die ein Schwabe in Hamburg hat

Lisa Pawlowski-Neuber
Lisa Pawlowski-Neuber

Nicht nur kilometertechnisch liegen Baden-Württemberg und Hamburg weit auseinander, auch der kulturelle Unterschied ist groß. Was Schwaben bei einem Besuch durch den Kopf geht, lest ihr hier.

"Verstanded die au, was i schwätz?"

Erster Gedanke – und gleichermaßen wohl auch die größte Angst eines jeden Schwaben im hohen Norden: Verstehen die Leute überhaupt, was ich sage? Nicht ganz unbegründet. Denn neben dem Dialekt gibt es auch noch merkwürdige sprachliche Eigenheiten. So sagen Schwaben "heben" statt "halten" oder "mei Fuß juckt", obwohl's am Oberschenkel kitzelt.

"Hier kann man aber weit gucken ..."

Wenn man in der südlichen Region Deutschlands aufwächst, gehören Berge, Anhöhen und Hügel zur Tagesordnung. Deswegen ist Fahrrad fahren in der Regel immer anstrengend: Auf der Strecke von A nach B geht es mindestens einmal bergauf. In Hamburg kann man dagegen bis zum Horizont blicken – und gefühlt auch noch darüber hinaus. Vor allem Stuttgarter kommen deswegen in Hamburg oft nicht aus dem Staunen raus. Zu Hause wohnen die nämlich, umgeben von Bergen, im sogenannten "Kessel".

"Wo gibt's hier Fleischkäsweckle?"

Leberkässemmel, Fleischkäsweckle oder schlicht und einfach LKW (Leberkäswecken): Was für die Hanseaten das Fischbrötchen ist, ist für die Schwaben ein Brötchen samt dicker Scheibe der viereckigen Brühwurst. Plus Ketchup und oder Senf. Kein Wunder also, dass viele Schwaben mit großen Fragezeichen in den Augen beim Bäcker stehen und feststellen, dass ihr geliebtes LKW nicht zur Standard-Austattung gehört. Kleiner Tipp: Im Food Court am Hauptbahnhof werdet ihr fündig!

"Das soll ein Weinberg sein?!"

Zugegeben: Die letzten Jahre huschte dieser Gedanke nicht mehr durch schwäbische Köpfe. Denn die Rebstöcke am Sintfang, Hamburgs einzigem Weinberg, mussten im Zuge der Sanierung des Alten Elbpark einer Baustelle weichen und wurden erst vor wenigen Monaten wieder gepflanzt. In der Zeit davor sorgte der kleine Hügel mit einer Handvoll Weinreben jedoch regelmäßig für Verwirrung. Im Süden ist man das nämlich einige Nummern größer gewohnt.

"Wie, keine Kehrwoche?! Anarchie!"

Für die einen ein Fluch, für die anderen der Kitt, der die (schwäbische) Gesellschaft zusammenhält: die Kehrwoche. Während sich in den meisten Teilen des Landes Externe oder ein Hausmeister um Sauberkeit und Ordnung im Treppenhaus kümmern, nehmen die Schwaben diese Aufgabe selbst in die Hand. Wortwörtlich. Denn in einem wöchentlichen Rhythmus muss hier jeder Hausbewohner einmal das ganze Treppenhaus fegen.

"Der Eintritt zur Elbphilharmonie ist KOSTENLOS?!"

Sachen, die umsonst sind – nichts lässt das schwäbische Herz höher schlagen. Der Spruch "Schwaben sind sparsam" kommt schließlich nicht von ungefähr. Umso glücklicher sind Schwaben, wenn sie das erste Mal vor der Elphi stehen. Für den Besuch auf der Plaza wird nämlich kein Geld verlangt. Aber mal im Ernst: Ob Schwabe oder nicht, über freien Eintritt freut sich jedermann.

"Moment, warum verkauft der Kiosk bis spät in die Nacht Alkohol?"

In Sachen Späti-Kultur ist Berlin klarer Spitzenreiter. Doch auch in Hamburg kann man sich, vor allem an Wochenenden, bis weit nach Mitternacht ein Wegbier im Kiosk seines Vertrauens kaufen. Für die meisten schwäbischen Gäste eine ganz neue Erfahrung. Hier muss man nämlich, wenn Supermarkt und Co. schon längst geschlossen haben, zur nächsten Tanke fahren.

"Wieso sagen die auch abends 'Moin'?"

Der Fairness wegen muss gesagt sein, dass ein "Moin" am Abend nicht nur die Schwaben verwirrt. Während ein morgendliches "Moin" als Kurzform von "Morgen" verstanden wird, fühlt es sich am Abend für Nicht-Hanseaten einfach falsch an. Das Problem: "Moin" stammt nicht von "Morgen", sondern dem Wörtchen "moi" ab – was so viel wie "angenehm, gut, schön" bedeutet. Also ein Ausdruck hanseatischer Warmherzigkeit, die zu jeder Tag- und Nachtzeit gilt. Aber Vorsicht: "Moin Moin" ist schon Gesabbel – das ist so eine sprachliche Eigenheiten aus der Hansestadt.

"Warum sind die nur alle so unfreundlich?"

Hamburger werden oft als zurückhaltend und kühl bezeichnet. Und ja, Küsschen hier, Küsschen da oder ein langer Schnack am heimischen Gartenzaun sind nicht so das hanseatische Ding. Dafür gibt es allerdings auch einen ganz simplen Grund: Bevor ein Hamburger jedermann mit offenen Armen empfängt, schaut er sich jeden erst einmal ganz genau an – und entscheidet dann, wer seine Zuneigung verdient hat. Die kommt dann aber auch von Herzen.

"Ganz schön windig hier."

Wetter in Hamburg: Kein Thema wird so oft und so heiß diskutiert. Vor allem Stuttgarter, die gerade im Sommer in ihrem Kessel vor sich hin brutzeln, wundern sich über den Wind, der durch Hamburgs Straßen fegt. Doch die Hanseaten wissen: Das ist kein Wind, sondern eine Böe – und die sind vor allem im Sommer super erfrischend.

Been there, done that – hier erkennt sich mit Sicherheit jeder wieder

Mal ganz abgesehen von den Schwaben: Gedanken, die jeder beim ersten Besuch in Hamburg hat. Und kennt ihr schon unsere Liste über Hamburgische Schimpfwörter für jederman?

Unsere Texte, Tipps und Empfehlungen richten sich an alle, die sich für Hamburg interessieren. Deshalb bemühen wir uns um genderneutrale Formulierungen. Nutzen wir die männliche Form, dient dies allein dem Lesefluss. Wir denken aber stets Menschen aller Geschlechter mit.